Ehemalige Synagoge Kobersdorf präsentiert Veranstaltungsprogramm 2023

Landeshauptmann Mag. Hans Peter Doskozil (rechts im Bild) und Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, bei der Eröffnung der ehemaligen Synagoge Kobersdorf (Archivbild vom 26. April 2022)

Seit der Wiedereröffnung im April 2022 wird die neu renovierte ehemalige Synagoge Kobersdorf als Kultur-, Wissenschafts- und Bildungszentrum mit einem Schwerpunkt auf jüdischer Geschichte und Kultur genutzt. Mit über 100 Öffnungstagen zwischen April und November und mit fast 5.000 Besucherinnen und Besuchern im Jahr 2022 kann auf eine beachtliche Veranstaltungssaison zurückgeblickt werden. Die ehemalige Synagoge sei damit nach der Sanierung auch ein Ort der Zusammenkunft geworden, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil: „Es war dem Land Burgenland ein großes Anliegen, mit dem Erwerb der Synagogen in Kobersdorf und Stadtschlaining einen wertvollen und von den Nazis zerstörten Teil der burgenländischen Identität zu sichern. Gleichzeitig haben wir damit ein sichtbares Zeichen der Wiedergutmachung und einer verantwortungsbewussten Erinnerungskultur gesetzt.“ In diesem Sinne werde auch das Programm 2023 ausgerichtet, so der Landeshauptmann und Kulturreferent weiter. Nach der Winterpause wurde dieses nun den Besucherinnen und Besuchern präsentiert. Das Veranstaltungsprogramm reicht von Konzerten, Theaterinszenierungen, Vorträgen, Lesungen und Filmabenden bis hin zu Führungen im Gebäude. Ein neuer Schwerpunkt ist dem Bereich der Holocaust-Education mit burgenländischen Schulen gewidmet.

Rückblick auf 2022

Mit der letzten Veranstaltung am 9. November 2022 ging die erste Veranstaltungssaison seit der Wiedereröffnung des geschichtsträchtigen Gebäudes zu Ende und es kann auf ein abwechslungsreiches und eindrucksvolles Kultur- und Bildungsprogramm zurückgeblickt werden. An über 100 Öffnungstagen zwischen April und November war das bedeutende historische Gebäude für Interessierte zugänglich. Über 1.200 Erwachsene und Kinder haben im Rahmen von Themenführungen mehr über die Geschichte des einzigartigen jüdischen Waldfriedhofes, über das jüdische Viertel in Kobersdorf und natürlich über die Geschichte des ehemaligen Tempels erfahren können. Insgesamt hatte die Synagoge Kobersdorf im Jahr 2022 fast 5.000 BesucherInnen.

Zwei internationale wissenschaftliche Symposien haben inhaltlich das Gebäude der Synagoge selbst in den Mittelpunkt gestellt. Renommierte ReferentInnen gingen der Frage nach, wie heute mit Synagogen - als materielles und immaterielles jüdisches Kulturerbe - umgegangen wird. Ausgehend vom Gebäude in Kobersdorf wurde dabei auch ein Blick in die Nachbarbundesländer Steiermark und Niederösterreich, aber auch nach Deutschland, geworfen.

Neben bemerkenswerten Vorträgen zu jüdischen Themen wie Feste und Feiertage, Essgewohnheiten bei Tisch oder auch „jüdischer Physik“ haben auch Lesungen, eine Dokumentarfilmreihe zur Zeitgeschichte sowie die Wissenschaftsgala des Landes stattgefunden. Auch beachtenswert war die gut besuchte burgenländisch Uraufführung des Theaterstückes „Rechnitz. Der Würgeengel“ von Elfriede Jelinek, welches als Einpersonenstück adaptiert wurde. Mit Shlomit Butbul wurde die Konzertreihe eröffnet, welche in der kommenden Saison weitergeführt wird. „Die Synagoge von Kobersdorf ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass wir uns unserer jüdischen Wurzeln und unserer Verantwortung für die Opfer aus der NS-Zeit bewusst sind. Die thematische Ausrichtung, die Veranstaltungen aber auch die Besucherzahlen der ersten Veranstaltungssaison zeigen, dass es dem Land Burgenland gelungen ist, ein umfassendes und würdiges Bekenntnis zu seinem jüdischen Erbe abzugeben“, so der Landeshauptmann.

