Die römische Brunnenstube von Weiden am See
Im Tourismusbüro Weiden am See kann seit April 2023 eine Besonderheit unter den im Zuge der Ausgrabungen auf den Kirchenäckern geborgenen Fundgegenständen bestaunt werden.
Das große Landgut der römischen Kaiserzeit benötigte eine gesicherte Wasserversorgung. Im Bereich rund um das Badegebäude der Villa rustica war ein sog. „artesischer Effekt“ feststellbar, der das Grundwasser in den künstlich angelegten Brunnen auf natürliche Weise an die Oberfläche beförderte. Die Untersuchung des Areals brachte acht Brunnen zum Vorschein, die in die römische Kaiserzeit datiert wurden. Davon wiesen zwei Brunnen einen mit Steinen ausgelegten Schacht auf, während vier Brunnenschächte hölzerne Einbauten (Brunnenkästen bzw. -stuben) aufwiesen. Eine Besonderheit stellte ein Brunnenkasten mit Pfosten und Brettern aus Eichenholz dar. Nie zuvor war im Burgenland Holz von dieser Qualität im archäologischen Kontext geborgen worden. Die in ca. 3,5 Meter Tiefe zum Vorschein gekommene Brunnenstube bestand aus zwei ineinander gesetzten Kästen aus senkrecht in den Boden getriebenen und mit Eckpfeilern gesicherten Brettern. Die Bretter des äußeren Kastens waren äußerst massiv.
Die mitunter gefährliche Bergung der Hölzer wurde von den Archäologinnen und Archäologen vor Ort unter beträchtlichen Aufwand und Schwierigkeiten vorgenommen. Holzteile wurden noch an Ort und Stelle gereinigt und in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes zunächst im feuchten Milieu konserviert, später gefriergetrocknet. Die Gefriertrocknung ermöglichte die weitere Erhaltung des Holzes, das mittels Dendrochronologie datiert werden konnte. Die Eichenbretter des äußeren Kastens stammen von Bäumen die zwischen 292 und 336 n. Christus gefällt worden waren, die des inneren Kastens konnten zwischen 306 und 349 datiert werden.
Für die Präsentation des Brunnenkastens im Tourismusbüro des Gemeindeamts Weiden am See wurde eine Konstruktion entwickelt, welche die originalen getrockneten Holzteile aufnehmen und ohne Schrauben oder Verklebung zusammenhält.
Weitere Fundgegenstände der Ausgrabungen 2012 bis 2015 aus der Bronze- und Römerzeit werden in einer Vitrine zeigt. Ein Besuch lohnt sich!