Draßburg
Draßburg gilt zurecht als einer der urgeschichtlichen Hotspots des Burgenlandes. Berühmtheit erlangte eine ca. 9,5 cm große Scherbe eines flaschenförmigen Tongefäßes, auf der eine im Halbrelief geformte weibliche Gestalt dargestellt ist. Mit über 7000 Jahren handelt es sich dabei um die älteste bisher bekannte Frauendarstellung des Burgenlandes. Unter der Bezeichnung „Venus von Draßburg“ ist sie nicht nur Fachleuten ein Begriff. Fruchtbarkeitssymbol, menschengestaltige Gottheit oder einfach nur „die Arbeit eines fantasiebegabten Töpfers“? Aufgrund der expliziten Darstellung der Geschlechtsmerkmale wird ein Zusammenhang mit einem Fruchtbarkeitskult des Frühneolithikums vermutet.
Der Fundort der prominenten Tonscherbe – der Draßburger Taborac - lieferte aber noch zahlreiche weitere urgeschichtliche Artefakte: Aus dem Mittel- und Spätneolithikum stammen verschiedene Steingeräte wie Beile, Lochäxte, Klingen und Kratzer sowie Schmuckgegenstände aus Muscheln und Tierzähnen. Spektakulär ist der Fund eines urnenfelderzeitlichen Bronzedepots – einer Ansammlung aus bronzenen Werkzeugen, Waffen und Schmuckgegenständen aber auch Gussresten mit einem Gesamtgewicht von über 26 Kilogramm. Etliche Gegenstände wurden vor der Niederlegung absichtlich unbrauchbar gemacht – Ausdruck einer kultischen Handlung?
Namengebend ist Draßburg für einen Zeitabschnitt am Übergang von Früh- zu Mittelbronzezeit. Die Draßburger Kultur, nach einem charakteristischen Verzierungselement auf Tongefäßen auch Litzenkeramik-Kultur genannt, hat ihr Kerngebiet im nördlichen Burgenland. Die typischen kleinen Tonkrüge fanden allerdings eine deutlich weitere Verbreitung bis zum westlichen Balkan. Sie werden meist als „Exportgut“ – ehemals mit Handelsware gefüllt – interpretiert.