Literaturliste

Die Online-Buchausstellung bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit über Bücher, die sich mit dem Thema Rassismus beschäftigen, mit diesem Gebiet auseinander zu setzen.

Die hier vorgestellten Bücher können dann auch über die Landesbibliothek verliehen werden.
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Diese Seite wird laufend aktualisiert.

Baumgartner, Gerhard und Brettl, Herbert: „Einfach weg!“; New Academic Press 2020 
Verschwundene Roma-Siedlungen im Burgenland
Das Buch behandelt ein weitgehend ausgeblendetes Kapitel burgenländischer Regionalgeschichte. Bis zu ihrer Zerstörung durch die Nationalsozialisten bestanden auf dem Gebiet des Burgenlandes über 120 Roma-Siedlungen, deren historische Wurzeln in zahlreichen Fällen bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Nur einige wenige dieser Siedlungen bestehen heute noch. Im Rahmen dieses Buchprojektes wurden zahlreiche historische Bilddokumente und archivarische Quellen zusammengetragen, um die Gründung und Existenz dieser Siedlungen, das Schicksal ihrer Bewohner*innen, insbesondere die Verfolgung und Zerstörung zwischen 1938 und 1945 und die Situation in der Nachkriegszeit, zu dokumentieren.

Brown, Chester: „Louis Riel“, Bahoe Books 2021 
Eine Comic-Biographie
Louis Riel (1844–1885) war ein kanadischer Freiheitskämpfer, der Ende des 19. Jahrhunderts zwei Aufstände gegen eine rassistische, englische Regierung anführte. Als Rebell und Politiker war er Gründer der heutigen Provinz Manitoba und eine Führungspersönlichkeit der Métis, also der Nachfahren europäischer Pelzhändler – insbesondere aus Frankreich, England und Schottland – und Frauen indigener Abstammung. Seine Hinrichtung 1885 löste mehrtägige Krawalle in ganz Quebec aus und wird bis heute von den Frankokanadiern als starkes Unrecht empfunden. Mittlerweile werden seine umstrittenen Handlungen als Grundlage für die Entwicklung der Rechte von Minderheiten und die Kooperation verschiedener Kulturen in Kanada anerkannt, auch dank dieser lustigen, zugänglichen und interessanten Biografie des Comic-Stars Chester Brown, die als meistverkaufte kanadische Graphic Novel gilt.

Ferrer, Marianne: „Tukanien“, Alibri 2020
Die furchtlose Amandine begibt sich auf große Reise. Sie will die legendäre Insel Tukanien erkunden und so in die Fußstapfen ihres Großvaters treten. Auf der Insel angekommen, begegnet sie Widderhörnern, Schimpanthern, Glühflederchen und vielen anderen wundersamen Lebewesen. Doch Amandine muss sich beeilen, denn Tukanien verschwindet bald wieder. Wird sie alle Geheimnise lüften können, bevor es zu spät ist? Ein abenteuerliches Bilderbuch für große und kleine Entdecker*innen.

Izagirre, Koldo und Olariaga, Antton: „Schmutzige Füße“, Alibri 2016.
Zur Mittagszeit, wenn alle anderen Bewohner der Stadt wegen der Hitze zu Hause bleiben, spielt „Schmutzige Füße“ auf dem großen Platz neben der öffentlichen Telefonzelle. Zu dieser Tageszeit kommen viele Migranten auf den Platz, um dort vom öffentlichen Telefon aus mit ihren Familien und Freunden zu sprechen, die an weit entfernten Orten leben. Schmutzige Füße hört beim Spielen diesen Telefongesprächen zu und obwohl sie nicht genau versteht, was die Menschen sagen, weiß sie doch, was man denjenigen erzählt, die man in der Ferne zurückgelassen hat. Denn auch die Protagonistin des Buches hat eine Geschichte zu erzählen... Dieses etwas andere Kinderbuch für kleine und große Leser wirft auf fast poetische Weise einen Blick auf das Leben verschiedener Einwanderer. Aus der Perspektive eines Kindes erkennt man zwei oft ganz gegensätzliche Realitäten: Von der einen Realität erzählen die Migranten den Daheimgebliebenen und die andere ist die, in der sie tatsächlich leben. Die Aquarellcollagen von Antton Olariaga unterstreichen die künstlerische Note des Textes.

