Lebendiges Denkmal – Bewässerungsaktion bei der Kreisgrabenanlage Rechnitz
 

Die Überreste von vier monumentalen Erdwerken aus der Jungsteinzeit wurden zwischen 2011 und 2017 im Boden des südlichen Gemeindegebietes von Rechnitz entdeckt. Diese wurden mittels luftbildarchäologischer und geomagnetischer Untersuchungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte, des Bundesdenkmalamtes sowie des Ludwig Boltzmann-Instituts für Virtuelle Archäologie nachgewiesen. 
Bei dreien dieser bislang für das freie Auge nahezu unerkennbaren ringförmigen Strukturen handelt es sich um sogenannte Kreisgrabenanlagen, die im Mittelneolithikum im Zeitraum 4850 bis 4500 v. Chr. erbaut wurden und einen Durchmesser von bis zu 84 Meter hatten. Damit weisen diese Bodendenkmäler ein Alter von mindestens 6500 Jahren auf und sind somit gut 2000 Jahre älter als die Pyramiden von Gizeh oder der berühmte Steinkreis von Stonehenge. 
Rund um die Kreisgrabenanlagen befand sich eine große neolithische Siedlung, die aufgrund einer Vielzahl von im Boden noch feststellbaren Hausgrundrissen nachgewiesen werden konnte. Der Zweck der Kreisgrabenanlagen, die gewöhnlich mehrere Ringgräben aufweisen, wird bis heute heiß diskutiert. Die nachgewiesenen Palisadenwände im Inneren der Grabensysteme lassen auf eine kultische oder politische Verwendungsweise schließen (Versammlungsort), die Anordnung von Eingängen und Sichtachsen legen auch die Nutzung als Kalender oder Sternwarte nahe.

Archäologische Schwerpunkttage 
Ein Bild von den Kreisgrabenanlagen in Rechnitz können sich Interessierte am 20. und 21. September 2024 in Rechnitz machen. Ursprünglich waren die Schwerpunkttage bereits für Juni geplant, mussten aber aufgrund der Hochwasserkatastrophe im Pinkatal verschoben werden. Die Arbeitsgruppe Archäologie Burgenland arbeitet nun mit Hochdruck an der Neuauflage der archäologischen Schwerpunkttage in Rechnitz am 20. und 21. September und hat dabei mit scheinbar übermächtigen Gegnern zu kämpfen – Trockenheit und Hitze setzen der botanischen Rekonstruktion der steinzeitlichen Monumentalanlage zu. Erste Hilfe leistete nun die Freiwillige Feuerwehr Rechnitz, deren Kommandant Stefan Weisz mit seinen Kollegen das Archäologie-Team der Abteilung 7 im Amt der Burgenländischen Landesregierung mit 20.000 Litern Wasser aus einem Löschwassertankwagen unterstützte. 
Judith Schwarzäugl und Nikolaus Franz vom Team Archäologie Burgenland zeigten sich für die Hilfe der Rechnitzer „Firefighter“ äußerst dankbar. „Die Unterstützung erfolgte sehr rasch und unbürokratisch, Herr Weisz und seine Kollegen waren in kürzester Zeit zur Stelle und leisteten hervorragende Arbeit“, erklärte Nikolaus Franz. Auch Bürgermeister Martin Kramelhofer, der den Kontakt zur FF Rechnitz herstellte, gebühre besonderer Dank. Dies zeuge zum wiederholten Male von der hervorragenden Kooperation des Landes Burgenland mit der Gemeinde Rechnitz im Flagship-Projekt „Neolithische Kreisgrabenanlage & Steinzeitdorf Rechnitz“, das in Zukunft zu einem weiteren touristischen Aushängeschild der Gemeinde am Südhang des Geschriebensteins avancieren soll. „20.000 Liter Wasser wurden am frühen Vormittag auf jenen Flächen ausgebracht, die das Grabensystem der Kreisgrabenanlage darstellen. Wir hoffen, dass die hier angepflanzten Buchweizensamen von der zusätzlichen Bewässerung profitieren werden und die Anlage im September in schöner Blüte stehen wird“, stellte Archäologin Judith Schwarzäugl fest.