"Behalte die K.O.ntrolle" - Neue Kampagne des Landes Burgenland sensibilisiert zum Thema "K.O.-Tropfen

(v.l.n.r.) Landespolizeidirektor Martin Huber, Karin Behringer-Pfann, Geschäftsführerin der Beratungsstelle "Der Lichtblick", LH-Stv. Astrid Eisenkopf, Juliane Bogner, Wiesen-Festivals.

Nachweisbarkeit von K.O-Tropfen nur wenige Stunden gegeben – Umgehende Anzeige bei der Polizei deshalb wichtig

Ob in der Bar, beim Festival, auf dem Fest im Dorf oder auch auf einer privaten Party: K.O.-Tropfen werden auch im Burgenland zu einem immer größeren Problem. Die Betroffenen sind meistens Frauen und Mädchen. Das Land Burgenland startet deshalb gemeinsam mit der Frauenberatungsstelle "Der Lichtblick" unter dem Motto: "Behalte die K.O.ntrolle" eine neue, landesweite Kampagne, die an die Aufmerksamkeit appellieren und zu Zivilcourage aufrufen soll.

Die Freude auf eine gute Zeit bei Outdoor-Veranstaltungen, Dorffesten oder Festivals hat leider manchmal ihre Schattenseiten. Auch im Burgenland sind K.O.-Tropfen ein immer größer werdendes Problem, stellte Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf am Mittwoch bei der Kampagnenpräsentation fest. „Auch die aktuellen Medienberichte und schwerwiegenden K.O.-Tropfen-Vorwürfe rund um Rammstein-Frontmann Till Lindemann werfen derzeit das Licht auf ein Verbrechen, das oft im Verborgenen passiert und die Opfer mit physischen aber auch psychischen Verletzungen und einem unglaublich großen Gefühl an Unsicherheit, Vertrauensverlust und Hilflosigkeit zurücklässt“, so Eisenkopf.

Nach der kürzlich erfolgten Präsentation des „Burgenländischen Aktionsplans gegen Gewalt“ setze man mit der heutigen Vorstellung der neuen landesweiten Kampagne „Behalte die K.O.ntrolle“ einen weiteren wichtigen Schritt im Bereich des Gewaltschutzes, hob die Landeshauptmann-Stellvertreterin hervor. Wichtige Kooperationspartnerin bei der Erarbeitung der Kampagne war die Frauenberatungsstelle „Der Lichtblick“ in Neusiedl/See, die auch die burgenländische Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt und damit Anlaufstelle No.1 beim Thema K.O.-Tropfen im Burgenland ist. Unterstützt wird die Kampagne auch vom Team der Wiesen Festivals rund um Juliane Bogner.

Täter mischen K.O.-Tropfen in Getränke, um ihre Opfer damit zu betäuben. Die Betroffenen seien meistens Frauen und Mädchen: „Entgegen der vielleicht vorherrschenden Meinung, dass nur junge Frauen und Mädchen Opfer von K.O.-Tropfen werden, wurde mir in den Gesprächen mit den Frauenberatungsstellen berichtet, dass ihnen auch von Fällen erzählt wurde, in denen Frauen auch weit fernab des Teenageralters K.O.-Tropfen verabreicht wurden“, schilderte Eisenkopf: „Die Täter wollen die Betroffenen dadurch wehrlos gegen sexualisierte Gewalt und andere Straftaten machen. Das passiert gezielt, schnell und oft unbemerkt. Die Taten werden zu jeder Tageszeit begangen – also nicht nur zu später Stunde.“

Die Substanzen, die dabei verabreicht werden, seien meist geruchs- und farblos und haben einen leicht bitteren, salzigen oder seifigen Beigeschmack, der in einem alkoholischen oder einem Mixgetränk (Cocktail) oft nicht wahrnehmbar ist. Und die Wirkung von K.O.-Tropfen setze sehr plötzlich ein. „Verlässliche Zahlen dazu, wie viele Menschen im Burgenland in den vergangenen Jahren und Monaten Opfer von K.O.-Tropfen wurden, sind leider nicht vorhanden. Die Dunkelziffer ist aber wohl hoch“, so die Landeshauptmann-Stellvertreterin.

Nur in den seltensten Fällen, könnten Beweise gesichert werden, da K.O.-Tropfen nur kurze Zeit im Blut bzw. im Urin nachweisbar sind. Den Opfern fehle häufig die Erinnerung an einige Stunden. Sie wachen manchmal an fremden Orten auf, fehlende Kleidung oder Schmerzen im Unterleib deuteten auf sexuelle Übergriffe hin. Aber auch Raubdelikte würden gemeldet. 

