Erhöhtes Suchtrisiko bei ADHS
ADHS und Suchterkrankungen stehen in einem engen Zusammenhang. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kombination aus neurobiologischen Faktoren (Dopaminmangel), psychologischen Merkmalen (Sensation-Seeking) und Umweltfaktoren (Selbstmedikation, soziale Probleme) ADHS-Patienten besonders anfällig für Suchterkrankungen macht. Die frühe Intervention und eine angepasste Therapie sind entscheidend, um das Risiko zu minimieren.
Allgemein erhöhtes Risiko Laut aktuellen Studien sind über 50 % der Menschen mit ADHS von einer Suchterkrankung betroffen, während bei der allgemeinen Bevölkerung die Rate bei 25–35 % liegt. Das Risiko für Substanzmittelmissbrauch ist bei Jugendlichen mit ADHS etwa viermal höher als bei gesunden Jugendlichen. Auch der Beginn einer Suchterkrankung und die Ausprägung einer solchen sind bei ADHS erhöht.
Ursachen für die erhöhte Vulnerabilität - Warum ist das so?
Impulskontrolle und Belohnungssystem: Menschen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten mit der Impulskontrolle und zeigen eine reduzierte Fähigkeit zum Belohnungsaufschub. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit für riskantes Verhalten, einschließlich Substanzmissbrauch.
Dopamin-Dysfunktion: Die Neurobiologie von ADHS weist Parallelen zu Suchterkrankungen auf. Besonders das Dopamin-System, das für Motivation und Belohnung zuständig ist, ist bei beiden Störungsbildern betroffen. Dopaminmangelhypothese: Ein relativer Mangel des Neurotransmitters Dopamin im Gehirn von ADHS-Patienten führt dazu, dass das Belohnungssystem weniger effektiv arbeitet. Psychotrope Substanzen erhöhen die Dopamin-Verfügbarkeit, was zu einem erhöhten Suchtpotenzial bei ADHS-Patienten führt. Die Suchtmittel werden genutzt, um den Dopaminmangel auszugleichen.
Selbstmedikation: Viele Betroffene nutzen Substanzen wie Nikotin, Alkohol oder andere Drogen, um Symptome wie innere Unruhe oder Konzentrationsprobleme zu regulieren.Dieser Versuch der Selbstmedikation kann jedoch zu einer Abhängigkeit führen.
- Cannabis: Wird oft zur Beruhigung und zur Reduktion der inneren Unruhe konsumiert. Viele Patienten begründen den Cannabiskonsum mit einer positiven Wirkung auf die oft beschriebene „innere Unruhe“ und die sich daraus ergebenden Schlafstörungen.
- Alkohol: Der sedierende Effekt des Alkohols führt dazu, dass viele ADHS-Betroffene zu einem erhöhten Alkoholkonsum neigen.
- Amphetamine und Kokain: Können eine paradoxe beruhigende Wirkung haben, werden aber oft nicht langfristig konsumiert, da der euphorisierende Effekt ausbleibt.
- Nicht-stoffliche Süchte: Neben den genannten Substanzen spielen auch nicht-stoffliche Süchte wie exzessiver Medienkonsum, Internetsucht und pathologisches Spielen eine Rolle bei ADHS-Patienten.
Sensation-Seeking und Novelty-Seeking:
- ADHS-Betroffene zeigen oft ein starkes Verlangen nach neuen Reizen (Novelty-Seeking) und sind bereit, höhere Risiken einzugehen (Sensation-Seeking). Dieses erhöhte Risikoverhalten kann zu einem unvorsichtigen Umgang mit Drogen führen.
- Impulsivität, die ebenfalls ein Kernsymptom von ADHS ist, verstärkt das Risiko für Suchtverhalten.
- Das Neugierverhalten ist bei ADHS-Betroffenen generell hoch, auch unabhängig von einer bestehenden Abhängigkeitsproblematik.
Störung im Sozialverhalten:
- Das Risiko für Substanzmissbrauch steigt signifikant, wenn eine Störung im Sozialverhalten gleichzeitig mit ADHS vorliegt.
- Jugendliche mit ADHS binden sich oft an deviante Peergruppen, was dissoziale Verhaltensweisen und damit auch den Substanzkonsum verstärkt.
Emotionale Dysregulation: ADHS-Patienten haben häufig Schwierigkeiten mit der Emotionsregulation, was zu einem erhöhten Stresslevel führen kann. Suchtmittel werden dann als Ventil genutzt, um die innere Anspannung zu reduzieren.