Beck, Anton: „Rassismus, Gender & Lillemor“; Bucher 2018
Wer glaubt denn noch an den Teufel? Wer noch an Gott? Wie wichtig ist das Christentum für die Westliche Welt überhaupt noch? Die hübsche Lillemor, in die sich ein junger Autor verliebt, bringt in ihm ebensolche Fragen auf. Denn je länger er mit ihr zu tun hat, umso mehr entsteht der Eindruck, dass vieles, was Lillemor umgibt, nicht ausschliesslich irdisch sein kann. In dieser und anderen Kurzgeschichten und Gedichten zeigt »Rassismus, Gender & Lillemor« den Zeitgeist von seiner dunklen und hellen Seite. So geht es um ein Elixier, das den Menschen ihr Geschlecht nimmt, genauso wie um eine Zukunft, in der die Schweiz Liechtenstein annektiert oder die Frage, warum der Tod in Form einer hübschen Amerikanerin auftaucht.

Davide Reviati - Dreimal spucken,  Avant-Verlag 2020
Gelangweilt vom Leben in der italienischen Provinz der 60er Jahre verbringen drei Berufsschüler ihre Freizeit in Bars, beim Billard oder rauchend am Fluss. Ganz in der Nähe lebt eine Roma-Familie, unter ihnen Loretta, ein Mädchen, von dem sich die Jungen zugleich angezogen und abgeschreckt fühlen. Freundschaft, Alltagsrassismus, der Übergang ins Erwachsenendasein, verwoben mit der Geschichte der Sinti und Roma in Europa, bilden den Kern von Davide Reviatis international gefeierter Comicerzählung.
 

Sanyal, Mithu M.: IDENTITTI, Carl Hanser 2021
Identitti erzählt von der Professorin Saraswati, die sich bei ihrer erfolgreichen Unikarriere als Person of Colour definiert hat - und plötzlich als weiß geoutet wird. Schlimmer geht es nicht. Denn die Professorin in Düsseldorf war eben noch die Übergöttin aller Debatten über Identität. Es beginnt damit eine Jagd nach "echter" Zugehörigkeit. Während das Netz Saraswati hetzt und Demos ihre Entlassung fordern, stellt ihre Studentin Nivedita ih intimste Fragen. Die Autorin Mithu Sanyal breibt mit beglückender Selbstironie und befreiendem Wissen. 

Asal Dardan: Betrachtungen einer Barbarin, Hoffmann und Campe, 2021
Als Kind iranischere Eltern ist Asal Dardan mit der Erfahrung des Exils in Deutschland aufgewachsen. Die Autorin begibt sich auf die Suche nach der Überbrückung des Gegensatzen von "Wir" und den "Anderen". Sie beschreibt das geflüchtete Kind, das Trost in Spitzwegs heimeligen Bildern findet, die auch Hitler so gut gefielen. Da sind die bürokratischen Rentenbescheide der sardischen Nachbarin, deren Inhalte niemand entschlüsseln kann. Da werden die Goldfische vom persischen Neujahrsfest in die Freiheit entlassen und eigene, neue Traditionen gewählt. Asal Dardan schlägt Bögen von der ganz persönlichen Erfahrung bis zum gesellschaftlich-politisch Brisanten und zeigt auf, dass Zusammenleben bedeutet, Differenz anzunehmen.

Oluo, Ijeoma: DAS LAND DER WEIßEN MÄNNER, Hoffmann und Campe 2021 
Die Geschichte der USA ist eine Geschichte weißer Männer, die sich über andere hinwegsetzten – über Schwarze, Frauen und andere weiße Männer. Von den Cowboys, die sich mit dem Colt in der Hand den Weg in den Westen freischossen, über die Baumwollfarmer, deren Erfolg am „Besitz“ Schwarzer gemessen wurde, bis hin zu den Quarterbacks der National Football League und einem Präsidenten, der Frauen zwischen die Beine greift. Eindrucksvoll erzählt Ijeoma Oluo, wie das Ideal der weißen Männlichkeit die Gesellschaft bis heute prägt und eine Verständigung so schwierig macht.
 

Acera, David und Gonzales, Nanu: DIE SCHILDKRÖTE ALLESISTGUT, Alibri 2016
Das Buch erzählt von einer Schildkröte, die sich für nichts und niemanden interessiert. „Alles ist gut, alles ist gut, solange man zu fressen hat“, singt sie vor sich hin, während sie stur ihrer täglichen Fress-Routine nachgeht. Die Freuden und Sorgen der anderen Tiere auf der Insel sind ihr egal. Selbst als einige gefräßige Schweinen auf die Insel gelangen, die den anderen Tieren das Leben schwer machen, zieht die Schildkröte weiter gemächlich ihre Runden, um in Ruhe ihre Kakturfeigen zu fressen. Während die anderen Tiere massiv von den Schweinen belästigt und sogar gejagt werden, bleibt die Schildkröte von den Übergriffen verschont und sie regiert auch nicht auf die Hilfegesuche der anderen Tiere. So ist die Schildkröte neben den Schweinen bald das letzte Tier auf der Insel. Das wird ihr schließlich zum Verhängnis: Sie endet als Schildkrötensuppe für einen schiffbrüchigen Matrosen. Diese soziale Fabel erklärt auf dramatische und doch sehr einfache Weise, welche Folgen Egoismus haben kann.
 

