Der Infopoint in Weiden am See
Die Gemeinde Weiden am See zeichnet sich durch ein reichhaltiges Spektrum kultureller Hinterlassenschaften lang vergangener Epochen aus und ist nachweislich seit dem Neolithikum besiedelt. Die archäologischen Ausgrabungen auf der Flur Kirchenäcker III in den Jahren 2012 bis 2015 förderten auf ca. 12 Hektar Funde und Befunde aus dem Neolithikum, der Bronzezeit, der Römischen Kaiserzeit, der Völkerwanderungszeit, dem Frühmittelalter sowie des 20. Jahrhunderts zutage.
Das Hauptgebäude der Villa rustica (römisches Landgut) zeigt sich in seiner letzten Ausbauphase als Vierflügelanlage von ca. 45 x 50 Meter und umschließt einen zentralen Innenhof. Das ursprünglich freistehende Badegebäude wurde im Zuge der Erweiterung der Anlage mit dem Wohntrakt verbunden. Für den Bau der Anlage wurde überwiegend Kalkstein des nahegelegenen Leithagebirges verwendet, die Dächer waren mit Ziegel gedeckt. Zahlreiche Putzfragmente und Mosaiksteine lassen auf farbenprächtige Innenausstattung der repräsentativen Räume schließen.
Mehrere Hausgrundrisse und Gruben, sowie ein annähernd kreisförmiger Graben aus der Jungsteinzeit gehören zu den ältesten Befunden auf den Kirchenäckern. Als Highlight der Fundstelle kann das Gräberfeld der Frühbronzezeit gelten, mit rund 250 Bestattungen ist es das größte bekannte Gräberfeld der Wieselburger Kultur auf burgenländischen Boden. Im Bereich des römischen Landguts ist durch den Nachweis von völkerwanderungszeitlichen Bestattungen und Siedlungsresten sowie einer frühmittelalterlichen Siedlung mit 16 nachweisbaren Grubenhäusern von einer Siedlungskontinuität bis ins 10. Jahrhundert auszugehen. Diese Zeugnisse menschlichen Lebens wurden von zahlreichen militärischen Stellungsbauten des 20. Jahrhunderts überlagert.
Mehr Informationen zur reichhaltigen Fundstelle bietet der Infopoint Weiden am See, der im Frühjahr 2015 der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Dem Projekt lag die Idee zugrunde, das archäologische Erbe der Marktgemeinde in ansprechender und sachlich fundierter Art vor Ort zu präsentieren. Neben der Realisierung einer neuen touristischen Attraktion sollte der lokalen Bevölkerung das Wissen über die abwechslungsreiche Geschichte der Gemeinde vermittelt werden. Die informativen Schautafeln sind überdacht und werden mit einen kleinen konservierten Grabungsausschnitt ergänzt, der einen Einblick in die antike Bebauung der Kirchenäcker bietet.