Der „Zukunftsplan Pflege“ prognostiziert den Bedarf an Pflegebetten, Tagesbetreuungsplätzen und alternativen Wohnformen bis 2030 und beinhaltet 21 konkrete Vorschläge und Empfehlungen zur weiteren Entwicklung im Bereich der Betreuung und Pflege. Die wichtigsten Eckpunkte des „Zukunftsplans Pflege“: Die Pflege daheim hat oberste Priorität; um die Qualität der Pflege im Land weiter zu verbessern, setzt der Plan auf die Gemeinnützigkeit und pflegende Angehörige sollen entlastet werden. So sieht der Plan ein Modell zur finanziellen Absicherung für pflegende Angehörige der Pflegestufen 5, 4 und 3 vor. Darüber hinaus werden stationäre- und teilstationäre Pflegeeinrichtungen ebenso ausgebaut wie alternative Wohnformen und mobile Pflegeangebote.
Die im Plan angeführten Empfehlungen sollen in den nächsten Monaten Schritt für Schritt umgesetzt werden, sieht Doskozil darin einen klaren Arbeitsauftrag: „Die ältere Bevölkerung hat sich verdient, dass ihre Bedürfnisse in entsprechend würdiger Form abgedeckt werden, sie darf nicht zum Bittsteller werden. Jeder soll die Unterstützung bekommen, die er braucht.“ Das Pflegekonzept ruht auf zwei Grundpfeilern: der Gemeinnützigkeit der Pflege und der Entlastung und Absicherung von pflegenden Personen.
Gemeinnützigkeit der Pflege
Grundsätzlich wird die Pflege nur mehr auf gemeinnütziger Basis erfolgen. Das gelte für jeden Anbieter, „wer auch immer im Burgenland in diesem Segment tätig ist. Pflege ist für mich eine besondere Form der Daseinsvorsorge. Eine Gewinnabsicht hat aus meiner Sicht in diesem Bereich keine Berechtigung. Ich will nicht, dass man mit einer Notsituation von Menschen Gewinn macht. Gewinnorientierung erzeugt Druck auf die Qualität, die Leidtragenden sind die zu Pflegenden und die öffentliche Hand bleibt auf den Kosten sitzen“, so Doskozil. Die gesetzliche Basis dafür wolle man nun rasch schaffen und falle in die Kompetenz des Landes. Um dem Vertrauensgrundsatz Rechnung zu tragen, werde es eine Übergangsfrist von vier Jahren geben. Innerhalb dieser Frist müssen alle Anbieter, die weiter im Burgenland tätig sind, auf Gemeinnützigkeit umstellen.
Entlastung pflegender Angehöriger
Ein wichtiger Teil des Pflegekonzepts ist es, pflegende Angehörige bei der Finanzierung des Lebensunterhaltes inklusive Versicherung noch besser zu unterstützen und abzusichern. Dazu wurde ein Modell zur finanziellen Absicherung für pflegende Angehörige für die Pflegestufen 3, 4, und 5 ausgearbeitet. Zur Abwicklung dieses Modells wird ein gemeinnütziger Rechtsträger, die Burgenländische Pflege und Service GmbH, gegründet, wo Personen, die Angehörige pflegen, angestellt werden. Eine Anstellung wird zu 1700 Euro netto auf Basis einer Vollzeitbeschäftigung erfolgen, wobei ab Pflegestufe 3 und je nach Pflegestufe unterschiedliche Beschäftigungsmodelle zur Verfügung stehen werden (Pflegestufe 3 – 20 Stunden, Pflegestufe 4 – 30 Stunden, Pflegestufe 5 – 40 Stunden). Die pflegebedürftigen Personen werden für eine Betreuung durch den Angehörigen im Rahmen des Anstellungsmodells einen Teil des Pflegegelds (80% des Pflegegelds bei Pflegegeldstufe 4 und 5 sowie 90% bei Pflegegeldstufe 3) und einen Teil der Pension (Betrag über dem Netto-Ausgleichzulagenrichtsatz) zu bezahlen haben. Der Restbetrag bis zur Deckung der Brutto-Gehaltskosten wird vom Land Burgenland übernommen.
Gleichzeitig wird den betreuenden Angehörigen eine Ausbildung im Bereich der Pflege, eine Heimhelferausbildung, angeboten werden, um eine qualitativ hochwertige Betreuung sicherzustellen und auch einen Berufseinstieg im Pflegebereich nach Ende der Pflegetätigkeit zu ermöglichen.
Umgesetzt wird die Regelung ab 1. Oktober 2019. Bis dahin werde man die dazu notwendige Gesellschaft gründen und Gesetze beschließen, so Doskozil.
Pflegt sich eine Pensionistenpaar gegenseitig und liegt das Familieneinkommen unter 1700 Euro netto, ist auch hier eine Förderung vorgesehen.
Illedits: „Pflege daheim hat oberste Priorität“
„44 Altenwohn- und Pflegeheime mit 2.226 stationären Plätzen gab es Ende 2018 im Burgenland. Bis zum Jahr 2021 sieht der Zukunftsplan im gesamten Burgenland bis zu 305 neue Pflegebetten vor, bis zum Jahr 2030 sind es bis zu 635 neue Pflegebetten“, so Soziallandesrat Christian Illedits. Gleichzeitig werden bis 2021 die Einsatzstunden im Bereich mobile Pflegedienste von 320.371 im Jahr 2018 auf mindestens 354.264 ansteigen.
Um die Bedürfnisse der älteren Generation zu erheben, wurde das Department Soziales der FH Burgenland mit einer Umfrage beauftragt. Demnach wollen 98,5 % der Befragten so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben, jedoch nur 44,3 % sind der Meinung, sich die Pflege zuhause leisten zu können. Dem Ergebnis trage man insofern Rechnung, als das Hauptaugenmerk des Zukunftsplans Pflege auf der Betreuung und Pflege in den eigenen vier Wänden liege, so Soziallandesrat Christian Illedits: „Pflege und Betreuung ist ein wichtiges Zukunftsthema. Pflege geht uns alle an. Wir werden immer älter, alleine bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der über 75-Jährigen burgenlandweit um 20 Prozent zunehmen. Es wird in naher Zukunft kaum eine Familie geben, die nicht in irgendeiner einer Art und Weise mit der Pflege eines Angehörigen konfrontiert sein wird.“ Daher müsse man die Pflegeplätze an den erwarteten Bedarf anpassen und den Ausbau von Seniorentageszentren, betreuten Wohneinrichtungen und mobilen Pflegeangeboten vorantreiben. „Wir wollen Leistbarkeit und Qualität der Pflege ebenso verbessern wie die Verfügbarkeit von Pflegepersonal. Die Pflege daheim hat für uns oberste Priorität“, betont der Soziallandesrat.
Zukunftsplan Pflege zum Download
Pressefoto zum Download: Zukunftsplan Pflege
Bildtext Zukunftsplan „Pflege im Burgenland“: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Soziallandesrat Christian Illedits stellten die Eckpunkte des Zukunftsplans „Pflege im Burgenland“ vor. Im Bild mit WHRin Mag.a Sonja Windisch, Leiterin der Abteilung Soziales und Gesundheit
Bildquelle: Bgld. Landesmedienservice
Wolfgang Sziderics, 25. März 2019
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