Der Internationale Tag der Roma ist ein weltweiter Aktionstag, mit dem auf die Situation dieser Volksgruppe aufmerksam gemacht und zugleich ihre Kultur gefeiert werden soll. Diverse Vereine rücken die Volksgruppe auch im Burgenland immer wieder in den Fokus, Veranstaltungen wie Roma-Bälle oder auch Konzerte von Roma-Bands sorgen dafür, dass das kulturelle Erbe der Roma im Burgenland am Leben gehalten wird. „Die Roma können stolz auf ihre Kultur sein. Umgekehrt sind sie als Volksgruppe ein unverzichtbarer Bestandteil der burgenländischen Identität und tragen wesentlich zur kulturellen Vielfalt unseres Bundeslandes bei“, sagt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. „Wir sind aber noch nicht an unserem Ziel angekommen. Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung, die Lebens- und Erwerbssituation, aber auch die gesellschaftliche Stellung der burgenländischen Romnija und Roma weiter zu verbessern. In diesem Prozess geht es auch um symbolische Gesten. Der Bereich der wissenschaftlichen Forschung über die Volksgruppen ist dabei genauso relevant wie die kontinuierliche Förderung von arbeitsmarktpolitischen, bildungspolitischen und kulturellen Projekten der Volksgruppe.“ Aus diesem Grund sind zum 100-jährigen Jubiläum auch eigene Volksgruppen-Projekte in Planung.
Der Welt-Roma-Tag findet seit 1990 jährlich am 8. April statt und erinnert unter anderem daran, dass den Roma der Zugang zu Wirtschaft, Politik und Kultur lange verwehrt war. Auch die Geschichte des Burgenlandes zeigt, wie schwer es die Roma hatten: von der Verfolgung unter dem NS-Regime bis hin zu dem Attentat in Oberwart am 4. Februar 1995, bei dem vier junge Roma ermordet wurden. Seitdem ist das öffentliche Bewusstsein für die Probleme der Minderheit gewachsen. „Auch weiterhin müssen wir uns die Diskriminierung dieser Volksgruppe immer wieder ins Gedächtnis rufen, denn Toleranz und Menschlichkeit sollen im Vordergrund stehen, um im Burgenland ein friedvolles und aufgeschlossenes Miteinander zu ermöglichen“, so der Landeshauptmann. Immer mehr Gemeinden, vor allem aber auch die Zivilgesellschaft, werden sich ihrer regionalen Geschichte und Verantwortung bewusst. Mittlerweile ist es selbstverständlich, dass auf Denkmälern zur Nazizeit auch der Opfer unter den Roma und Sinti gedacht wird. „Diese Symbole des Erinnerns sind wichtig“, bekräftigt Doskozil.
100 Jahre Burgenland und seine Volksgruppenkultur
Die Einzigartigkeit des Burgenlandes ist eng mit den unterschiedlichen Kulturen und Sprachen, die das jüngste Bundesland Österreichs zu bieten hat, verknüpft. Die Volksgruppen im Burgenland spielen daher eine bedeutende Rolle für seine Identität. „Wir bekennen uns zum respektvollen Umgang mit unserem reichhaltigen kulturellen Erbe und fördern die Volksgruppenvereine im Burgenland mit rund 120.000 Euro jährlich. Zudem können wir Volksgruppenkultur- und Brauchtumspflegeprojekte mit weiteren 100.000 Euro jährlich über das Kulturförderwesen unterstützen. Wir wollen den Zusammenhalt im Burgenland hochhalten und unsere Volksgruppen gerade in unserem Jubiläumsjahr vor den Vorhang bitten.“ Daher setzt sich das Land im Jubiläumsjahr in besonderer Form mit den burgenländischen Volksgruppen auseinander. Unter den zahlreichen Volkgruppenprojekten, die Zuge des Förderprogramms zu 100 Jahre Burgenland eingereicht wurden, befinden sich auch mehrere Projekte, die sich mit der Geschichte und Zukunft der Burgenlandroma auseinandersetzen. Das Spektrum der eingereichten Projekte reicht von Schulprojekten des Vereins Roma Service über das Projekt „Roma 2000“ bis hin zu einem Ausstellungsprojekt aller im Burgenland vertretenen Volksgruppen. „Ich sehe insbesondere die Kultur als Türöffner für das allgemeine Verständnis und den Respekt für andere Volksgruppen“, ergänzt der Landeshauptmann abschließend.
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Bildtext: LH Hans Peter Doskozil mit dem Buch „Einfach weg“. Das Forschungsprojekt „Die verschwundenen Romasiedlungen des Burgenlandes“ erforscht erstmals die Geschichte der ca. 140 Romasiedlungen in 86 Gemeinden des Burgenlandes bis zum Verschwinden in der Nazizeit. Nur wenige sind heut noch existent. Die beiden Historiker Herbert Brettl und Gerhard Baumgartner haben die archivalischen Dokumente aus drei Jahrhunderten zusammengetragen. Das Projekt wurde vom Land Burgenland mit insgesamt 8.000 EURO unterstützt. Das Projekt mündet in ein 400 Seiten starkes Buch mit dem Titel „Einfach weg“. Mit dieser Publikation steht ein Nachschlagewerk über die Geschichte dieser Volksgruppe zur Verfügung.
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Fercsak Hermann, 07. April 2021
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