Entstaubt durch die Landesbibliothek

Lesen ist Kino im Kopf – sagt man. Und wer an Bibliotheken denkt, hat dabei ein ganz bestimmtes Bild im Kopf: Vergilbte, abgegriffene und mit einer Staubpatina versehene Bücher in dunklen, abgeschiedenen Räumen mit spärlicher Beleuchtung und einem markanten, eigenen Geruch, der einem durch die Nase zieht – aber nicht so die Burgenländische Landesbibliothek, die mit Mai in das neue, generalsanierte Kulturzentrum Mattersburg übersiedelt ist und seit August den LeserInnen offensteht. Modern, lichtdurchflutet und besucherfreundlich lässt sich die Landesbibliothek am neuen Standort in der Wulkazeile zusammenfassen. 
140.000 Bücher über Burgenlands Geschichte, Volksgruppen, Volkskunde sowie Werke burgenländischer Autoren, die im Burgenland leben oder schreiben finden sich in den Magazinen, aber auch 235 laufende Zeitschriften.

Was genau vor 100 Jahren mit einer kleinen Bibliothek in Bad Sauerbrunn, dem damaligen Sitz der jungen Landesregierung, mit Handbüchern für Politik und Verwaltung begonnen hat, hat sich im Laufe seiner wechselhaften Geschichte zu einer etablierten, nicht mehr wegzudenkenden Einrichtung des Burgenlandes – zu einer wissenschaftlichen und administrativen Bibliothek mit Schwerpunkt Geschichte und Landeskunde des Burgenlandes – gemausert. Daneben werden auszugsweise Plakate, Gemeindezeitungen oder Pfarrblätter gesammelt – zwar nicht alle, sondern nur jene mit kulturhistorischem Wert. Besonders stolz zeigt man sich über Literatur aus den südöstlichen Nachbarländern, was unter anderem mit der langjährigen ungarischen Geschichte zu tun hat. 
Herr über die 140.000 Bücher ist Dr. Jakob Perschy mit seinem Team, das sich fach- und sachkundig stets um die Anfragen der LeserInnen bemüht. In der als Studienbibliothek gedachten Landesbibliothek können die gewünschten Bücher innerhalb von nur wenigen Minuten an den Leser, die Leserin, gebracht werden. Es kann direkt vor Ort gelesen, oder bis auf wenige Exemplare auch für ein Monat entlehnt werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, sich die Bücher nach Eisenstadt in die Landesregierung liefern zu lassen.

Und wer sind die Besucher der Landesbibliothek in Mattersburg?

„Vorwiegend Historiker, die sich informieren wollen, oder StudentInnen, die zu burgenländischen Themen recherchieren. Wir haben hier Literatur, die die Nationalbibliothek nicht hat, wie etwa Schriften aus Sopron. Noch dazu sind die LeserInnen hier besser und schneller bedient“, zeigt sich der Leiter, Jakob Perschy, stolz. Immerhin, so der Bibliothekar, liegt das Buch zwischen fünf und zehn Minuten am Tisch. Nicht nur ältere BesucherInnen sind gerne gesehen, sondern auch die neue Zielgruppe, MaturantInnen, die im Zuge ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit zur Recherche vorbeischauen. Das hat Dr. Jakob Perschy auf den Plan gerufen, sich in Zukunft verstärkt an SchülerInnen der 7. Klasse zu wenden, sie durch die Landesbibliothek zu führen und ihnen die Recherche vor Ort schmackhaft zu machen. 
Und was nicht in der Landesbibliothek verfügbar ist, kann innerhalb von nur wenigen Tagen per Fernleihe aus den großen Bibliotheken österreichweit besorgt werden – gegen eine Gebühr von drei Euro, während die lagernden Bestände in Mattersburg kostenlos zu entlehnen und zu lesen sind. 
Lust auf mehr Lesen bekommen? Die Landesbibliothek lädt von Montag bis Mittwoch von 8 Uhr bis 16 Uhr, am Donnerstag von 8 Uhr bis 18 Uhr und am Freitag von 8 bis 13 Uhr zu einem Besuch ein. Einfach mal ungezwungen vorbeischauen – es muss auch nicht immer nur gelesen werden. Das sechsköpfige Team der Landesbibliothek nimmt sich auch gerne Zeit für Fachgespräche und Wissensaustausch.