Alles braucht eine zweite Chance

Ob Menschen oder Materialien – einem jeden sollte eine zweite Chance gegeben werden. Das Projekt „ChancenZukunft“ in Neusiedl, mit finanzieller Unterstützung von Land Burgenland, hat sich genau das auf seine Fahnen geheftet. Der Trägerverein „gabarage“ ist ein Verein für die nachhaltige Lösung sozialer, ökologischer und gesellschaftlicher Herausforderungen und unterstützt im Zuge des Projektes Jugendliche und junge Erwachsene, die aufgrund psychischer oder sozialer Probleme beruflich oder schulisch nicht richtig Fuß fassen können, beim Einstieg bzw. Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt oder zurück in das Bildungswesen. 
Anfang Oktober startete gabarage upcycling design – Verein für die nachhaltige Lösung sozialer, ökologischer und gesellschaftlicher Probleme in Neusiedl das Projekt „Chancen ZUKUNFT-Neusiedl“. Derzeit bekommen neun TeilnehmerInnen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren mit längerer Arbeitslosigkeit oder massiven psychosozialen Belastungsfaktoren beziehungsweise psychiatrischen Mehrfachdiagnosen, Störungen und/oder riskanten Substanzkonsum sowie Suchtverhalten die Chance, an dem Projekt teilzunehmen. Platz wäre für bis zu 18 TeilnehmerInnen. Während der 18 Monate werden die TeilnehmerInnen auf das Berufs- oder Schulleben vorbereitet.

gabarage upcycling design 
In der ehemaligen Bankfiliale in der Oberen Hauptstraße hat sich gabarage upcycling design eingemietet. Während sich im Eingangsbereich der Shop befindet, wird im hinteren Bereich fleißig „upgecyclet“ – neue, tolle Produkte aus gebrauchten Materialien werden hier zu hochwertigen Designstücken umgearbeitet. Es entstehen Lampen, Sitzgelegenheiten aus alten U-Bahn-Rolltreppen, Lampenschirme aus Ampellichtern, Bücherregale aus gelesenen Büchern oder Taschen, Federpenale aus Lkw-Planen und Ketten aus Ziffernblättern funktionsuntüchtiger Uhren. Alten Materialien wird somit eine zweite Chance gegeben. Eine zweite Chance erhalten auch die TeilnehmerInnen des Projektes, die dadurch erlernen, wie der Alltag funktionieren soll und kann. „Wir sind in erster Linie eine Manufaktur und kein Sozialprojekt“, stellt Birgit Rauer-Seifert, Vorstandsassistentin und Leiterin Verwaltung und Kommunikation, fest. 
Dass sich der Verein gerade in Neusiedl am See – neben den Standorten in Wien, Schleifmühlgasse und Hütteldorfer Straße – niedergelassen hat, liegt am Bedarf nach einer derartigen Einrichtung für das Burgenland. „Bislang sind wir sehr gut angenommen worden. Das Interesse hier in Neusiedl ist groß“, freut sich Birgit Rauer-Seifert. Und es wird auch schon an dem nächsten Projekt gearbeitet: eine Suppenküche soll demnächst eröffnet werden. Hier sollen dann junge Menschen zu Gastrofachkräften ausgebildet werden. Wie gesagt, der Bedarf ist vorhanden.
Und auch die Teilnehmerin, die gerade an einer Verpackungsschachtel arbeitet, ist mit ihrer Tätigkeit bei gabarage sehr zufrieden. Ihr gefällt es hier. Was sie sich von dem Projekt erwartet? „Ich möchte einen Job oder eine Lehre im Einzelhandel finden. Zuvor hat es mit dem Job nicht so geklappt – oft bin ich in der Früh nicht aufgekommen, bin zu spät oder gar nicht in die Arbeit gegangen“, erzählt sie. Das soll sich nun ändern. Durch gabarage bekommt sie, wie sie sagt, eine Tagesstruktur in den Alltag.

Zum Projekt 
Das Projekt ist modular aufgebaut, wobei Modul 1 als Arbeitsmarktbezogene Beratungs- und Betreuungseinrichtungen (BBE) geführt und vom Arbeitsmarktservice Burgenland finanziert wird. Die anderen Module werden mit 250.000 Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit und mit 80.000 Euro vom Land Burgenland finanziert. Darüber hinaus beteiligt sich auch die Stadt Neusiedl am See an den Kosten.