Suchtprävention
Die österreichische Suchtprävention verfolgt ein partizipativ- emanzipatorisches Menschenbild und ist ein integrativer Bestandteil des Vier-Säulen-Modells, auf dem die Suchtpolitik der EU-Staaten basiert. Das Vier-Säulen-Modell zeigt folgende Interventionsebenen auf: „Suchtprävention“, „Suchthilfe“ (Suchtberatung, Überlebenshilfe/Schadensminimierung, Suchttherapie, soziale sowie berufliche Integration bzw. Reintegration) und „Sicherheit“ (Strafverfolgung, Marktregulierung sowie Vermittlung von Sicherheit).
Prävention ist eine nicht repressive Intervention an Personen, erkennt bzw. verändert frühzeitige Risiken und unterstützt bei der Stärkung und Förderung von Lebenskompetenzen. Prävention ist daher als langfristiger Prozess zu verstehen, der durch Nachhaltigkeit gekennzeichnet ist. Punktuelle Maßnahmen, also Einzelaktionen genügen nicht, um präventive Arbeit leisten zu können, da sie keine nachhaltigen Wirkungen hinterlassen, wenn sie nicht im (pädagogischen) Alltagshandeln verankert sind. Kontinuierliche und über einen längeren Zeitraum durchgeführte Projekte sind somit Bestandteil moderner Präventionsarbeit.
Suchtprävention geht von einem ganzheitlichen (strukturell, interdisziplinär, ursachenorientiert) und umfassenden sowie zielgruppenspezifischen Ansatz aus. Zentraler Schwerpunkt liegt dabei in der universellen Prävention, die bereits bei der Förderung und Stärkung von Lebenskompetenzen im Kindes- und Jugendalter (Setting Kindergarten und Schule) ansetzt. Gesundheit und Wohlbefinden sollen von Anfang an gefördert werden und durch den Aufbau von Lebenskompetenzen unterstützt werden. Jede Teilkompetenz (soziale Kontakte aufbauen, adäquater Umgang mit Konflikten, Entscheidungen treffen, u.v.m.) begünstigt den bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit legalen und illegalen Substanzen und unterstützt im Umgang mit Verhaltenssüchten.
Suchtprozesse hängen von individuell veränderlichen Faktoren ab und werden auch wesentlich von strukturellen, kulturellen, ökonomischen und sozialen Prozessen mitbeeinflusst. Daher orientiert sich erfolgreiche und nachhaltige Suchtprävention an der Analyse und Veränderung gesamtgesellschaftlicher Rahmenbedingungen, welche auf das Leben der Menschen maßgeblichen Einfluss nehmen, wie Recht, Religion, Bildung, Normen und Werthaltungen, Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik etc.
gehen von einem erweiterten Suchtbegriff aus. Dies bedeutet: Maßnahmenvorschläge sind nicht nur substanzspezifisch (legal und illegal/legalisiert) ausgerichtet, sondern zielen auch auf substanzungebundenes (Sucht-)Verhalten ab. Allgemein suchtpräventive bzw. substanzübergreifende Maßnahmen (im Rahmen der universellen Prävention sind dies beispielsweise die Lebenskompetenzprogramme) bilden eine wichtige Basis für aufbauende substanzspezifische Interventionen. Die Durchführung von substanzspezifischen Maßnahmen zielt auf eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Risikoverhalten und die Beeinflussung von Normen ab. Die Schulung von Multiplikator*innen ist hier von hoher Bedeutsamkeit. Dabei stehen die Sensibilisierung für das jeweilige Thema bzw. die Erarbeitung von Handlungsstrategien im Umgang mit Betroffenen (z.B. Eltern, der/die Konsumierende selbst) im Vordergrund. Eltern, Pädagoge*innen und Multiplikator*innen (z.B. Jugendbetreuer*innen) sind wichtige Schlüsselfiguren zur Förderung von Lebenskompetenzen. Durch sie können suchtpräventive bzw. substanzübergreifende Maßnahmen nachhaltig umgesetzt werden.
- Menschen sollen zu einem eigenverantwortlichen, sozialverträglichen und situationsadäquaten Umgang mit psychoaktiven Substanzen und nicht stoffgebundenen abhängigkeitserzeugenden Angeboten befähigt werden.
- Gesellschaftliche Rahmenbedingungen sollten so gestaltet sein, dass risikoarmes Verhalten interessant gemacht wird. den Einstieg in den Substanzgebrauch, wie auch problematisches Verhalten zu verhindern bzw. hinauszuzögern. Frühzeitige riskante Konsummuster sollen reduziert werden, um damit negative Auswirkungen auf die Person selbst und die gesamte Gesellschaft so gering wie möglich zu halten (Verhaltens- und Verhältnisprävention). Risikofaktoren sollen dabei vermindert und gesellschaftliche, psychosoziale Schutzfaktoren gefördert werden.
- Früherkennung, Frühintervention und Lebens- und Risikokompetenzansätze sollen in den Alltag (Familie, Schule, Freundeskreis) implementiert werden.