Bildungsdirektor möchte allen Schüler*innen bestmöglichen Bildungsweg ermöglichen
Alfred Lehner, ausgebildeter Hauptschullehrer, ist seit kurzem Burgenlands Bildungsdirektor. Über seine Beweggründe, sich als Bildungsdirektor zu bewerben und seine Ziele berichtet er im Interview.
Herr Bildungsdirektor, warum haben Sie sich für die Funktion des Bildungsdirektors beworben?
Bildungsdirektor Alfred Lehner:Weil ich nach dem doch überraschenden Rücktritt meines Vorgängers Heinz Zitz, wie ich annehme, aufgrund meiner Erfahrungen auf allen Ebenen des Österreichischen Bildungssystems angefragt wurde.
Was hat Sie an dem Job „Bildungsdirektor“ gereizt?
Bildungsdirektor Lehner: Gereizt hat mich vor allem der Umstand, dass ich aufgrund meines Alters und auf Basis meiner erwähnten Kompetenzen relativ zwanglos und eigenständig an einer zukunftsorientierten Optimierung des burgenländischen Schulsystems arbeiten werde.
Welche Ziele haben Sie sich gesetzt? Wo wollen Sie in fünf Jahren – bezogen auf die Bildungsdirektion – sein?
Bildungsdirektor Lehner: Die Reform der Bildungsreform 2017 lautet: Allen Schülerinnen und Schülern in Österreich, unabhängig von sozialer Herkunft, von Sprache, Geschlecht, ethnischer Herkunft, Religion, Kultur und Beeinträchtigung soll der bestmögliche Bildungsweg ermöglicht werden. Wenn es mir gelingen sollte, dass alle in der burgenländischen Bildung tätigen Akteur*innen, in der Verwaltung, an den Schulen, bei den Schulpartnern sowie in der Politik dieses Ziel bei all ihren angedachten Maßnahmensetzungen im Fokus haben, dann habe ich mein Ziel erreicht.
Welche Maßnahmen stehen für Sie als nächstes an?
Bildungsdirektor Lehner: Zur Verbesserung einer regionalen Bildungsplanung wird es in nächster Zukunft zwei Bildungsregionen in der Bildungsdirektion Burgenland geben. Die Bildungsregion Nord wird die Bezirke Neusiedl, Eisenstadt und Mattersburg umfassen, die Bildungsregion Süd die Bezirke Oberpullendorf, Oberwart, Güssing und Jennersdorf.
Es wird immer wieder vom Lehrermangel gesprochen – wie wollen Sie dem begegnen und entgegenwirken?
Bildungsdirektor Lehner: Im Burgenland fehlen derzeit keine Lehrkräfte. Für rund 200 ausgeschriebene Stellen hatten sich rund 400 interessierte Lehrende beworben. Ich denke, dass wir auch für neuerliche Ausschreibungen genügend Bewerber*innen haben werden.
Wie stehen Sie zu dem Projekt „Quereinsteiger*innen in den Lehrerberuf“? Gibt es genug Quereinsteiger*innen, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken?
Bildungsdirektor Lehner: Die Initiative war und ist durchaus als erfolgreich zu bezeichnen. Viele Quereinsteiger*innen haben das System durch ihre außenstehenden Sichtweisen und Zugänge bereichert.
Von Wien her ist bekannt, dass es zu viele Schüler*innen, zu wenig Klassenzimmer, zu wenig Pädagog*innen – für vorwiegend Schüler*innen aus dem Familienzuzug oder der Ukraine – gibt. Ist das auch im Burgenland ein Thema und wie geht man im Burgenland mit Integration an Pflichtschulen um?
Bildungsdirektor Lehner: Integration wurde im Burgenland schon vor vielen Jahrzehnten über die burgenländischen Minderheiten an den burgenländischen Schulen zur Kultur gemacht das erleichtert den Zugang zur Thematik. Von den Herausforderungen des Schulsystems in Wien sind wir zwar weit entfernt, wir arbeiten jedoch bereits eifrig an einem flächenübergreifenden Integrationsprojekt zum Friedens- und Demokratieverständnis.
Ein Thema, das uns in vergangener Zeit immer wieder befasst hat, ist die Zunahme der Gewalt an Schulen. Wie kann man dagegen vorgehen bzw. wie geht man mit Gewalt an Schulen um?
Bildungsdirektor Lehner: Wie bereits gesagt ist ein flächenübergreifendes Projekt dahingehend in Vorbereitung. Zudem werden die Schulen im Burgenland über das an der PH Burgenland angesiedelte Zentrum für Gewalt-, Mobbingprävention und Persönlichkeitsbildung bereits seit einiger Zeit in diesem Problembereich begleitet.
Ihre beruflichen Stationen und warum haben Sie sich für den Lehrerberuf entschieden?
Bildungsdirektor Lehner: Meine beruflichen Stationen sind: Hauptschullehrer (1884 bis 2002), Haupt- und Mittelschuldirektor in Markt Allhau (2002 bis 2015), Pflichtschulinspektor und Schulqualitätsmanager für die Bezirke Oberwart und Oberpullendorf (2015 bis 2020) – Autonomiebotschafter/Clusterbeauftragter/Referent im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (2020 bis 2024) – seit 1. Mai 2024 Leiter der Bildungsdirektion Burgenland.
Entscheidend für den Lehrerberuf war: Nach Ableistung meines Präsenzdienstes erzählte mir ein Bundesheerkollege auf der „Abrüsterparty“, dass in seiner geplanten Studenten-WG in Graz ein Zimmer frei geworden wäre. Ich habe ihm daraufhin die Zusage zur Zimmermiete gegeben und ihn danach gefragt, was wir studieren werden. Er hat mir dann mitgeteilt, dass wir zur Inskription an der Pädagogischen Akademie am Hasnerplatz vorgesehen sind …