Maul- und Klauenseuche (MKS) in Ungarn
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Am 6. März 2025 (abends) wurde der CVO Österreichs (Chief Veterinary Officer, SC Dr. Ulrich Herzog) darüber informiert, dass in Ungarn die Maul- und Klauenseuche (MKS) ausgebrochen ist. Der betroffene Betrieb in Ungarn (Region Györ) hält über 1.400 Rinder (Milchrinder). Die Tiere zeigten klinische Symptome; der Verdacht vom 3. März wurde durch den Laborbefund vom 6. März 2025 bestätigt.
Ungarn hat die erforderlichen Maßnahmen umgehend angeordnet: Keulung des ganzen empfänglichen Tierbestandes, unschädliche Beseitigung der Tierkörper und der Produkte, Reinigung und Desinfektion, Schutzzone (Radius mind. 3 km) und Überwachungszone (Radius mind. 10 km) und erste Untersuchungen von Betrieben in den Zonen.
Aus diesem Betrieb ist am 27. Februar 2025 ein Rind in einen Schlachthof in der Steiermark verbracht worden. Das Amt der Steiermärkischen Landesregierung ist bereits am 6.3.2025 darüber informiert worden und hat festgestellt, dass sich der Schlachtköper nicht mehr im Schlachtbetrieb befindet.
Allgemeines zur Maul- und Klauenseuche
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Rindern, Büffeln, Schweinen, Ziegen, Schafen und anderen Paarhufern. Das Auftreten von MKS ist mit schwerwiegenden Folgen für die betroffenen Länder verbunden. Auch wildlebende Paarhufer, wie Hirsche, Antilopen, Wild-schweine, Giraffen und Kamele können sich infizieren. Pferde sind für MKS nicht empfänglich; eine Infektion des Menschen (bei beruflich exponierten Personen) kann gelegentlich auftreten, führt aber in der Regel nicht zu einer Erkrankung.
Das MKS-Virus (MKSV) ist nahezu weltweit verbreitet, lediglich in Neuseeland wurden bislang keine MKS-Ausbrüche registriert. Die Krankheit ist in Afrika, Asien, dem mittleren Osten und in Teilen Südamerikas endemisch. In anderen Regionen kann es zu sporadischen Ausbrüchen kommen: so trat MKS in Europa im 21. Jahrhundert bereits zweimal in Großbritannien auf (2001 bis 2002 und 2007).
Am 10. Januar 2025 wurde in Deutschland (Bundesland Brandenburg) ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (Serotyp O) gemeldet. Es handelt sich um den ersten Ausbruch seit dem Jahr 1988. Die infizierten Wasserbüffel des betroffenen Kleinbetriebes wurden getötet, und auch Tiere benachbarter Betriebe vorsorglich gekeult. Der Ursprung des Virus ist unklar.
Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, deren Produkten (z. B. Milch, Fleisch, Samen) und Ausscheidungen oder kontaminierte unbelebte Objekte. Eine Übertragung über die Luft ist über beträchtliche Distanzen (bis zu 60 km über Land) möglich. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 14 Tage.
Generelle Symptome bei allen betroffenen Tierarten sind Blasenbildung (Aphten) im Maulbereich, am Euter und an den Klauen; Fieber (40-42 °C), Schmerzen, Apathie, Appetitlosigkeit, Lahmheit und Rückgang der Milchleistung. Die Morbidität kann 100 % erreichen. Die Todesrate ist bei erwachsenen Tieren meist gering (bis 5 %), bei jungen Kälbern, Lämmern und Ferkeln kann sie 20 % oder mehr betragen. Eine prophylaktische Impfung ist in der EU verboten. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit für erkrankte Tiere. In einem MKS-positiv Betrieb müssen alle Klauentiere getötet werden.
Maßnahmen in Österreich
Der letzte Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Österreich war im Jahr 1981.
Die Maul- und Klauenseuche ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Bei Seuchenverdacht hat die Amtstierärztin/der Amtstierarzt eine sofortige Betriebssperre und eine Verdachtsuntersuchung einzuleiten. Krankheitsfälle bei Einzeltieren, die an MKS erinnernde Symptome zeigen (meist Hautveränderungen), werden hingegen rasch im Zuge von Ausschlussuntersuchungen ohne Betriebssperren abgeklärt.
Österreich hat den Status „frei von MKS ohne Impfung“ bei der WOAH (World Organization for Animal Health).
Aufgrund des erhöhten Risikos der Einschleppung des Seuchenerregers nach Österreich durch die Ausbrüche in Deutschland (Jänner 2025) und aktuell in Ungarn werden in der Gruppe III/B Vorbereitungen zur Krisenbewältigung getroffen:
- Ausheben aller in den letzten 21 Tagen erfolgten Verbringungen empfänglicher Tiere aus Ungarn nach Österreich und amtstierärztliche Kontrolle dieser Sendungen
- Information der Stakeholder (Wirtschaftskammer, Landwirtschaftskammer, Tierärztekammer, Bundesministerium für Landwirtschaft, AGES, Vetmeduni, Tiergesundheit Österreich, Bundesamt für Verbrauchergesundheit (BAVG), Rinderzuchtverband, Schweinezuchtverband, Verband der Schaf- und Ziegenzüchter
- Information auf den Websites KVG (Kommunikationsplattform Verbrauchergesundheit) und AGES zur Erhöhung der Sensibilität
- Teilnahme an Krisenbesprechungen der Europäischen Kommission
Bewertung der Situation
In Österreich wird das Risiko für Tierseuchen in einem monatlich erscheinenden Tierseuchenradar dargestellt (Tierseuchenradar - AGES). Bedingt durch den Ausbruch in Ungarn wird das Risiko derzeit als HOCH eingestuft.