Ausblick auf 2023

Das abwechslungseiche Veranstaltungsprogramm reicht von Konzerten, Theaterinszenierungen, Vorträgen, Lesungen und Filmabenden bis hin zu Führungen im Gebäude und im ehemaligen jüdischen Viertel sowie Führungen im Rahmen bundesweiter Großveranstaltungen wie beispielsweise der „ORF-Lange Nacht der Museen“ und des „Tag des Denkmals“. Einen ersten musikalischen Höhepunkt wird Timna Brauer darstellen. Sie singt die bekanntesten Lieder ihres Vaters aus den Siebzigern und liest aus seinen Memoiren „Die Farben meines Lebens“ (18. Mai, Beginn 11.00 Uhr).

Lag im Jahr 2022 der inhaltliche Schwerpunkt auf dem Synagogengebäude selbst, werden im Jahr 2023 anlässlich 85-Jahre „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ die Themenschwerpunkte Flucht und Vertreibung näher in den Fokus gerückt. Neben einem wissenschaftlichen Symposium am 27, 28. und 29. Juni 2023, welches die Geschichte der Vertreibung des Jahres 1938 aus der Perspektive der Vertriebenen in den Mittelpunkt stellt, soll die Ausstellung „FÜR DAS KIND - Der Kindertransport zur Rettung jüdischer Kinder nach Großbritannien 1938/39“ gezeigt werden. Im musikalischen Bereich werden die kompositorischen Werke von jüdischen MusikerInnen gewürdigt. Den Auftakt macht hier das Rezital-Konzert „Karl Goldmark“ am 29. März 2023 (Beginn 18.00 Uhr). Höhepunkt wird das erste Konzert der Veranstaltungsreihe „Musik.GEDENK.Schule“ von den Musikschulen Oberpullendorf und Deutschkreutz am 19. Oktober 2023 um 18.00 Uhr sein, die mit dem Studieren und Erlernen von Musik jüdischer KomponistInnen ein Zeichen der Erinnerung setzen. Neben Kompositionen von Carl Goldmark und Walter Arlen werden auch Texte und historische Ton- bzw. Filmaufnahmen zu erleben sein. 

Ab dem Jahr 2023 soll die ehemalige Synagoge als Lern- und Gedenkort vermehrt für die jüngere Generation zur Verfügung stehen. So werden die Angebote zur Vermittlungs- und Präventionsarbeit rund um die burgenländische jüdische Geschichte, die jüdische Kultur, aber auch rund um Antisemitismus, Diskriminierung und Rassismus stark ausgebaut. Damit soll Wissen erhöht und Bewusstsein geschaffen werden. Angesprochen werden mit diesen Workshop-Angeboten vor allem SchülerInnen zwischen 13 und 19 Jahren. Das Land Burgenland arbeitet in diesem Bereich eng mit der Bildungsdirektion Burgenland und der Pädagogischen Hochschule Eisenstadt zusammen.

Neues Pilotprojekt für Schulgruppen

In einer erste Pilotphase sollen 500 burgenländische SchülerInnen der 8. Schulstufe die Möglichkeit haben, kostenlos an den Workshops vor Ort teilzunehmen. Die Buskosten werden vom Land Burgenland übernommen. Interessierte Schulen können sich beim Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 – Bildung, Kultur und Wissenschaft melden.

Amt der Burgenländischen Landesregierung
Abt. 7 – Bildung, Kultur und Wissenschaft, Referat Wissenschaft
Tel.: 057 600 2089 oder 057 600 2198
Mail: synagoge-kobersdorf@bgld.gv.at


Das gesamte Veranstaltungsprogramm 2023 finden Sie auf der Website unter www.synagoge-kobersdorf.at.

Pressefoto zum DownloadEröffnung ehem. Synagoge Kobersdorf

Bildtext: Landeshauptmann Mag. Hans Peter Doskozil (rechts im Bild) und Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, bei der Eröffnung der ehemaligen Synagoge Kobersdorf (Archivbild vom 26. April 2022)
 

Bildquelle: Landesmedienservice

Hans Christian Gmasz, 21. März 2023

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