Die Friedensburg Schlaining war am Montag, 03. Juli 2023, Schauplatz einer Premiere: Das erstmals stattfindende Austrian Forum for Peace befasst sich mit Themen wie dem Krieg in der Ukraine, der wieder erstarkten Rivalität zwischen den Großmächten, dem zunehmenden Verlust von Lebensgrundlagen aufgrund der Klimakrise sowie dem rasanten technologischen Wandel. All diese Faktoren wirken sich dramatisch auf die Sicherheit und Stabilität in der Welt aus. „Wir sind 2022 eigentlich vom Krieg überrascht worden mitten in Europa“, sagte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zum Auftakt der Konferenz, die vom Team des Austrian Center for Peace (ACP) rund um Direktor Moritz Ehrmann und Direktor-Stellvertreterin Eva Huber gemanagt wird. Schirmherr Norbert Darabos konnte eine Runde hochkarätiger Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen, unter ihnen der Generaldirektor des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (ICRC), Robert Mardini, der Stellvertretende Generalsekretär der Arabischen Liga, Hossam Zaki sowie der Vertreter Nordmazedoniens in der OSCE, Igor Djundev.
Das Friedensforum solle eine längerfristige Einrichtung werden, so Norbert Darabos. Mehr als 400 Teilnehmer werden bei der ersten Auflage in den dreieinhalb Tagen der Konferenz erwartet. 2022 habe gezeigt, dass fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Frieden und Sicherheit in Europa keine Selbstverständlichkeit mehr seien: „Es ist schwierig, in diesen Zeiten von Frieden zu sprechen. Und wenn wir es doch tun, meinen wir oft nicht dasselbe.“ Aus der Sicht des ACP gelte es, aktiv zu werden und sich gemeinsam mit den Anderen den schwierigen Fragen dieser Zeit zu stellen. „Zukunftsorientierung – allen Widrigkeiten zum Trotz – ist die Devise dieser Konferenz“, betonte Darabos.
Dass man sich hier in Schlaining zu einem Friedensforum treffe, komme nicht von ungefähr, blickte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil auf die über hundertjährige Geschichte des Burgenlandes zurück. Das Burgenland habe dabei sehr viele leidvolle Erfahrungen mit dem Thema Krieg, aber später auch sehr positive Erfahrungen mit dem Thema Frieden gemacht. Im Herzen Europas befindlich und dabei lange am Eisernen Vorhang gelegen, habe das Burgenland Krisen wie den Ungarnaufstand oder die vor einigen Jahren stattgefundene Flüchtlingskrise erlebt: „Im Burgenland haben wir unsere Lektion gelernt“, so Doskozil. Man habe gelernt, auf Augenhöhe mit Respekt miteinander umzugehen, weil man genau wisse, wie wichtig dieser Umgang miteinander sei – auch, um friedvoll ohne Vorbehalte im Burgenland miteinander auch mit den Volksgruppen leben zu können.
Landeshauptmann Doskozil: "Den Menschen ist jahrzehntelang gesagt worden, wie wichtig es sei, die Worte „Nie wieder Krieg“ zu hören. Nun muss man sich fragen, ob man alles dazu beigetragen hat, dass die Worte „Nie wieder Krieg“ auch Bedeutung haben. Jeder sehnt sich jetzt nach Frieden, das ist unbestritten. Aber viel wichtiger für die Zukunft ist die große Frage: Wie halten wir diesen Frieden?“
In der Ukraine-Krise haben das Land Burgenland und seine Bevölkerung Solidarität bewiesen. Um Beispiele zu nennen, hat das Burgenland seine ukrainische Partnerregion unterstützt, Sammelaktionen gestartet, Hilfsgüter geliefert und Vertriebene aufgenommen. Aber auch Feriencamps für ukrainische Kinder habe man im Burgenland organisiert. „Das sind die kleinen Dinge, die mitunter ganz wichtig sind“, hob Doskozil hervor. Ganz wichtig sei aber auch, dieses Friedensforum zu veranstalten und weit über das Burgenland und über Österreich hinaus zu diskutieren. „Wir werden dieses Friedensforum nachhaltig gestalten und wir werden es regelmäßig auch die nächsten Jahre veranstalten“, bekräftigte der Landeshauptmann, der auch an den Initiator des Friedensforums in Schlaining, Gerald Mader erinnerte. Diesem sei es gelungen, diese Institution zu etablieren. Heute habe man die Vision, das Friedensforum in dieser heutigen, neuen Form auch international zu positionieren.