Karten

Abbildung 1: Darstellung des Ausbruchsortes im europäischen Tierseuchen-Meldesystem ADIS
Häufig gestelle Fragen
Die Viruserkrankung kann bei allen Paarhufern auftreten (Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Büffel, Waldwiederkäuer). Unter Umständen können auch Giraffen, Elefanten und Kamele infiziert werden.
Unter den heute üblichen hygienischen Bedingungen wird auch im Falle einer Einschleppung der Maul- und Klauenseuche (MKS) nach Österreich oder in das benachbarte Ausland keine Gefahr für den Verbraucher von pasteurisierter Milch bzw. von Milchprodukten gesehen. Diese Einschätzung wird auch durch die Erfahrungen aus MKS-Seuchenzügen in der Vergangenheit und im Ausland gestützt. In der Fachliteratur werden einzelne Infektionen beim Menschen beschrieben, die dieser Einschätzung aber nicht widersprechen. Nur bei Personen, die unmittelbaren und intensiven Kontakt zu erkrankten Klauentieren bzw. dem von diesen ausgeschiedenen Virus hatten, kam es in seltenen Fällen zu gutartig verlaufenden Erkrankungen.
Fleisch und Milch können bedenkenlos verzehrt werden.
Hunde, Katzen und andere Haustiere können in der Regel nicht erkranken, aber das Virus weitertragen.
Das Virus verursacht eine schwere fieberhafte Allgemeinerkrankung. Das Fieber hält nur sechs Stunden bis drei Tage an. Die Tiere beginnen zu speicheln und die Mundschleimhaut rötet sich. An der Innenfläche der Lippen, am Zahnfleischrand, an Klauen und Zitzen bilden sich etwa nussgroße Bläschen. Innerhalb von ein bis drei Tagen platzen die Blasen auf und heilen ab. Die Tiere trippeln und heben die Klauen an um die Schmerzen zu vermindern.
direkt: von Tier zu Tier über Sekrete und Exkrete
indirekt: über Menschen, Fahrzeuge, Milch, Knochen, Häute, Borsten, Fleisch und Fleischerzeugnisse, Trophäen als Reisesouvenir, verunreinigte Geräte etc.
Der Mensch kann die Seuche durch nicht gereinigte und desinfizierte Kleidung, Schuhe oder Hände übertragen und weitertragen.
MKS ist eine leicht übertragbare Krankheit mit einer kurzen Inkubationszeit, daher breitet sich die Seuche sehr schnell aus.
Das Virus der MKS hat eine sehr hohe Widerstandskraft gegenüber der Außenwelt. Im Erdboden, in Abwässern oder Jauche sowie gefroren – auch in Gefrierfleisch – bleibt es lange ansteckungsfähig. Eingetrocknet in Haaren, Kleidern, Schuhen, Heu, etc. kann es über Monate bis Jahre überleben.
Auf hohe Temperaturen (z. B. bei der Pasteurisierung der Milch) reagiert das Virus empfindlich und wird abgetötet, ebenso auf Säure mit einem pH-Wert < 6 und Lauge pH > 9. Bei pH-Werten < 4 oder > 11 erfolgt die Abtötung des Virus innerhalb von Sekunden.
An der Seuche selbst sterben je nach Tierart nur etwa zwei bis fünf Prozent der erkrankten Tiere. Bei jungen Tieren liegt die Sterberate erheblich höher.
In Österreich und anderen EU-Mitgliedstaaten werden die infizierten Tiere getötet und unschädlich beseitigt.
Wird MKS bei einem Tier festgestellt, muss der ganze Bestand eines Hofes getötet und unschädlich beseitigt werden, damit die Tierseuche sich nicht weiter ausbreitet.
Das Virus ist derzeit weltweit verbreitet – mit Ausnahme von Nordamerika, Australien und Neuseeland. In Deutschland ist am 10.01.2025 der erste Fall seit den letzten Ausbrüchen 1987/1988 aufgetreten. 2001 kam es zu einem folgenschweren Ausbruch in Großbritannien. 2007 gab es in Großbritannien einen Ausbruch durch die Verschleppung aus einem Labor. Aktuelle Informationen zur internationalen Lage und weitweiten Ausbreitung können dem monthly report der EuFMD oder dem Radar Bulletin des FLI entnommen werden.
Schuhe und Kleidung sind unbedingt zu reinigen und desinfizieren. Außerdem ist für mindestens eine Woche jeder Kontakt mit Tieren der empfänglichen Arten zu vermeiden. Bei der Einreise werden die Reisenden möglicherweise aufgefordert Schuhe, Kleidung und ggf. Rollkoffer zu desinfizieren.