Ein entbehrungsreiches, aber erfülltes Leben
 

Chancengleichheit, Gleichberechtigung, Kinderbetreuung, das Recht auf Ausbildung und Ausübung eines Berufs – Themen, die auch gegenwärtig Niederschlag in den Diskussionen rund um den Internationalen Frauentag finden, sind Frauen der Kriegs- und Nachkriegszeit völlig fremd: Sie blicken auf ein hartes, arbeitsames und entbehrungsreiches Leben zurück. 
Wie hart das Leben der damaligen Frauen war, zeichnet Monika Mayer-Höttinger an Hand der Lebensgeschichte ihrer Mutter in ihrem Buch „Katharina Paflik. Mit meiner Hände Arbeit“, das sie anlässlich des Internationalen Frauentags im Kino Oberpullendorf präsentierte, nach.

Die Lebensgeschichte
Monika Mayer-Höttinger erzählt vom Leben einer Frau, ihrer 1998 verstorbenen Mutter, die harte Lebensumstände prägten und die trotz allem auf ein langes, erfülltes und in Augenblicken auch glückliches Leben zurückblicken konnte. 1910 in Piringsdorf, im damaligen Deutschwestungarn, in eine kindereiche Kleinbauernfamilie geboren, kommt sie schon in früher Jugend in den Dienst einer Arztfamilie nach Wiener Neustadt, wo sie bis zu ihrer Heirat mit Johann Paflik auch bleibt. Zwei Kinder werden geboren. Nachdem im Zweiten Weltkrieg Wiener Neustadt bombardiert und die Stadt vollkommen zerstört wird, flüchtet sie mit ihren Kindern in ihren Heimatort, wo sie das Kriegsende und den Einmarsch der russischen Soldaten erlebt. Nach der Heimkehr ihres Mannes übersiedelt die Familie nach Oberpullendorf, das dritte Kind kommt zur Welt, ihr Ehemann verunglückt tödlich, was die Familie in die Armut stürzt. 
Katharina Paflik meistert die entbehrungsreiche Nachkriegszeit, zieht alleine ihre drei Kinder groß und schafft es sogar, sich ein eigenes haus zu bauen. Mit Staunen begegnet sie der fortschreitenden Technisierung und den Erfolgen der Frauenemanzipation.

Warum dieses Buch? Bei einer Buchpräsentation forderte der Herausgeber der Reihe burgenländische Lebensgeschichten, Herbert Brettl, die BesucherInnen auf, interessante Lebensgeschichten aufzuschreiben. „Meine Eltern bzw. meine Mutter blicken auf viele Schicksalsschläge, wie Flucht, Russeneinmarsch im Burgenland, Delogierung, Verlust des Ehegatten zurück. Sogleich habe ich mich ans Schreiben gemacht und Herrn Dr. Brettl die ersten Kapitel vorgelegt“, beschreibt Autorin Mayer-Höttinger die Anfänge ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. Nach Durchsicht des Skripts ermunterte er sie zum Weiterschreiben. „Trotz der schwierigen Lebensumstände hat meine Mutter ein Ziel verfolgt: ein eigenes, kleines Haus zu bauen, was ihr auch gelungen ist. Ihr zweites Ziel war, ihre Töchter ,unter die Haube‘ zu bringen, ist ihr auch gelungen“, erinnert sich Monika Mayer-Höttinger. Vom Leben selbst hat Katharina Paflik nicht viel gefordert: Zufrieden blickte sie auf ihr Leben zurück, auf ihre Enkelkinder und Urenkerl. Reisen unternahm sie beim Lesen der vielen Bücher und später dann beim Fernsehen. Da sich Monika Mayer-Höttinger selbst als Zeitzeugin sieht, hat sie ihre Erlebnisse und Erfahrungen der Nachkriegszeit in ihrem Buch „Zwei glatt, zwei verkehrt“ aufgearbeitet. „Mein Anliegen ist, diese Erlebnisse vor allem der Jugend mitzuteilen. Denn Zeitzeugen der Kriegszeit sind leider schon verstorben“, so die Autorin und Zeitzeugin.

Was die Bücher bewirken sollen 
In ihren Büchern möchte sie die Stellung der Frau in der Kriegs- und Nachkriegszeit aufzeigen. Waren die Frauen während und nach dem Krieg noch Hausfrauen und Mütter ohne Berufsausbildung, ist es in der heutigen möglich, jeglichen Beruf auszuüben, Auto zu fahren, eigenständig Entscheidungen zu treffen und selbstständig zu sein. „Für mich als Nachkriegskind war es mir als Tochter einer Arbeiterin nicht möglich, trotz Begabung eine höhere Schule zu besuchen. Für mich ist eine der größten Errungenschaften die Gleichstellung der Gesellschaftsschichten“, zieht Monika Mayer-Höttinger Bilanz.

Das Buch: 
Mayer-Höttinger, Monika: Katharina Paflik „Mit meiner Hände Arbeit“. Burgenländische Lebensgeschichten Bd. 11. 
Hrsg.: Herbert Brettl.