„Die heutige Landwirtschaft ist durch vielfältige Interessen und hohen wirtschaftlichen Druck gekennzeichnet. Die Antwort kann nur darin liegen, vermehrt in Pflanzen und Produkte zu investieren, die sich vom Massenprodukt durch ihre Qualität unterscheiden. Oberstes Ziel muss dabei sein, die Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln durch eigene Produktion fair, ethisch und ökologisch nachhaltig sicherzustellen. Derzeit erschweren die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine die Rahmenbedingungen zusätzlich, aktuell ist Versorgungssicherheit im Lebensmittelbereich gegeben. Es braucht jetzt eine vorausschauende, moderne Agrarpolitik auch auf Bundes- und EU-Ebene“, so Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf im Rahmen der heutigen Präsentation des „Grünen Bericht Burgenland 2021“. Im Rahmen einer Pressekonferenz gaben die Landeshauptmann-Stellvertreterin, zuständiges Regierungsmitglied für Agrarangelegenheiten, und der Sprecher des Burgenländischen Landwirtschaftsförderungsbeirates Gerhard Bachmann im Beisein der Beiratsmitglieder Elisabeth Trummer, Bettina Zentgraf, Gottfried Pingitzer und Eva Weinek zudem Auskunft über aktuelle Entwicklungen in der heimischen Landwirtschaft und die agrarpolitischen Ziele des Burgenlandes. Dabei appellierte Bachmann an die Bundesregierung, die Belastungswelle für Landwirtinnen und Landwirte durch eine Steuersenkung für Agrardiesel zu entschärfen. Der Grüne Bericht soll in der nächsten Sitzung des Burgenländischen Landtags, am Donnerstag dem 7. April, behandelt werden. Er informiert jährlich über die aktuellen Entwicklungen in der Land- und Forstwirtschaft und ist unter folgendem Link verfügbar: www.burgenland.at/gruener-bericht-2021
Das Burgenland ist „Bio-Europameister“. In keiner anderen Region der EU gibt es einen höheren Anteil an Bioerzeugnissen. Mit der nachhaltigen, biologischen und damit auch dem Klima angepassten Produktion sind auch deutlich höhere Abnehmerpreise verbunden. Dadurch produzieren die Landwirtinnen und Landwirte nicht nur gesündere Lebensmittel, sie verdienen damit auch mehr. „Diesen Weg gilt es gezielt weiter zu verfolgen um damit der heimischen Landwirtschaft und den Menschen, die hier so vieles leisten, auch eine langfristige wirtschaftliche Perspektive zu ermöglichen“, so Eisenkopf. Denn: Bio wird auch als Kaufkriterium immer wichtiger, auch Corona hat das stetige Wachstum von Bio nicht gestoppt.
Die 2019 eingeleitete Biowende im Burgenland und der 12-Punkteplan für kluges Wachstum ermöglichen es, den Burgenländerinnen und Burgenländern gesunde biologische und regionale Lebensmittel in höchster Qualität zur Verfügung zu stellen und einen langfristig nachhaltigen Weg für das Burgenland einzuschlagen. Die Zahlen aus dem Grünen Bericht machen den besonderen Stellenwert der biologischen Landwirtschaft im Burgenland und die Erfolge der Biowende deutlich: Der Anteil an Bioflächen beträgt 37 Prozent, jener der Biobetriebe 27 Prozent und die Einkünfte konnten im Vorjahr verglichen mit 2020 um 30 Prozent gesteigert werden. Damit verzeichnet das Burgenland mit Abstand die höchsten Einkommenszuwächse unter den österreichischen Ländern.
Hervorzuheben ist auch die Zahl der Interessentinnen und Interessenten an der Bio-Umstellungsförderung des Landes Burgenland: Insgesamt wurden 180 Anträge eingereicht, 155 davon konnten genehmigt werden. 2021 wurden im Rahmen dieser Maßnahme bereits knapp 1.550.000 Euro ausbezahlt, heuer ist die Auszahlung der zweiten Rate für 135 Betriebe möglich – das sind weitere 675.000 Euro für mehr Bio, für mehr Nachhaltigkeit und für mehr Fortschritt im Burgenland.
„Unser Bio-Ziel ist eine Ausweitung des Bio-Flächenanteils auf 50 Prozent bis 2027“, gibt Eisenkopf vor. Neben all den vom Land Burgenland gesetzten Initiativen darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass die ökologischen und gesellschaftlichen Leistungen der heimischen landwirtschaftlichen Betriebe weiterhin mittels EU-Förderungen angemessen abgegolten werden müssen.
Einsatz für beste Rahmenbedingungen auf allen Ebenen
Seit dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 stieg die Attraktivität der biologischen Landwirtschaft bei den heimischen Betrieben, durch das Angebot einer Bio-Förderung im Rahmen des österreichischen Agrarumweltprogrammes (ÖPUL) an. In langen und zähen diesbezüglichen Verhandlungen mit dem Bund schien es lange nicht so, dass Bio eine eigene Fördermaßnahme bekommt – das Bundesministerium für Landwirtschaft hatte in seinen Entwürfen zum GAP-Strategieplan für die Jahre 2023 bis 2027 die Bio-Maßnahme gestrichen und stattdessen eine Zerstückelung dieser geplant. Eine Streichung der Fördermaßnahme wäre ein Rückschritt in der gesamten Biolandwirtschaft gewesen. Auf Druck des Burgenlandes konnte letztlich eine eigene Bio-Fördermaßnahme im ÖPUL verankert werden. Auch konnte Eisenkopf die Beibehaltung des Status „Übergangsregion“ für das Burgenland erreichen, was mit einem höheren Mitteleinsatz einhergeht. „Es geht hier um Fairness und Wertschätzung gegenüber unseren heimischen Bio-Landwirtinnen und -Landwirten“, so Eisenkopf.
