Um in den Genuss von Förderungen zu kommen, können Betriebe heuer letztmalig bis 2020 neu in die ÖPUL-Maßnahme „Biologische Wirtschaftsweise“ einsteigen.
Bio voll im Trend
Die Zeit sei reif für die hohe Qualität der Bioprodukte. „Bioprodukte liegen heute voll im Trend. Bei rund 85% der Österreicher landen zumindest hin und wieder Bioprodukte im Einkaufswagen. Sie werden von den Konsumenten als gesundheitsfördernd, naturbelassen und schmackhaft wahrgenommen. Und es werden mehr Nahrungsmittel aus biologischer Landwirtschaft gekauft als vor fünf Jahren, auch aufgrund des größeren Angebots. Die höheren Preise für Bio-Produkte werden als gerechtfertigt angesehen“, weiß Landesrätin Verena Dunst, die auch für Konsumentenschutz zuständig ist.
„Königsklasse in der Landwirtschaft“
LK-Präsident Franz Stefan Hautzinger schlägt in die gleiche Kerbe: „Die Bioproduktion ist längst der Nischenfunktion entwachsen und hat sich zu einem attraktiven Segment mit einem sehr hohen Image entwickelt. Die Agrarpolitik hat den Wert einer biologischen Produktion früh erkannt und die Biobauern von Beginn an stark unterstützt. Heute ist der Biolandbau ein wichtiger Bereich der agrarischen Produktion im Burgenland.“ Die Entwicklung der Biobetriebe zeige deutlich das gestiegene Interesse an der biologischen Produktion. „Seit dem Jahr 2000 hat sich die Anzahl der Biobetriebe auf mehr als 900 fast verdreifacht“ so Hautzinger. Die Bioproduktion erfordere aber auch mehr Auseinandersetzung mit dem Boden, mit den Produktionsbedingungen, mit dem Verkauf, sie sei „die Königsklasse in der Landwirtschaft“. All diese Aspekte müssten den Konsumenten noch stärker vermittelt und sichtbar gemacht werden.
Umstellung beginnt im Kopf
Es gebe viele Gründe für einen Umstieg auf biologische Produktion, stellt Dunst fest. Ob betriebswirtschaftliche Aspekte, das Bemühen um eine möglichst nachhaltige Landwirtschaft oder das Streben nach möglichst großer Unabhängigkeit von externen Betriebsmitteln – „die Umstellung auf Bio beginnt trotz unterschiedlichster Anreize immer im Kopf“. Hautzinger empfiehlt deshalb, sich davor gut zu informieren, „ob Bio für den Betrieb passt“. Die Experten der Landwirtschaftskammer stehen bei Fachfragen beratend zur Seite.
Biorichtlinien
Voraussetzung ist die Einhaltung der Bio-Richtlinien, zu der sich der Betrieb durch den Abschluss eines Kontrollvertrags mit einer der akkreditierten Kontrollstellen verpflichtet. Dazu zählen etwa im Pflanzenbau unter anderem der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und stickstoffhaltige Mineraldünger und die Verwendung von biologischem Saatgut im Biolandbau. Bis zur Anerkennung als Bio-Betrieb muss eine Umstellungszeit von 24 bzw. 36 Monaten bei Dauerkulturen durchlaufen werden. Erst danach können Bio-Produkte vermarktet werden. Für diese Umstellungsphase gibt es Unterstützung durch die öffentliche Hand. „Es ist mein erklärtes Ziel, die burgenländische Landwirtschaft bei diesem Strukturwandel hin zu einer hochqualitativen Landwirtschaft zu unterstützen. Der biologische Landbau ist das Kernstück dieser Entwicklung. Wir haben dazu die Mittel der EU-Programme sowie nationale Förderungen, die die erforderlichen Umstellungsmaßnahmen finanzieren helfen“, so LRin Dunst. Insgesamt stehen aus dem ELER-Programm 445 Mio. Euro zur Verfügung, davon entfallen 286 Mio. Euro auf ÖPUL-Maßnahmen.