Brokowski-Shekete, Florence: "Mist, die versteht mich ja!", Orlanda 2020
Die kleine Florence, geboren in Hamburg als Kind nigerianischer Eltern, wird Ende der 60er Jahre in Buxtehude von einer alleinstehenden Frau in Pflege genommen. Mit acht Jahren nehmen die Eltern sie mit nach Lagos, in ein Land, dessen Sprache sie nicht spricht, dessen Kultur ihr fremd ist, zu einer Familie, die sie nicht kennt. Durch das beherzte Eingreifen einer Lehrerin schafft sie es zurück nach Deutschland und macht dort ihren Weg.
 

Cissoko, Aya: "Ma", Wunderhorn 2017.
Im Zentrum des Romans steht die Mutter Massiré Dansira, die im Alter von 15 Jahren aus Mali nach Frankreich eingewandert ist und - nach dem Tod ihres Ehemanns - als Alleinerziehende mit den Widrigkeiten des Lebens und vor allem gegen die von Männern beherrschte Welt ihrer Stammesherkunft kämpft. Die Tochter und Ich-Erzählerin lebt im ständigen Kampf mit ihrer Mutter. Sie wächst in Paris als modernes Mädchen auf und lebt im Widerspruch zwischen den traditionellen Werten ihrer Herkunft und denen der französischen Gesellschaft. Als Jugendliche hält die Ich-Erzählerin die Maximen aus Afrika für völlig fehl am Platze. Aus ihr wird eine erfolgreiche Boxerin. Der Roman vermittelt uns einen Einblick in das Schicksal von Migrantinnen aus Afrika, die sich in Europa durchschlagen, mit welchen alltäglichen Vorurteilen und rassistischen Überheblichkeiten sie konfrontiert sind und wie sie sich gleichzeitig gegen die starren Traditionen der eigenen Herkunft zur Wehr setzen. 
 

Acker, Isabel  / Künzel, Eva: „Die lange Reise im Fahrstuhl“, Alibri 2019
Wenn wir zusammen mit Familie Sahin im 20. Stock des Hochhauses in den Aufzug steigen, beginnt eine lange Reise im Fahrstuhl. Auf dem Weg ins Erdgeschoss begegnen uns nicht nur viele Nachbarinnen und Nachbarn aus aller Welt, sondern auch Tiere, Pflanzen und landestypische Spezialitäten aus den verschiedenen Erdteilen. Ein fröhlich-buntes Bilderbuch zum Entdecken von Menschen, Ländern und Kulturen. Altersempfehlung: ab 4 Jahren.

 

Baram, Nir: „Erwachen“, Carl Hanser 2020
Das Lebensgefühl eines jungen Mannes in Israel – Freundschaft und Einsamkeit, Liebe und Verantwortung, Verlust und Tod: In Rückblenden erzählt Nir Baram von Jonathans Jugend in einem Stadtviertel von Jerusalem. Von der Freundschaft zu Joël, dem Rätselhaften und Gefährdeten, vom Fight mit den Kindern aus den hohen Türmen, vom Wettstreit um das attraktivste Mädchen und der ersten Lust. Aber auch von den Konflikten in der Familie, dem bewunderten und gehassten älteren Bruder, der schweren Krankheit der Mutter und deren Tod. Der Autor Nir Baram, 1976 in Jerusalem geboren, ist Schriftsteller und Journalist und setzt sich aktiv für die Gleichberechtigung der Palästinenser und für Frieden in Israel ein.

Chamoiseau, Patrick: „Migranten“, Essay, Wunderhorn 2017
Der Autor anwortet mit seinem Essay auf das Ohnmachtsgefühl zweier Künstlerinnen: Hind ist Filmemacherin, sie hat die Räumung des »Dschungels« in Calais dokumentiert und die Zerstörung des Lagers von Geflüchteten an der Metrostation Stalingrad im Zentrum von Paris gefilmt; und Jane, eine junge Schriftstellerin, die von ihren Eindrücken berichtet, wenn sie die Geflüchteten mit einem Frühstück versorgt. Unter der Herrschaft des Profits verlieren alle, bis auf einige wenige. Dabei wurde der Reichtum des Westens von allen erbracht, nicht zuletzt von den Menschen in den Kolonien, aber auch über Generationen von den Arbeitnehmer_innen. Dieser Reichtum steht daher allen zu. Die Migranten zeigen auf, dass den großen Gewinnern diese Welt nicht gehört. Chamoiseau beschreibt die vitale Kraft der Migranten, ihre Vision zu leben – »etwas Besseres als den Tod findest du überall«, wie es im Märchen heißt.

