„Koryphäen“ bereiten auf den (Wieder-) Einstieg in die Berufswelt vor
Die Initiative „Koryphäen“, ein gemeinnütziges, sozio-ökonomes Projekt, in Neusiedl am See stellt den Menschen in den Mittelpunkt und richtet sich vorwiegend an beschäftigungslose Menschen sowie gesellschaftlich Benachteiligte. In Kooperation mit dem AMS.
Mit der AMS Regionalstelle Neusiedl, betreibt der Verein den sozial-ökonomischen Betrieb Koryphäen Neusiedl am See unter der Geschäftsführung von Sozialarbeiterin Eva Steindl.
Das Angebot der Koryphäen reicht von Secondhand Boutique, Schneiderei, Tandlerei und Flohmarkt über Haus- und Gartenpflege bis hin zur Sachspendenannahme unter der Devise „Wiederverwenden statt Wegwerfen“.
Newsletter: Die Koryphäen gibt es bereits seit 1995. Warum braucht es einen derartigen Verein?
Eva Steiner: In meiner damaligen Funktion als Geschäftsführerin der Frauenberatungsstelle der Lichtblick in Neusiedl hatten wir unter anderem auch den Auftrag für arbeitsmarktpolitische Beratungen. Das Ziel dieser Beratung war, Frauen auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten und bei der Vermittlung zu unterstützen. Schnell wurde evident, dass es keine entsprechenden Einstiegsarbeitsplätze gibt, die auf die Bedürfnisse von Frauen, vor allem Frauen mit Kindern, abgestimmt sind. Gemeinsam mit dem AMS Burgenland haben wir beschlossen, einen sozial-ökonomischen Betrieb für Frauen zu gründen und somit adäquate Arbeitsplätze zu schaffen.
Die Koryphäen waren 19 Jahre lang ein reiner Frauenbetrieb. 2014 nutzen wir die Gelegenheit, mithilfe eines Förderprogrammes der Bundesregierung für die Integration von älteren Erwerbslosen, eine Männerwerkstatt aufzubauen.
Das wesentliche Ziel der Koryphäen ist die individuelle Förderung der TransitmitarbeiterInnen und eine erfolgreiche und nachhaltige Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt. Der Name TransitmitarbeiterIn bezieht sich auf die befristeten Dienstverträge mit einer maximalen Laufzeit von einem Jahr.
Wir bieten flexible Arbeitszeitmodelle, betriebliche Sozialarbeit, Maßnahmen zur Förderung der persönlichen und beruflichen Kompetenzen und betriebliche Gesundheitsförderung und die Möglichkeit, Lehrabschlüsse im Bereich Büro und Einzelhandel nachzuholen. Im Rahmen des Betriebes werden laufend 22 Vollzeitarbeitsplätze für erwerbslose Menschen in Zusammenarbeit mit dem AMS Neusiedl angeboten.
Wie viele Beschäftigte haben durch die Koryphäen einen Job gefunden?
Eva Steiner: Im Laufe der Jahre konnten 936 Menschen dieses regionale Angebot nutzen und die Vermittlungsquote unserer TransitmitarbeiterInnen, die länger wie zwei Monate bei uns beschäftigt sind, liegt über 50%. Wir haben bislang 120 MitarbeiterInnen die Chance eröffnet, einen beruflichen Abschluss erfolgreich nachzuholen.
Wer sind die Menschen, die zu Koryphäen kommen?
Eva Steiner: Wir bekommen unsere zukünftigen MitarbeiterInnen ausschließlich über das AMS Neusiedl. Die unterschiedlichen Biographien, aber auch der strukturelle Wandel (Firmenschließungen, vermehrter Einsatz neuer Medien etc.) hat zur Erwerbslosigkeit beigetragen. Individuelle Faktoren können unter anderem sein: Betreuung der Kinder bis nach der Volksschule, Betreuung und Pflege von Angehörigen, physische Einschränkungen, Lebensalter, geringe Qualifikation, Versagensangst und Resignation aufgrund vieler Absagen auf Bewerbungen oder mangelnde Bewerbungsstrategien und Überforderung mit neuen Medien.
Die Koryphäen stehen nicht nur für die Wiedereingliederung ins Arbeitsleben, sondern auch für eine gelebte Kreislaufwirtschaft.
Eva Steiner: Seit einigen Jahren sind wir aber auch Mitglied des „Re Use Netzwerk Burgenland“. Wir sind „Re Use“_Partner des Burgenländischen Müllverbandes, mit dem wir immer wieder „Re Use“-Tage veranstalten.
Wiederverwenden ist eine der wirksamsten Maßnahmen für Klimaschutz, Ressourcenschonung, Abfallvermeidung und lokale Wertschöpfung. Wir übernehmen neben Textilien, Hausrat, Kinder-, spiel- und Freizeitartikel, Deko, Geschirr, Sportartikel und Kleinmöbel. Alle unsere Angebote werden regional sehr gut angenommen. Laufend erhalten wir Aufträge von Firmen und Gemeinden aus dem Bezirk Neusiedl am See.
Was wünschen Sie sich für die Koryphäen für die Zukunft?
Eva Steiner: Wir haben die Möglichkeit, den Menschen Arbeit zu geben, gesellschaftliche Teilhabe zu erhöhen, persönliche und berufliche Entwicklung zu fördern – einfach viel zu geben.
Speziell in Zeiten wie diesen ist es wichtig, dass Menschen Unterstützung bekommen und mit ihren existenziellen Ängsten und vor allem Nöten nicht alleine gelassen werden. Die Koryphäen tragen mit ganz viel Engagement bei, dass sich Menschen besser fühlen und sich deren Leben wieder positiv verändern kann.
Wichtig ist für uns auch die Vielfalt der Arbeitsmöglichkeiten zu erhalten bzw. eventuell zu erweitern, damit zukünftige TransitmitarbeiterInnen auch bei uns optimal eingesetzt und fachlich gefördert werden können.
Mehr zu den Koryphäen finden Sie unter:
http://www.koryphaen.eu/
https://www.burgenland.at/service/medienservice/aktuelle-meldungen/detail/lrin-winkler-bei-koryphaeen-in-neusiedl-am-see/