UNO-Generalsekretär António Guterres gratulierte via Grußbotschaft dem Austrian Center for Peace zum neuen Veranstaltungsformat. Im Hinblick auf die russische Invasion in der Ukraine betonte Guterres die Notwendigkeit, die Menschenrechte zu bewahren, als eine zentrale Aufgabe der Vereinten Nationen. Es brauche mehr Investitionen in die Vorbeugung von Kriegen, Mediation und friedensbildende Maßnahmen.
ICRC-Generaldirektor Robert Mardini erinnerte in seinem Eröffnungsstatement daran, dass weltweit im Vorjahr 117 bewaffnete Konflikte registriert worden seien. Mardini sprach auch die wachsenden Risiken an, die durch den Einsatz künstlicher Intelligenz im Zusammenhang mit Waffen entstünden: „Sollen wir Entscheidungen über Leben und Tod an Maschinen delegieren? Das ist eine große ethische Frage. Die Position des ICRC ist sehr klar: Das sollte nicht der Fall sein“, es sollte immer eine menschliche Kontrolle geben.
Neues Veranstaltungsformat auf Burg Schlaining
Das Austrian Forum for Peace ist laut den Veranstaltern ein neues, in Österreich noch nie dagewesenes Format, um Ansätze zur Konfliktlösung und Friedenserhaltung zu überdenken. Die Tagung, die bis 6. Juli dauert, steht vor der Herausforderung, dass Friedensarbeit sich kontinuierlich anpassen und bestehende Antworten ständig überdacht werden müssen.
Die Tagungsschwerpunkte der Konferenz am 4. und 5. Juli werden in Form von Plenarveranstaltungen und mittels Expertinnen- und Expertenworkshops behandelt. Der zweite Konferenztag (5. Juli) setzt sich damit auseinander, wie die Klimakrise die Natur von Konflikten verändert. Zu den offenen Formaten am 5. Juli, wie eine Podiumsdiskussion mit Bestsellerautor Marc Elsberg rund um sein neues Buch „°C“ oder das Filmscreening von „Aya“ zum Thema Klimakrise, ist auch die Bevölkerung herzlich eingeladen.
In der Abschlussphase des Austrian Forum for Peace findet am 6. Juli erstmals ein „Peace Tech-Marktplatz“ statt. Dabei können innovative Ideen, Projekte und Initiativen zur Nutzung von Technologie und digitalen Lösungen für den Frieden aus der Nähe betrachtet werden.
Fotos zum Download:
Austrian Forum for Peace - Friedenburg Schlaining_1
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Bildtext:
Austrian Forum for Peace - Friedensburg Schlaining_1: Botschafter Thomas Stelzer, ACP-Direktor Moritz Ehrmann, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Landtagspräsidentin Verena Dunst, Christian Strohal (ODIHR, Office for Democratic and Institutions and Human Rights), ACP-Präsident Norbert Darabos, Landesrat Heinrich Dorner und Landesrat Leonhard Schneemann (v.l.) vor der Burg Schlaining.
Austrian Forum for Peace - Friedensburg Schlaining_2: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bei seiner Ansprache zur Eröffnung der Veranstaltung.
Austrian Forum for Peace - Friedensburg Schlaining_3: ACP-Präsident Norbert Darabos mit Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (v.l.).
Austrian Forum for Peace - Friedensburg Schlaining_4: ACP-Direktor Moritz Ehrmann, Landtagspräsidentin Verena Dunst und Landesrat Leonhard Schneemann (v.l.).
Bildquelle: Landesmedienservice Burgenland
Daniel Fenz/Hans Christian Gmasz, 3. Juli 2023
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