Abirached /Énard: „Zuflucht nehmen“, Avant-Verlag 2019
Afghanistan, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. In einer sternenklaren Nacht, zu Füßen der Buddha-Statuen von Bamiyan, verliebt sich die Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach in eine Archäologin. Es ist die Nacht, in der Deutschland Polen überfällt und die Welt für Jahre in Chaos versinkt. Berlin, 2016: Karsten, der sich für die Sprachen und Kulturen des Nahen Ostens begeistert, trifft in Berlin auf Nayla, eine syrische Geflüchtete, die sich mehr schlecht als recht durch Alltag und Behördenwirrwarr ihrer neuen Wahlheimat manövriert. Die beiden kommen sich näher, eine zarte Liebe entsteht. Anhand dieser beiden ungewöhnlichen, in sich verschachtelten Liebesgeschichten erzählen der Schriftsteller Mathias Énard und die Comicautorin Zeina Abirached, wie schwierig es ist, die Grenzen im Kopf und zwischen den Menschen aufzulösen und zu vereinen, was Tradition und Geschichte getrennt haben. Und sie erzählen von der Herausforderung, zu lieben und sich zu öffnen, ob gestern oder heute, ob in Kabul oder in Berlin.

Pi Andreu, Andreas / Amate, Kim: „Eine Biene zuviel“, Alibri 2016
Die Bienen befinden sich in heller Aufregung, denn es sieht so aus, also würde in ihrem Bienenstock eine fremde Biene leben, die ihnen den Platz wegnimmt. Doch wer ist diese Biene „zu viel“? Wie kann sie gefunden werden? Und wenn man sie gefunden hat, was soll mit ihr geschehen? Altersempfehlung: 4 – 7 Jahre.

Giglioli, Daniele: „Die Opferfalle“ (Originaltitel: „Critica della vittima“), Matthes & Seitz 2016 
Gedenktag für die Opfer des Holocausts, Gedenken an die Bombardierung Dresdens, Gedenktag der Kriminalitätsopfer, Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung, Tag der Wohnungslosen, Volkstrauertag: Die Liste der Opfergruppen und der öffentlich begangenen Gedenkstunden wird immer länger, und auch „Täter_innen“ wollen nun „Opfer“ sein, wie im Historikerstreit zum ersten Mal deutlich wurde. Doch wie konnte es dazu kommen, dass solche Phänomene wie Opferstolz, Opferkonkurrenz und gar Opferneid um sich greifen? Fernab von Schlussstrichdebatten erörtert die Autorin, wie sich die Opferrolle in der gesellschaftlichen Diskussion zu einer politischen Trumpfkarte gewandelt hat, mit der Identitätskollektive um Anerkennung und Reparationen kämpfen. Giglioli zeigt auf, welche fatale Dynamik eine Gesellschaft erfasst, die sich bald vollständig in Schuldige und Unschuldige teilt und in der an das vergangene Leid erinnert werden muss.

Kohlenberger, Judith: „Wir“, Kremayr & Scheriau 2021
Wir. Wie leicht uns dieses Wort über die Lippen kommt. Wir sind ein Paar, wir sind eine Familie, wir sind Freunde, wir sind eine Gemeinschaft, wir sind eine Nation. Wir sind nicht die Anderen. Oder? Judith Kohlenberger sieht genau hin: Wer ist das Wir in welchem Kontext? Welches Wir wählen wir selbst, welches wird uns zugeschrieben durch Herkunft, Beruf, Status? Wann wird das Wir zu einem Werkzeug der Ausgrenzung? Und wie beschreiten wir den Weg hin zu einem inklusiveren Wir? Der klarsichtige Essay räumt auf mit der Annahme, dass das von der Politik vielbeschworene und instrumentalisierte Wir selbstverständlich und festgeschrieben ist. Judith Kohlenberger plädiert mit Feingefühl für ein wagemutiges Wir, das Wachstumsschmerzen nicht scheut, das Unterschiede als Chance auf Weiterentwicklung und echte Teilhabe begreift.

