Schützen durch Nützen: Partnergemeinden unterstützen Streuobstwiesen-Projekte

Stellten in Sigleß ein neues Projekt zum Erhalt der Streuobstwiesen im Burgenland vor: v.l. Nikolaus Dominkovits, 1. Vizebürgermeister Oberpullendorf, Claudia Schlager, Bürgermeisterin Mattersburg, LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf, Josef Hochwarter, Umweltgemeinderat Jennersdorf, Ulrike Kitzinger, Bürgermeisterin Sigleß, Gerald Sagmeister, Gemeindevorstand Litzelsdorf, Brigitte Gerger und Jan Oestmann vom Verein Wieseninitiative

LH-Stv. Eisenkopf: „Die Streuobstwiesen sind nicht nur typisch für das Burgenland, sie sind auch wahre Oasen der Biodiversität“.

Streuobstwiesen sind wertvolle Landschafts- und Naturschutzelemente, Hotspots der Biodiversität und sie weisen eine große Vielfalt an alten und teilweise noch nicht erhobenen lokalen Obstsorten auf. Die mühsame, überwiegend händische Bewirtschaftungsweise führt jedoch zu einem steten Rückgang dieser reichhaltigen Naturräume. Ein neues Projekt des Vereins Wieseninitiative, das am Mittwoch, 6. September 2023, von Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf gemeinsam mit fünf Partnergemeinden in Sigleß präsentiert wurde, hat sich den Erhalt der Streuobstwiesen zum Ziel gesetzt. Das Land fördert das auf zwei Jahre angelegte Projekt mit 300.000 Euro. Insgesamt sollen dabei zehn Gemeinden, fünf pro Jahr, vom Verein betreut werden. 

Im Burgenland wachsen hunderte noch nicht erhobene Streuobstsorten
Mit über 5.000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten zählen Streuobstwiesen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Nach Schätzungen gibt es allein in Österreich mehr als 3.000 verschiedene Obstsorten, im Burgenland 400 und einige Hundert lokale Sorten, die noch nicht erhoben wurden. „Diese Vielfalt ist nur mehr auf den traditionellen Streuobstwiesen zu finden. Sie sind nicht nur typisch für das Burgenland, sie sind auch wahre Oasen der Biodiversität“, betont Naturschutzreferentin Eisenkopf. 

Abgang von ca. 6.000 Bäumen pro Jahr
70 Prozent der Streuobstbestände des Burgenlandes befinden sich im Landessüden.
Rund 3.000 Hektar Streuobstwiesen mit, grob geschätzt, 220.000 Bäumen soll es im Südburgenland noch geben, Tendenz fallend. Eisenkopf: „Aufgrund der größtenteils händischen, extensiven Bewirtschaftungsweise sind sie oft schwer zu bewirtschaften. Viele Bewirtschafter*innen und Grundbesitzer*innen geben diese wertvollen Wiesen deshalb leider auf. Wir gehen davon aus, dass wir auf den Streuobstwiesen einen Abgang von circa 6.000 Bäumen pro Jahr haben. Dem wollen wir entgegenwirken und das tun wir bereits seit vielen Jahren“. Ein wichtiger Partner dabei ist der Verein Wieseninitiative, der sich seit 30 Jahren mit der Erhaltung von Wiesen und Streuobstwiesen im Burgenland beschäftigt. 

Programme für Gemeinden über das ganze Jahr verteilt, keine einmaligen Aktionen
Bewusstseinsbildung und die Förderung von Absatzmärkten für Streuobstprodukte seien die zentralen Elemente des Projekts. „Wir wollen die Menschen einerseits für Streuobstwiesen als Landschaftselement, aber auch für die Streuobstprodukte begeistern“. Fünf „Streuobst-Partnergemeinden“ – Jennersdorf, Litzelsdorf, Oberpullendorf, Sigleß und Mattersburg – sind zum Start beim Projekt dabei, in ihnen sollen über das gesamte Jahr 2023 verschiedene Veranstaltungen und Initiativen angeboten werden. „Wir wollten ganz bewusst keine einmaligen Aktionen in den Gemeinden, sondern für jede Gemeinde ein Programm über das ganze Jahr verteilt, damit wir die Bevölkerung im Jahreszyklus begleiten – angefangen bei Pflegemaßnahmen im Frühjahr bis hin zum Thema Ernte und Veredelung im Herbst“, erläutert Eisenkopf. „Nur wenn Streuobstwiesen langfristig genutzt werden, ist ihr Bestehen nachhaltig gesichert".

