Das Burgenland gilt als Vorbild bei der Ausweisung von Natura 2000-Gebieten (Europaschutzgebiete). Insgesamt stehen über ein Drittel der Landesfläche, 34,3%, unter Naturschutz. Davon entfallen auf Europaschutzgebiete aktuell rund 110.000 Hektar, dies entspricht 27,7% der Landesfläche. Nun soll die Familie der Europaschutzgebiete, davon gibt es im Burgenland aktuell 16, weiterwachsen. „Mit dem geplanten Europaschutzgebiet ,Burgenländische Leithaauen‘ wird ein wichtiger Betrag zum europaweiten Netz an Natura 2000-Gebieten und zur Erhaltung der hohen Lebensqualität im Burgenland geschaffen“, so Landeshauptmann Hans Niessl, der gemeinsam mit Naturschutz-Landesrätin Mag.a Astrid Eisenkopf und dem Naturschutzexperten Prof. Hermann Frühstück in Gattendorf über das Projekt informierte. Das geplante Schutzgebiet soll sich über Teile der Leithaauen bei Parndorf, Potzneusiedl und Gattendorf erstrecken. Laut einer vom Land Burgenland in Auftrag gegebenen Studie erfüllt eine Gesamtfläche von 94,3 Hektar die Kriterien um als Europaschutzgebiet ausgewiesen zu werden. Die angrenzenden Leithaauen auf niederösterreichischer Seite sind bereits Europaschutzgebiet. Am 27. August 2018 ist im Gemeindeamt Parndorf ein Informationsgespräch mit den betroffenen Gemeinden und Interessensvertretungen geplant, zu der auch die Bevölkerung eingeladen wird.
Mit dieser Studie seien die fachlichen Grundlagen für das geplante Europaschutzgebiet geschaffen worden, ein Entwurf des Endberichtes liege bereits vor, so Eisenkopf: „In der Studie wird die Eignung der burgenländischen Leithaauen in den Gemeindegebieten von Parndorf, Potzneusiedl und Gattendorf als Europaschutzgebiet. Die Gesamtfläche der Teilgebiete die als Europaschutzzone ausgewiesen werden sollen beträgt 94,3 Hektar, ohne dem Flusslauf der Leitha.“ Es sei ein besonderes Anliegen der EU-Kommission, dass Natura 2000 Gebiete ausgewiesen werden, ergänzt der Naturschutzexperte Hermann Frühstück. Dies gelte besonders für die Hartholzauwälder. „Die burgenländischen Leithaauen in den Gemeindegebieten von Parndorf, Potzneusiedl und Gattendorf eignen sich als Europaschutzgebiet für die Lebensraumtypen 91F0 Hartholzauwälder und 91E0 Auenwälder mit Schwarz-Erle und Esche.“ Wichtig sei auch die Kohärenz, das Zusammenspiel, des nun geplanten Europaschutzgebiets „Leithaauen“ mit bereits bestehenden Schutzgebieten. „Diese dienen wandernden Tieren als Korridore. Außerdem sind die Leithaauen ein bedeutendes Brutgebiet für Vögel wie zum Beispiel dem Weißstorch.“ Land- und Forstwirtschaft seien in Europaschutzgebieten weiter möglich, so der Experte; es gehe um den Schutz vor willkürlicher Zerstörung.
Gerade Auenlandschaften seien Lebensräume, die besonders sensibel und auch besonders schützenswert sind, so Eisenkopf. „Auen sind aber nicht nur ein wertvoller Lebensraum und eine ästhetische Landschaft, sie leistet auch sehr viel für die Menschen in der Region. Auen halten im Falle eines Hochwassers das Wasser zurück und geben es langsam wieder ab, sie reinigen aber auch das Grundwasser. Sie sind aber auch ein wundervoller Erholungsraum für die Menschen. Ein Ziel von Natura 2000 ist daher auch, diese Lebensräume der Bevölkerung zugänglich und nutzbar zu machen.“
Die ausgewählten Gebiete werden der Europäischen Kommission vorgeschlagen. „Wir rechnen damit, dass die EU-Kommission bis Ende des Jahres grünes Licht gibt. Geschieht das, tritt sofort der Schutzstatus in Kraft. Eine Verordnung des Landes, mittels der die Gebiete als besondere Schutzgebiete endgültig unter Schutz gestellt werden, ist dann nur mehr Formsache“, erläutert Eisenkopf das weitere Prozedere. Bei Infoveranstaltungen werde man auch die Bevölkerung, die betroffenen Gemeinden sowie Interessensvertretungen informieren.
Mit dem Europaschutzgebiet „Leithaauen“ trage man auch dem Bedürfnis der Bevölkerung Rechnung, betont Landeshauptmann Hans Niessl. Bei einer vor Kurzem durchgeführten Nordburgenland-Befragung bewerteten 86% der Befragten die Lebensqualität im Nordburgenland sehr gut oder gut. „Ein entscheidender Faktor für diese hohe Lebensqualität ist eine intakte Natur und Umwelt“, Niessl. Beim Thema Natur- und Landschaftsschutz haben sich 84% der Befragten sehr zufrieden oder zufrieden gezeigt. „Auch das ist ein ausgezeichneter Wert, der einerseits Bestätigung für die geleistete Arbeit ist, aber gleichzeitig auch ein Auftrag für die Zukunft, weiterhin sehr verantwortungsvoll mit der Natur und Umwelt umzugehen, einen klugen Weg zu finden, um ökonomische und ökologische Interessen in Einklang zu bringen“, so Niessl. Die letzten Wochen seien im Burgenland im Zeichen der Natur gestanden: „Wir haben den Masterplan Neusielder See vorgestellt, wo sich bei einer Befragung 75% für den Erhalt des freien Zugangs zum See und 83% für den Erhalt des Sees als UNESCO Welterbestätte ausgesprochen haben. Das Europaschutzgebiet ,Leithaauen‘ ist ein nächster Schritt. Und schon bald werden wir den Masterplan ,Radfahren“ präsentieren. Wir nehmen die Bedürfnisse der Bevölkerung ernst.“
Die Leithaauen im nördlichsten Teil des Burgenlandes, im Dreiländereck Österreich, Ungarn, Slowakei, seien mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt eine einzigartige Naturlandschaft, so Niessl weiter. Dem Leitbild des Landes „Mit der Natur zu neuen Erfolgen“ wolle man auch in den Leithaauen gerecht werden. „Mit der Ausweisung der Leithaauen als Europaschutzgebiet schaffen wir die Voraussetzung dafür, dass diese einzigartige Naturlandschaft auch für die Zukunft, für kommende Generationen, Bestand hat“, schließt Niessl.
Pressefoto zum Download: Europaschutzgebiet Leithaauen
Bildtext Europaschutzgebiet Leithaauen: Naturschutz-Landesrätin Mag.a Astrid Eisenkopf und Landeshauptmann Hans Niessl stellten mit Naturschutz-Experten Hermann Frühstück das Projekt „Europaschutzgebiet Leithaauen“ vor
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Wolfgang Sziderics, 10. August 2018
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