Fahrplan für den Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel
 

Der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel ist als Europas westlicher Steppennationalpark ein internationales Aushängeschild für einen gelebten und nachhaltigen Naturschutz. Unter dem Thema „Ein Plan, der verbindet, 2021 bis 2031“ wurde ein neuer Managementplan für den Nationalpark, wie es das Regierungsprogramm vorsieht, erstellt. Er soll Fahrplan für die nächsten Jahre sein. Es war das große Ziel, eine gemeinsame Strategie für die Entwicklung der Region rund um den Neusiedler See zu erarbeiten. Wobei unter anderem großer Wert auf die Balance zwischen der Erhaltung einer intakten Natur und einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung gelegt wurde.

Was im Managementplan steht und wie er umgesetzt werden kann, erzählt Nationalparkdirektor DI Johannes Ehrenfeldner im Interview.

Der Managementplan liegt vor: Was sind die konkreten Ziele des Managementplans, und wie wollen Sie diese umsetzen? 
DI Johannes Ehrenfeldner: Der Betrieb eines Nationalparks unterscheidet sich, vereinfacht gesprochen bzw. reduziert, sachlich betrachtet - nicht wesentlich vom Management eines Wirtschaftsbetriebes. Zwar ist die Nationalparkgesellschaft als Körperschaft öffentlichen Rechts nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, jedoch ist ein sinnvoller, zielgerichteter Ressourceneinsatz oberste Maxime und unerlässlich.
Der Managementplan unseres Nationalparks bildet im weitesten Sinne drei Elemente ab:

  • Die Historie - Wir arbeiten nicht von „Null“. Der Nationalpark besteht bereits seit 30 Jahren und ohne jene Maßnahmen, welche in der Vergangenheit gesetzt wurden, wäre keine sinnvolle Strategieplanung und die Ableitung von Maßnahmen für eine Weiterentwicklung möglich.
  • Daily Business: Der Managementplan beschreibt über weite Teile unsere tägliche Arbeit in den Fachbereichen Naturraummanagement, Bildung und Besucher, Forschung-Monitoring&Citizen Science, Öffentlichkeitsarbeit sowie Verwaltung&Finanzen.
  • Die strategische Weiterentwicklung des Nationalparks: Angelehnt an die Fachbereiche ist hier wiederum das alles umspannende, übergreifende Thema der Biodiversitätserhalt bzw. dessen Steigerung sowie Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Wir werden uns der Frage stellen, welche Maßnahmen seitens des Nationalparks gesetzt werden können bzw. müssen, um den Klimawandel zu verlangsamen bzw. die Auswirkungen dessen zu entschärfen.

Sie haben den Managementplan in Eigenregie erstellt. Was waren die großen Herausforderungen bei der Umsetzung? 
Ehrenfeldner: Die größte Herausforderung bei der Erstellung war sicherlich, ein passendes Design zu finden, in welches alle Handlungsfelder, Ziele und Maßnahmen eingepasst werden konnten, vor allem in jener Art und Weise, dass dieses Dokument auch für interessierte, betriebsfremde Personen lesbar und verständlich ist. Der berühmte rote Faden also. Und hier wiederum war die Kunst des Weglassens von entscheidender Wichtigkeit. Die Arbeiten an dem Plan waren innerhalb des Teams von hoher Konstruktivität geprägt. Wesentlich war auch die Darstellung von Sachverhalten, welchen wir uns nie im Detail gewidmet hatten, wie z.B. der Frage der Eingriffsfreiheit. Laut der Weltnaturschutzorganisation, welche die Zertifizierungen für Nationalparks vergibt (und nach welchen Kriterien auch unser Nationalpark kategorisiert ist), müsste ein Flächenverhältnis von 25% zu 75% zu Gunsten von eingriffsfreien Bereichen, der sogenannten Naturzone, hergestellt werden. Das Verhältnis liegt im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel  jedoch lediglich bei 50% zu 50% Bewahrungszone zu Naturzone. Hier bestand die Anforderung darin, diesen Umstand klar darzustellen, zu benennen und auch die Gründe dafür deutlich zu beschreiben. Die extrem hohe Biodiversität unseres Nationalparks ist im extensiven Management der Fläche durch Mahd und Beweidung begründet und würde, wollte man die Maßnahmen einstellen, stark darunter leiden. Den Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel prägt eine Kulturlandschaft.

Was können wir alle bzw. Sie im Nationalpark gegen den Klimawandel tun? Welche Maßnahmen werden im Nationalpark gesetzt?
Ehrenfeldner: Eine wesentliche Aufgabe innerhalb der Nationalparkgesellschaft ist für mich die Umstellung unseres Fuhrparks auf E-betriebene Fahrzeuge, weg von fossilen Brennstoffen. Ein sparsamer Umgang mit allen vorhandenen Ressourcen vorausgesetzt (Treibstoffe, Papier, Energie). In der Wahrnehmung bzw. Außenwirkung setzen wir durch gezielte Programme, hauptsächlich Schulprogramme und Schulkooperationen, bewusstseinsbildende Maßnahmen. Es freut mich außerordentlich, dass die eingegangenen Kooperationen eine Konstanz und gewisse Mittel- bzw. Langfristigkeit ermöglichen. Sensible Themen wie Klimawandel und Ressourcensicherstellung sind schließlich keine Eintagsfliegen, eine Thematik für noch viele nachfolgende Generationen.

Welche Maßnahmen werden unternommen, um Kinder und Jugendlichen ins Boot zu holen? Gibt es dazu eigene Kooperationen mit Schulen, Kindergärten?
Ehrenfeldner: Die RangerInnen des Nationalpark betreuen jährlich rund 4.000 SchülerInnen aller Schulstufen altersadäquat im Rahmen von Tagesprogrammen und mehrtätigen Projekten.