Sanochemia AG: Betriebsstandort abgesichert, 120 Arbeitsplätze im Burgenland gerettet

120 Arbeitsplätze im Burgenland gerettet

Übernahme durch Landesbeteiligung sichert insolventes Unternehmen in Neufeld: Eine Auffanglösung für den Standort und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Sanochemia in Neufeld steht fest: Die Wirtschaft Burgenland GmbH (WiBuG) hat gemeinsam mit einem privaten Konsortium die GmbH neugegründet.

Dieses hat ein Angebot zum Ankauf der gesamten Vermögenswerte der ehemaligen insolventen Sanochemia AG gelegt. Ursprünglich war eine Sanierung des Unternehmens geplant. Aufgrund der Schließung der Produktion – ausgelöst durch die aktuelle Corona-Krise – musste das Management den vorgelegten Sanierungsplan zurückziehen und der Masseverwalter die Verwertung der Firmenliegenschaften sowie aller Vermögenswerte in die Wege leiten. „Besonders in Zeiten wie diesen ist es sehr erfreulich, dass – dank des schnellen Agierens des Landes und der professionellen Sanierungskoordination – das Unternehmen gesichert und 120 Arbeitsplätze gerettet werden konnten. Nach der Krise kann die Tätigkeit wieder aufgenommen werden“, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Landesrat Christian Illedits unisono.

Gestern wurden seitens des Handelsgerichts Wien der Verkauf an das neue Konsortium an die neugegründete GmbH bestätigt. Im Wesentlichen wurden die Liegenschaften der Sanochemia in Neufeld, der Maschinenpark, das Lager sowie sämtliche Patente, Lizenzen und Markenrechte erworben. „Ich bin sehr glücklich, dass wir den Fortbestand einer hochtechnologieorientierten Pharmazieproduktion im Burgenland absichern können. Vor allem halten wir mit unserer Beteiligung 120 sehr hochwertige Arbeitsplätze im Land. Ich bin davon überzeugt, dass Europa – auch aufgrund der jüngsten Entwicklungen – ein großes Potenzial für medizinische Produktionsstätten hat und daher auch der Standort in Neufeld in seiner neuen Eigentümerstruktur und Ausrichtung wachsen wird. Für den Wirtschaftsstandort Burgenland ist das in der aktuellen Ausnahmesituation ein äußerst wichtiges Signal“, resümiert Landeshauptmann Doskozil. „Jene 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bis dato in der insolventen Sanochemia AG angestellt waren, werden in der neuen Gesellschaft in einem Stufenplan bis Sommer 2020 eingestellt und die Produktion wieder voll hochgefahren. Ebenso wandert die Firmenzentrale von Wien nach Neufeld ins Burgenland“, so Christian Illedits, Landesrat für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Sein Dank gilt auch der WiBuG, die in einer äußerst schwierigen Phase ihre Kompetenz als Sanierungsstelle unter Beweis stellen konnte. Dies zeige, dass sie mehr als eine Förderstelle und Betriebsansiedlungsagentur sei. Durch Beteiligungen des Landes Burgenland kann der Betrieb von in Notlage geratenen Unternehmen weitergeführt werden, was zur Sicherung zahlreicher Arbeitsplätze beiträgt. Dies entspricht dem Ziel einer möglichst hohen Beschäftigung beziehungsweise einer möglichst niedrigen Arbeitslosigkeit im Land. Diese Zielsetzung trägt zur Weiterentwicklung der Lebensstandards bei. Ihr Stellenwert wird derzeit durch die Folgen der Corona-Krise in den Bereichen Wirtschaft und Arbeitsmarkt in hohem Maße erkennbar. WiBuG-Geschäftsführer Harald Zagiczek weist darauf hin, dass es seit Weihnachten eine sehr intensive Zeit und unter widrigsten Umständen eine Blitzsanierung war, sich die Mühen aber gelohnt haben: „Das Unternehmen kann nunmehr neu und sehr effizient aufgestellt werden und ich bin davon überzeugt, dass man mit den hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort einen wichtigen burgenländischen Leitbetrieb wieder am internationalen Pharmaziesektor platzieren wird können.“

Die Anteilsverhältnisse an dem neu geschaffenen Unternehmen gliedern sich nunmehr wie folgt: 49,90 Prozent werden durch die EOSS Technology GmbH, 35,81 Prozent durch die b.e.imagine GmbH und 14,29 Prozent durch die WiBuG gehalten. Das Land Burgenland sichert durch die Übernahme einer Landeshaftung in der Höhe von 3,0 Mio. Euro das für das Wachstum notwendige Working Capital ab. Timo Bender, geschäftsführender Gesellschafter der neu gegründeten GmbH: „Die b.e.imaging GmbH als größter Abnehmer von Produkten der Sanochemia ist sehr froh darüber, dass es mit drei neuen Eigentümern – EOSS, WiBuG und b.e.imaging – nunmehr eine langfristige und stabile Perspektive für die Sanochemia gibt. Als Teil der Geschäftsführung der Sanochemia wird b.e.imaging weiterhin alles unternehmen, um nachhaltigen Erfolg zu ermöglichen.“ Für das steirische Technologieunternehmen EOSS, mit 49,9 Prozent nunmehr größter Teilhaber der Sanochemia, gilt die Beteiligung als wichtige strategische Erweiterung seiner Health-Tech-Sparte. EOSS-CEO Thomas Erkinger: „Wir gehen hier bei einem renommierten Betrieb an Bord, der in einen Sturm geraten ist. Unser Ziel ist ruhiges Fahrwasser – und die Entwicklung zu einem innovativen, technologisch führenden österreichischen Leitbetrieb.“

Hintergrund des Sanierungsplans

Im Jahr 2018 kam es zu einem massiven Umsatzeinbruch geschuldet einer temporären Schließung und eines Produktionsstopps. Eine Überschuldung des Unternehmens, drohende Schadenersatzforderungen und Managementfehler der Vergangenheit haben das Unternehmen in die Insolvenz geführt.
Am 16.12.2019 wurde vom Handelsgericht Wien das Sanierungsverfahren bekanntgegeben. Ab diesem Zeitpunkt hat das neue, seit Februar 2019 agierende Management unter Zeitdruck versucht das Unternehmen mit neuen Kapitalgebern zu sanieren. Eine Einigung mit den Gläubigern konnte erzielt werden und auch die gesellschaftsrechtlich notwendigen Beschlüsse zum Einstieg neuer Investoren wurde in einer außerordentlichen Hauptversammlung der AG am 13.03.2020 gefasst. Mit den Gläubigern konnte eine 20 Prozent Quote vereinbart werden, welche nunmehr aufgrund des durch den Corona-Virus ausgelösten Produktionsstopps nicht bedient werden kann. Das Management musste den vorgelegten Sanierungsplan zurückziehen und der Masseverwalter die Verwertung der Firmenliegenschaften sowie der Firmen Assets in die Wege leiten.


Eisenstadt, 15. April 2020

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