Wo und wie ältere Menschen in Pflegeheimen Möglichkeiten finden, weiterhin am sozialen Geschehen teilzunehmen und sich mit der lokalen Bevölkerung vor Ort auszutauschen, erforscht ein wissenschaftliches Team des Departments Soziales der FH Burgenland im Auftrag der Burgenländischen Landesregierung. Es bezieht Ältere als Experten ihrer Lebenswelt ein und fragt nach, welche Maßnahmen einen Eintritt ins formale Pflegesystem verzögern und den Austausch zwischen den Generationen fördern können.
Rezar: Projekt wichtig für die Zukunft des Burgenlandes
„Für die Planung der Zukunft muss das Land Burgenland wissen, was den älteren Burgenländerinnen und Burgenländern, jenseits der bekannten Angebote wie stationäre Pflege oder Hauskrankenpflege zur Verfügung steht und wo der Bedarf liegt“, beschreibt Soziallandesrat Peter Rezar die Situation. „Es sollen Bestandaufnahmen in den Gemeinden gemacht und Handlungsoptionen herausgearbeitet werden.“ Derzeit beziehen 18.300 Burgenländer Pflegegeld und benötigen Pflege und/oder Betreuung. Diese Zahl wird infolge der demografischen Entwicklung und der steigenden Lebenserwartung in den nächsten Jahren zunehmen. „Angesichts dieser Tatsachen muss der Dialog über die Zukunft der Pflege in Österreich forciert werden, um durch soziale Innovationen und Forschung die nötige Unterstützung auch in Zukunft zu gewährleisten“, so Rezar.
Fürst: Entwicklung einer Ideenbörse als Angebot für alle Gemeinden
„Wir werden immer älter und brauchen zusehends stationäre Pflege – daher das Projekt, dessen Ergebnisse künftig vielen von uns helfen werden“, sagt FH-Prof. Roland Fürst, wissenschaftlicher Projektleiter. „Die leitenden Forschungsfragen zielen darauf ab, wie im stationären Pflegesystem Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe und zum Austausch zwischen der sogenannten „Innenwelt“ des Heims und lokaler Bevölkerung vor Ort geschaffen werden können“, fasst Fürst zusammen. „Zudem identifizieren wir umgesetzte und angedachte Ideen, die den Eintritt in das formale Pflegesystem verzögern.“
Die innovativen Ideen, die in Interviews und Workshops zur Sprache kommen, wurden und werden in einem Handbuch gesammelt. Entstehen wird ein „Ideenkatalog“, der im weiteren Projektverlauf erweitert wird. Die erste Version wurde nun präsentiert: Sie beinhaltet bereits umgesetzte Innovationen, aber auch internationale Projektideen oder Vorschläge der Burgenländer für die Zukunft, so Fürst: „Ein Beispiel ist die Idee eines mobilen Greißlers für Altenheime. Da sich Einkaufsmöglichkeiten immer öfter an den Stadtrand verlagern, sind sie für ältere Personen schwer erreichbar.“ Die Ideenbörse könne als Leitfaden für Trägerorganisationen, Gemeindepolitik und für private Initiativen genutzt werden.
Ein Tag in Pflege
Ein weiterer Fokus des Projekts liegt auf Senioren-Tageszentren. Das Forschungsteam untersucht, wie diese für die Zielgruppe attrativer werden können. Als Best-Practice-Beispiel ist die Kombination der Tagesbetreuung mit einzelnen, separat verrechneten Pflegeleistungen zu nennen. „Beeindruckend war für mich das hohe Organisationstalent älterer Menschen. Sie organisieren Mitfahrgelegenheiten oder Personen, die für sie Einkäufe erledigen. Andererseits wird sichtbar, wie sehr der Verlust eines PKW die alltägliche Lebensführung, Einkaufsmöglichkeiten, aber auch die sozialen Kontakte einschränkt“, sagt Sabrina Luimpöck, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Department Soziales der FH Burgenland.
Zusätzlich verschlechtere sich die Situation, wenn ältere Menschen kinderlos sind oder ihre Nachkommen in einem anderen Bundesland leben und arbeiten – also nicht aktiv für sie sorgen können. Trotz der kleinstrukturierten Heimlandschaft des Burgenlandes müssen Menschen für den Umzug ins Heim dennoch oft ihre Heimatgemeinde verlassen. Das hat Beziehungsbrüche zur Folge, so Luimpöck. In diesen Fällen sei es wichtig, neue Beziehungen in der Gemeinde des Altenheimes aufzubauen. Hier wurde im Projekt auch auf bereits etablierte Projekte im Burgenland und mögliche Synergieeffekte Bezug genommen. Ein Referenzprojekt ist „Nachbarschaftshilfe PLUS“.
Neben der Erhöhung der Lebensqualität für Ältere ergeben sich aus dem innovativen Einsatz von Ehrenamtlichen oder Nachbarschaftsnetzwerken auch ein potentieller volkswirtschaftlicher Nutzen und ein positiver Effekt auf die psychosoziale Gesundheit der Senioren durch die soziale Integration.
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Bildtext: Projektmitarbeiterin Marlies Wallner, Soziallandesrat Peter Rezar, Projektleiter Roland Fürst und Projektmitarbeiterin Sabrina Luimpöck blättern im ersten Entwurf des Ideenkatalogs.
Bildquelle: FH Burgenland
Rückfragehinweis:
MMag.a Raphaela Reinfeld-Spadt,
Information & Kommunikation Fachhochschule Burgenland,
Tel: +43 (0)5 9010 609-16
E-Mail: raphaela.reinfeld-spadt(at)fh-burgenland.at