Phasen der Suchtentwicklung
Typisch für Suchtverhalten ist, dass es sich kontinuierlich auf immer mehr Lebensbereiche ausdehnt. Es beginnt mit dem experimentellen Konsum in der Freizeit, dann folgt regelmäßiger und schädlicher Gebrauch und schließlich chronischer Missbrauch. Die einzelnen Phasen sind dabei fließend und können vom Betroffenen oftmals nicht als solche wahrgenommen werden. Bei Vorliegen einer Suchterkrankung wird das ganze Leben durch die Bemühungen bestimmt, eine Substanz zu beschaffen und zu konsumieren. Der Substanzkonsum wird dabei wichtiger als alles andere im Leben. Viele Betroffene versuchen ihre Erkrankung zu verstecken und konsumieren heimlich. In der Folge kann es zu schwerwiegenden Belastungen im näheren Umfeld und zu gesellschaftlicher Isolierung führen. Zudem besteht in vielen Fällen die Neigung die Suchterkrankung als solche generell zu leugnen. Es dauert oft lange bis ein Behandlungsbedarf erkannt wird – in vielen Fällen motivieren auch äußere Umstände wie drohende Entlassung, Scheidung oder das Eingreifen der Justiz Betroffene dazu, eine Behandlung in Anspruch zu nehmen
Genuss und/oder Probierphase
- Konsum zu besonderen Gelegenheiten (sozial und kulturell eingebunden)
- Dosis/Menge ist beschränkt
- es stehen viele Handlungsalternativen zur Verfügung
Riskanter Konsum
- Konsummuster, welches das Risiko gesundheitlicher und sozialer Folgen stark erhöht
- sogenannte Richtwerte werden überschritten
Missbrauch
- Konsum, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen (z.B. lustiger oder entspannter zu werden)
- Konsum, um unangenehme Gefühle wie z.B. Angst, Einsamkeit, Anspannung zu verdrängen oder besser zu ertragen
- Handlungsalternativen sind eingeschränkt
- soziale oder gesundheitliche negative Folgen werden in Kauf genommen
- eine willentliche Veränderung des Verhaltens kann noch herbeigeführt werden, jedoch wird es immer schwieriger, sich dem Reiz der Entlastung durch den Konsum zu entziehen
Gewöhnung → Abhängigkeit
Hier gelten die Kriterien einer stoffgebundenen Sucht nach ICD-10 (wobei nicht alle Kriterien auf jeden zutreffen müssen):
- Dosis- bzw. Toleranzsteigerung: Dosiserhöhung, aufgrund von Wirkungsverlust
- Kontrollverlust: es gelingt nicht mehr, willentlich die konsumierte Menge des Suchtmittels zu begrenzen
- Aufgabe der persönlichen Entwicklung
- Körperliche Entzugserscheinungen: Nervosität, Zittern, Unruhe, Gereiztheit, Schweißausbrüche, starke Schmerzen, Muskelziehen
Psychoaktive Substanzen und Verhaltenssüchte
Psychotrope Substanzen bewirken eine Veränderung der Psyche und des Bewusstseins. Sie können die Wahrnehmung, das Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen, bei höherer Dosierung akute Vergiftungen auslösen und bei Überdosierung lebensgefährliche Auswirkungen haben. In der Suchtprävention und in der Suchthilfe wird von einem substanz- und suchtübergreifenden Ansatz ausgegangen, der auch die stoffungebundenen Verhaltensweisen miteinschließt.