Hasters, Alice: „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen“, Carl Hanser 2020
"Darf ich mal deine Haare anfassen?", "Kannst du Sonnenbrand bekommen?", "Wo kommst du her?" Wer solche Fragen stellt, meint es meist nicht böse. Aber dennoch: Sie sind rassistisch. Warum, das wollen weiße Menschen oft nicht hören. Alice Hasters erklärt es trotzdem. Eindringlich und geduldig beschreibt sie, wie Rassismus ihren Alltag als Schwarze Frau in Deutschland prägt. Dabei wird klar: Rassismus ist nicht nur ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft. Und sich mit dem eigenen Rassismus zu konfrontieren, ist im ersten Moment schmerzhaft, aber der einzige Weg, ihn zu überwinden.

Eismann, Sonja und Persson, Amelie (Illustr.): „Wie siehst Du denn aus? Warum es normal nicht gibt“, Beltz & Gelberg 2020
Ist mein Bauchnabel komisch? Ist mein Po zu dick? Warum sind meine Haare nicht glatt? Überall werden wir mit den superschönen Menschen konfrontiert. Und auch die sähen ohne Photoshop sehr normal aus. Schon 10-Jährige beurteilen ihre Körper oft im Vergleich mit Idealbildern aus den Medien. Hier darf geguckt werden. Offenherzige Aquarellillustrationen zeigen Körperteile in all ihrer Normalität und Liebenswürdigkeit. Dazu gibt es (kulturhistorische) Texte, die erklären, was es mit den jeweiligen Körperteile im Laufe der Zeiten auf sich hatte.

Aydemir, Fatma und Yaghoobifarah, Hengameh: „Eure Heimat ist unser Albtraum“; Ullstein 2019
Wie fühlt es sich an, tagtäglich als „Bedrohung“ wahrgenommen zu werden? Was bedeutet es, sich bei jeder Krise im Namen des gesamten Heimatlandes oder der Religionszugehörigkeit der Eltern rechtfertigen zu müssen? Und wie wirkt sich Rassismus auf die Sexualität aus? Dieses Buch ist ein Manifest gegen Heimat – einem völkisch verklärten Konzept, gegen dessen Normalisierung sich 14 deutschsprachige Autor*innen wehren. In persönlichen Essays geben sie Einblick in ihren Alltag und halten Deutschland den Spiegel vor: einem Land, das sich als vorbildliche Demokratie begreift und gleichzeitig einen Teil seiner Mitglieder als »anders« markiert, kaum schützt oder wertschätzt.

Fischer, Ziska und Fischer, Ruben August: „Die bunten Elefanten und das große Buch“, Alibri 2020
Als die Elefantenkinder Matti und Maje eines Tages ein großes Buch im Wüstenstaub finden, bringt es das friedliche Leben der bunten Herde ganz schön durcheinander: Sie lesen von einer ganzen Menge Regeln und Geboten, die sie ohne lange zu überlegen blind befolgen. Nur der kleine rosa Elefant Matti und seine Freundin Maje wundern sich über die vielen neuen und vor allem seltsamen Vorschriften, und bringen die Herde nach einem spannenden Abenteuer schließlich dazu, wieder selbst zu denken. Denn: Der Kopf ist nicht nur ein Rüsselhalter, sondern tatsächlich zum Denken da! Ein Bilderbuch für Kinder (und Erwachsene), das dazu anregt, Vorschriften kritisch zu hinterfragen und sich des eigenen Verstandes zu bedienen.

Hug, Annette: „Wilhelm Tell in Manila“; Wunderhorn 2016
José Rizal, Freiheitskämpfer, Augenarzt und Schriftsteller, kommt 1886 nach Deutschland und es ist nicht abzusehen, dass er der Nationalheld der Philippinen werden wird. Die Philippinen sind immer noch eine Kolonie des Spanischen Weltreichs. Rizal überarbeitet nachts seinen Roman, den er in Madrid begonnen hat. Als sein Bruder ihn bittet, doch etwas für sein unterdrücktes Volk zu tun, liest er Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" und ist von dem Text so begeistert, dass er ihn in seine Muttersprache Tagalog übersetzt: Die Landschaft verschiebt sich: Auf tropischen Inseln erheben sich die Alpen. Am Vierwaldstädtermeer kämpfen eingeborene Bauern gegen fremde Vögte, gegen Arbeit in Knechtschaft. Seine Begegnungen mit Kneipenmädeln, Gespräche mit Philologen oder mit dem Pastor, all dies Neue wird verglichen mit der Heimat. Übersetzen wird zu einer Arbeit der Hoffnung, dass der Aufstand gegen die Kolonialherren kommt. Rizal wird heimkehren, der Aufstand wird stattfinden. Mit 35 Jahren wird er am 30. Dezember 1896 in Manila hingerichtet.