Das Budget des Förderprogramms Ländliche Entwicklung wurde für den Übergang 2021 und 2022 bundesweit um 140 Milliarden Euro aufgestockt, wobei zusätzliche Mittel für den Naturschutz, die Dorferneuerung, soziale Angelegenheiten und die Nahversorgung erreicht werden konnten.
Auch im Rahmen von LEADER – hier werden Projekte gefördert, die zur Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie beitragen – konnte ein Zusatzbudget im Ausmaß von sechs Millionen Euro für das Burgenland vereinbart werden.
Ukraine-Krieg: Bundesmaßnahme für Versorgungssicherheit geht am Ziel vorbei
Der in der Ukraine herrschende Krieg wirkt sich im Bereich der Ernährungs- und Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln durch steigende Produktionskosten bei Düngermittel, Pflanzenschutzmittel und Futtermittel, durch höhere Kosten für Agrardiesel sowie im Bereich der Versorgung mit Gas und Energie auf die heimische Landwirtschaft aus. In diesem Zusammenhang kritisiert Landwirt Gerhard Bachmann, Sprecher des Burgenländischen Landwirtschaftsförderungsbeirates, mangels Unterstützung für bäuerliche Betriebe, die zuständige Bundesministerin. Die Bundesregierung hatte gegenüber der EU erfolgreich gefordert, Brachflächen für die Produktion von Getreide, Mais und Soja nutzbar zu machen. Damit soll die Produktivität der EU gesteigert werden, um mögliche Ertragsausfälle, die durch den Krieg entstehen, abzufedern.
„Die Einigung zwischen Bundesregierung Europäischer Kommission verspricht keinen allzu hohen Ertrag, außerdem wird der ökologische Schaden höher sein, als der wirtschaftliche Nutzen, denn: Erstens werden ausschließlich sogenannte ‚ökologische Vorrangflächen‘ nutzbar gemacht, das sind im Burgenland nur ca. 250 bis 300 Hektar. Zweitens gilt diese Regelung nur für das laufende Jahr 2022. Gerade im Trockengebiet macht der Umbruch weniger Sinn, weil eher Winterungen angebaut werden – und für die heurige Ernte ist es dazu schon zu spät. Und drittens verlangen das Umbrechen und der Wiederanbau einen enormen Ressourceneinsatz und werden wohl auch zu einer zusätzlichen Emission von klimaschädlichen Gasen und einem erhöhten Energieinput führen“, so der Landwirt. Und weiter: „Inwieweit dies angesichts der Trockenheit zum jetzigen Zeitpunkt pflanzenbaulich und betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, muss jeder Betrieb aufgrund des Zustands seiner Bracheflächen selbst beurteilen. Wichtig für unsere Bäuerinnen und Bauern ist, bevor es in der Praxis zu einem voreiligen Umbruch dieser Flächen kommt, unbedingt einzelbetrieblich anschauen und diesbezüglich von der LWK beraten lassen.“
Produktionswerte im Berichtszeitraum
2020 belief sich der Produktionswert der burgenländischen Landwirtschaft auf rund 0,48 Milliarden Euro, davon stammten 80 Prozent aus der pflanzlichen und 14 Prozent aus der tierischen Erzeugung, knapp fünf Prozent aus landwirtschaftlichen Dienstleistungen und ein Prozent aus nichtlandwirtschaftlichen Nebentätigkeiten. Gemessen am Beitrag zum landwirtschaftlichen Gesamtproduktionswert waren Wein, Getreide, Ölsaaten und Ölfrüchte sowie Gemüse die wichtigsten Erzeugnisse der burgenländischen Landwirtschaft.
Mit einer Steigerung von mehr als sechs Prozent wies das Burgenland 2020 unter den österreichischen Ländern den stärksten Zuwachs beim landwirtschaftlichen Gesamtproduktionswert auf, im Vorjahr war dieser angesichts der unterdurchschnittlichen Weinernte um sieben Prozent gesunken.
Der Produktionswert von Obst erhöhte sich, trotz witterungsbedingter Mindererträge, dank gestiegener Preise; und der Wert der Getreideproduktion nahm vor allem infolge eines höheren Erzeugungsvolumens zu.
Der Wert der tierischen Erzeugung war im Berichtszeitraum höher als noch 2019. Einbußen gab es in der Rinderproduktion, während die Produktion von Geflügel, Eiern und Schweinen dem Volumen und Wert nach, stieg.
Zum Download der Pressefotos klicken Sie bitte auf die nachstehend verlinkten Bildbeschreibungen:
Bildtext „Grüner Bericht_1“: Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Astrid Eisenkopf (4. v.l.) präsentiert gemeinsam mit dem Sprecher des Burgenländischen Landwirtschaftsförderungsbeirates Gerhard Bachmann (2. v.l.) und den Beiratsmitgliedern Eva Weinek, Bettina Zentgraf, Elisabeth Trummer und Gottfried Pingitzer (v.l.) den Grünen Bericht Burgenland 2021 und aktuelle Entwicklungen in der heimischen Landwirtschaft.
Bildtext „Grüner Bericht_2“: Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Astrid Eisenkopf und der Sprecher des Burgenländischen Landwirtschaftsförderungsbeirates Gerhard Bachmann im Rahmen der Präsentation des Grünen Berichts Burgenland 2021 (v.l.n.r.);
Bildquelle: Bgld. Landesmedienservice
Sandra Prükler, BA, 30. März 2022
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