Weil es sehr schwer sei, dieses Verbrechen nachzuweisen und aufzudecken, sei es umso wichtiger, auf das Thema aufmerksam zu machen und den Mädchen und Frauen, aber auch allen Menschen zu sagen: „Passt auf euch und aufeinander auf. Lasst eure Getränke nicht unbeobachtet irgendwo offen herumstehen. Kümmert euch um eure Freundin bzw. euren Freund, wenn ihr das Gefühl habt, dass das Verhalten ganz plötzlich völlig verändert ist. Und meldet jeden Verdacht, wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr selbst oder jemand in eurer Umgebung von K.O.-Tropfen betroffen sein könntet“, so die Landeshauptmann-Stellvertreterin.

„K.O.-Tropfen sind eine gefährliche Methode, um die Menschen heimlich zu betäuben oder sie bewusstlos zu machen“, erläuterte Landespolizeidirektor Martin Huber. „Die Wirkung tritt innerhalb von zehn bis 30 Minuten nach Verabreichung dieser K.O.-Tropfen ein. Die Wirkungsdauer kann bei eineinhalb bis drei Stunden oder mehr liegen, wobei es immer auf die Konzentration ankommt.“

Die Nachweisbarkeit betrage bei K.O.-Tropfen im Blut etwa nur sechs bis acht Stunden, im Urin könnten die Tropfen etwas länger nachgewiesen werden. „Deshalb ist es ganz wichtig, den Sachverhalt so schnell wie möglich bei der Polizei anzuzeigen, umgehend in ein Krankenhaus zu fahren beziehungsweise die Rettung zu alarmieren und vor allem auch darauf zu bestehen, dass im Krankenhaus das Blut oder der Harn abgenommen werden, um entsprechende Proben für die weiteren Untersuchungen zu bekommen“, hob der Landespolizeidirektor hervor.

Für die Kampagne wurden Poster mit fünf verschiedenen Sprüchen bzw. Sujets entwickelt und dazu Bierdeckel angefertigt. Auf diesen befinden sich der Aufruf „Behalte die K.O.ntrolle“ sowie fünf Sprüche, die aufrütteln und für das Thema sensibilisieren sollen – beispielsweise: „Alle tanzen, nur nicht Isabell. Die hat K.O.-Tropfen im Cocktail.“ oder auch „Alle feiern außer Kathi. Die verschwand von der Party.“ oder „Alle sind zuhaus, nur nicht Klaus. Der kotzt sich die Seele raus.“ In der Mitte des Bierdeckels befindet sich ein Loch, um dort einen Strohhalm durchzustecken und sein Getränk damit vor K.O.-Tropfen zu schützen. Außerdem wird dazu aufgerufen, jeden Verdacht auf K.O.-Tropfen bei der Polizei zu melden.

Sowohl auf den Plakaten als auch auf den Bierdeckeln befinden sich ebenso die Notrufnummer der Polizei sowie ein QR-Code, der auf eine eigens für die Kampagne gestaltete Unterseite zum Thema K.O.-Tropfen KO-Tropfen - Land Burgenland auf der Landeshomepage führt. Dort findet man wichtige Infos über K.O.-Tropfen aber darüber wie man sich schützen kann und was man tun kann, wenn man vermutet, dass jemandem K.O.-Tropfen verabreicht wurden.

Die Inhalte der Kampagne werde man in den kommenden Wochen auch verstärkt über die Social Media Kanäle des Landes kommunizieren, um möglichst breitenwirksam über K.O.-Tropfen zu informieren, kündigte Eisenkopf an. Neben den Wiesen Festivals als Unterstützer der Kampagne seien auch weitere Veranstalter wie das Golser Volksfest oder auch das Neusiedler Stadtfest mit an Bord und helfen, auf das Thema aufmerksam zu machen und darüber zu informieren.

Wer als Veranstalter mit einem Event, seinem Fest oder auch seinem Gastronomielokal mithelfen möchte, dass die Kampagne noch stärkere Breitenwirkung erfährt, kann sich beim Frauenreferat des Landes Burgenland melden. Weiters bietet die Frauenberatungsstelle „Der Lichtblick“ nicht nur detaillierte Infos und Beratung zum Thema K.O.-Tropfen an, sondern auch Schulungen für Mitarbeiter*innen von Blaulichtorganisationen, Gastronomie und Festival. Für die Konzeption der Kampagne zeichnet die Agentur Clicksgefühle verantwortlich. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt etwa 3.600 Euro.

Pressefoto zum DownloadKO-Tropfen-1

Bildtext: (v.l.n.r.) Landespolizeidirektor Martin Huber, Karin Behringer-Pfann, Geschäftsführerin der Beratungsstelle "Der Lichtblick", LH-Stv. Astrid Eisenkopf, Juliane Bogner, Wiesen-Festivals.

Bildquelle: Landesmedienservice

Hans Christian Gmasz, Stefan Wiesinger, 21. Juni 2023

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