Förderanträge nur mehr bis 1.1.2016
Bis zum Jahresende können Betriebe nun – letztmalig bis 2020 – im Rahmen des Herbstantrags 2015 noch einen Antrag auf eine Förderung aus der ÖPUL-Maßnahme "Biologische Wirtschaftsweise“ stellen. Voraussetzungen: der Abschluss eines Bio-Kontrollvertrages mit spätestens 1. Jänner 2016, die Einhaltung der Bio-Richtlinien ab Kontrollvertragsunterzeichnung und ein "Kreuzerl“ bzw. seit neuestem ein Klick mit der Maus am Herbstantrag. Betriebe, die bereits in einem ÖPUL-Programm sind, haben die Möglichkeit, noch bis 2018 in eine höherrangige Maßnahme einzusteigen.
Nachhaltigkeit, Stärkung lokaler Strukturen
„Die heutige globalisierte Weltwirtschaft stellt auch den Agrarsektor im Burgenland vor große Herausforderungen. Die Antwort kann nicht in einem Preiswettbewerb liegen, sondern nur in der Unterstreichung der Qualität heimischer Erzeugnisse und in der Stärkung lokaler Strukturen“, betont Dunst. „Es geht nicht darum, die konventionelle Landwirtschaft gegen die Bioproduktion auszuspielen. Wir wollen einen Weg aufzeigen, der Nachhaltigkeit und das Bekenntnis zur Regionalität mit fairen Preisen für den Produzenten und höherer Qualität für den Konsumenten vereint“.
AMA-Gütesiegel
Allerdings sei nicht alles Bio, wo Bio draufsteht. Ein Schlüssel seien auch kurze Transportwege. „Bei Produkten aus dem Ausland mit langen Transportzeiten leidet häufig die Frische und lange Transportwege belasten die Umwelt. Obst und Gemüse, welches quer durch Europa transportiert oder gar aus anderen Kontinenten importiert wird, kann nicht im Sinne einer biologischen Denkweise sein“, sagt Dunst. Als einziges unabhängiges, anerkanntes staatliches Gütesiegel garantiert das AMA-Gütesiegel die Herkunft und hohe Qualität der damit gekennzeichneten Produkte.
„Parade-Bio-Betrieb“
Ein Bio-Produzent der ersten Stunde ist Biobauer Johann Preisegger. Bereits seit 1989 bewirtschaftet er den Hof organisch-biologisch und ist seither Mitglied von BIO AUSTRIA - wie auch 605 weitere der insgesamt 917 Biobetriebe im Burgenland. 1992 entstand der Hofladen in Wiesen, seit 1998 wird dieser gewerblich geführt. Die Angebotspalette am Hof reicht von Bio-Obst und –Fruchtsäften, selbstgebrautem Bio Bier über Bio Milchprodukte, Bio Frischfleisch bis hin zu Bio Naturkosmetik. 2012 kam ein Bioladen in der Pfarrgasse in Eisenstadt dazu. Heute führt bereits Tochter Daniela Preisegger den Bio-Betrieb.
Bio im Burgenland
917 Biobetriebe gibt es mit Stand 2014 im Burgenland, davon waren 606 Betriebe beim Verband BIO AUSTRIA Burgenland gemeldet. Auffallend ist, dass sich im Burgenland viele flächenstarke Betriebe der biologischen Wirtschaftsweise zuwenden. Die durchschnittliche landwirtschaftliche Nutzfläche je Betrieb im Burgenland ist mit 51,4 ha weit größer als im gesamten Bundesgebiet (25,3 ha). Einen starken Flächenzuwachs konnte auch der Weinbau verzeichnen. Derzeit werden an die 1.700 ha Weinfläche biologisch bewirtschaftet, das sind über 15 % der gesamten Weingartenfläche des Burgenlandes (2000: 246 ha bzw. 1,9%).
Pressefotos zum Download: Bio beginnt im Kopf_1 , Bio beginnt im Kopf_2
Bildtext Bild 1: Im Garten am Bio-Bauernhof von Johann Preisegger in Wiesen: LK-Präs. HR DI Franz Stefan Hautzinger,Biobauer Johann Preisegger, LR Verena Dunst
Bildtext Bild 2: Im Hofladen der Familie Preisegger in Wiesen: LK-Präs. HR DI Franz Stefan Hautzinger, Betriebsführerin Daniela Preisegger, LR Verena Dunst, Biobauer Johann Preisegger
Bildquelle: Landesmedienservice Burgenland
Hans-Christian Siess, 4. November 2015
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