Geburt per Telefon

Es war ein ganz „normaler“ Anruf am 11. August um 16.11 Uhr in der Leitstelle der Landessicherheitszentrale (LSZ), den Christoph Repay, diensthabender Calltaker, entgegennahm: Wegen der bevorstehenden Geburt wählte der werdende Vater Hannes Graf aus dem Bezirk Oberwart den Notruf 144, um einen Rettungswagen für den Transport in das Krankenhaus Oberwart anzufordern. Soweit nichts Außergewöhnliches. Minuten später meldete er sich nochmals, aber schon aufgeregter: Die Geburt hatte bereits eingesetzt.

Für einen Transport ins Krankenhaus war es zu dem Zeitpunkt schon zu spät, der Geburtsvorgang war schon zu weit fortgeschritten. Der Rettungswagen war schon unterwegs, der Notarzt wurde nachalarmiert. Und dann begann die „Arbeit“ für LSZ-Calltaker Christoph Repay, der am Telefon mit Hannes Graf in Verbindung stand. Nach vordefinierten Algorithmen, sprich einem mit einem Gynäkologen ausgearbeiteten Leitfaden, führte Christoph Repay telefonisch durch die Geburt, gab gekonnt und ruhig Anweisungen an den werdenden Vater, ohne ihn mit der Situation zu überfordern. Er gab Anweisungen, wie Mutter und dann das Neugeborene zu versorgen seien. „Als die Anweisung kam, mich in Seitenlage zu begeben und nicht zu pressen, war es fast schon zu spät. Die kleine Emma wollte nicht mehr länger warten und erblickte komplikationslos das Licht der Welt – mit Hilfe von Christoph Repay am Telefon“, erzählte Mutter Bernadette Graf beim ersten Zusammentreffen des telefonischen Geburtshelfers mit der jungen Familie, und sie ergänzt: „Noch eine Woche davor habe ich mit Bekannten gescherzt, dass für mich keine Hausgeburt in Frage komme. Doch es kam, wie so oft im Leben, ganz anders.“

Beim Eintreffen des Notarztes war dann schon alles vorbei. Die kleine Emma war schon geboren – nicht, weil der Notarzt zu langsam war, sondern weil es Emma so eilig hatte. Sie wurde schließlich medizinisch versorgt. Danach ging es für Mutter Bernadette und Baby Emma zur Kontrolle und weiteren Versorgung ins Krankenhaus.

Alle Notrufe, außer 133, landen in der LSZ
Ganz anders ist es auch für Christoph Repay gekommen. Für ihn war es zwar nicht die erste Geburt, die er miterlebt hatte – als Sanitäter war er schon dabei, aber jedenfalls die erste am Telefon. „Im Nachhinein betrachtet, war es schön und überhaupt, wenn man so wie heute das Baby sieht und kennenlernt. Denn meistens haben wir nur mit Notfällen zu tun, bei denen es um Leben und Tod geht“, schildert Christoph Repay das einschneidende Erlebnis. Jetzt, acht Wochen danach, streut ihm Familie Graf nach wie vor Rosen: „Die Anleitungen waren sowohl fachlich hochprofessionell wie auch empathisch durchgeführt.“

Zurückzuführen ist das unter anderem auf die fundierte Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landessicherheitszentrale. Gleichzeitig wollen Markus Halwax, LSZ-Dienststellenleiter, und Mario Promintzer, LSZ-Leitstellenleiter, ein geläufiges Missverständnis aufklären: Alle Notrufe, die über 122 und 144 getätigt werden, landen in der LSZ und nicht, wie oftmals angenommen wird, bei Rettungsstelle oder Feuerwehr in der Umgebung. Von der LSZ aus wird dann die Rettungskette, Alarmierung der Einsatzorganisationen etc. vorgenommen. „Bei uns langen alle Rettungs- und Feuerwehrnotrufe aus dem Burgenland ein und werden von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abgearbeitet“, betont LSZ-Leiter Markus Halwax und Leitstellen-Leiter Mario Promintzer ergänzt: „Während unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Eisenstadt allen Anruferinnen und Anrufern telefonisch zur Seite stehen, werden parallel dazu alle Hebel in Bewegung gesetzt, die nächstgelegene freie Einsatzorganisation zu alarmieren, um Einsatzwege kurz zu halten und innerhalb kürzester Zeit beim Notfall zu sein.“