Kostenlose Beratung für Private auch außerhalb der Partnergemeinden
Mit dem Projekt könne die bisherige Arbeit gezielt fortgesetzt werden, freuen sich Brigitte Gerger und Jan Oestmann vom Verein Wieseninitiative. Zwei Zielgruppen wurden dazu definiert: Zum einen Streuobst-Partnergemeinden (fünf pro Jahr), denen ein gebündeltes Jahresprogramm mit Obstbaum-Sammelbestellungen, kostenlosen Schnitt- und Veredelungskursen, Vorträgen, Exkursionen und weiteren gemeinschaftlichen Aktionen für Erwachsene und Schulkinder angeboten wird, zum anderen private Gartenbesitzer*innen, die zwar motiviert seien, denen es aber am nötigen Wissen mangle; sie sollen unterstützt und beraten werden; kostenlos und vor Ort, auch außerhalb der Partnergemeinden. Die Experten sehen dies als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Das Beratungsspektrum reicht von der Sortenwahl und der Neuanlage einer Streuobstwiese über die Obstbaumpflege bis hin zur Altbaumsanierung und Obstverwertung. Interessierte Gartenbesitzer/-innen können den Verein per E-Mail: wiesen-initiative@gmx.at kontaktieren.

1.100 Obstbäume verteilt, mehr als 70 Beratungen durchgeführt
Allein über Sammelbestellungen im letzten Jahr konnten knapp 1.100 Obstbäume regionaler Sorten verteilt werden, daneben wurden bereits mehr als 70 Beratungen zum Thema Streuobst im ganzen Burgenland durchgeführt. Die Obstbaumschnittkurse und Veredelungskurse im Frühjahr waren gut besucht mit teilweise bis zu 30 Teilnehmern. „Das Prinzip ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ funktioniert“, freut sich Jan Oestmann. Auf Vorträgen in den Partnergemeinden wurden Tipps zur Pflege der eigenen Obstbäume gegeben und mögliche Herausforderungen des Klimawandels für Streuobstwiesen der Region diskutiert. 

Feedbackbögen helfen, Angebot anzupassen und regionales Wissen zu generieren
Feedbackbögen zu allen Aktionen und Beratungen sollen dazu beitragen, das Angebot an die Bedürfnisse der Streuobstwiesenbesitzer/-innen weiter anpassen und durch die Auswertung der Einzelerfahrungen der Teilnehmer/-innen regionales Wissen zu generieren. Oestmann „Wir erforschen so die Zukunft des Streuobstbaus im Burgenland“. Themenschwerpunkte sind dabei die Verwertung des Obstes aus den regionalen Streuobstwiesen und die durch den Klimawandel verursachten neuen Herausforderungen. 
Über das „Sortenerhalternetzwerk – Burgenland“ konnten bisher 110 regionale Apfelsorten gesichert und verteilt werden, darunter viele Lokalsorten, die es in den Baumschulen nicht zu kaufen gibt. Die Sortenerhalter übernehmen je eine Sorte zur Pflege und Erhaltung und geben bei Bedarf wieder Edelreiser zur weiteren Vermehrung ab. Das Netzwerk wird jährlich erweitert. 

Kochkurse, Exkursionen und Aktion „Gemeindesaft“ 
Im Herbst werden in den Partnergemeinden neben den Obstbaum-Sammelbestellungen mit zahlreichen regionalen Obstsorten Kochkurse zur Verwertung von Streuobst und Exkursionen in nahegelegene Streuobstwiesen angeboten (Infos: www.streuobstwiesn.at). In den nächsten Wochen startet in den einzelnen Gemeinden die Aktion "Gemeindesaft". Dabei wird ungenutztes Obst in den Projektgemeinden sinnvoll verwerten und allgemein zugänglich gemacht. 

Apfelkulinarium 
Highlight in der Bewerbung von Streuobstwiesen und ihrer Produkte ist das  Apfelkulinarium auf Burg Forchtenstein mit der großen Sortenausstellung vom 17. bis zum 22. Oktober 2023. Unter der Woche werden vormittags Schulklassen durch die Ausstellung geführt. Am Nachmittag gibt es ein buntes Programm für Kinder und Erwachsene mit Vorträgen, Kursen und Verkostungen. Am Wochenende findet darüber hinaus ein großer Herbstmarkt mit allen erdenklichen Streuobstprodukten und vielem mehr statt. Nähere Informationen auf www.streuobstwiesn.at. 

Eisenkopf: „Gemeinsam möchten wir das Bewusstsein um den Wert der Streuobstwiesen für Mensch und Umwelt nachhaltig steigern und Lösungsansätze für eine höhere regionale Obstverwertung und für die Herausforderungen des Klimawandels entwickeln.

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Vorstellung Projekt Streuobstwiesen

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Projekt Streuobstwiesen: Stellten in Sigleß ein neues Projekt zum Erhalt der Streuobstwiesen im Burgenland vor: v.l. Nikolaus Dominkovits, 1. Vizebürgermeister Oberpullendorf, Claudia Schlager, Bürgermeisterin Mattersburg, LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf, Josef Hochwarter, Umweltgemeinderat Jennersdorf, Ulrike Kitzinger, Bürgermeisterin Sigleß, Gerald Sagmeister, Gemeindevorstand Litzelsdorf, Brigitte Gerger und Jan Oestmann vom Verein Wieseninitiative

Bildquelle: Landesmedienservice Burgenland

Hans-Christian Siess, 6. September 2023

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