Römische Siedlung und awarisches Gräberfeld in Podersdorf am See
Südlich von Podersdorf wurde ausgehend von einer bekannten frühmittelalterlichen Fundstelle auf den Winkeläckern in den Jahren 2014 bis 2018 ein 36 Hektar großes Areal geophysikalisch prospektiert. Die archäologischen Ausgrabungen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Institut für Mittelalterforschung) zeigten, dass dieses Gebiet zumindest seit der Römischen Kaiserzeit intensiv besiedelt war. Neben einem großen Gräberfeld mit Grabhügeln und Grabgärtchen fand sich in unmittelbarer Nähe eine zeitgleiche Siedlung, die bis ins Hochmittelalter (12.-13. Jahrhundert) mit Unterbrechungen genutzt wurde.
Im Zuge der mehrjährigen Grabungskampagnen an der Fundstelle wurde ein awarenzeitliches Gräberfeld dokumentiert und erforscht. Bislang konnten auf diese Weise 35 Gräber untersucht werden. Verschiedene Teile von Gürtelgarnituren, dreiflügelige Pfeilspitzen, Verstärkungsplatten aus Geweih für Reflexbögen, Glasperlen und Nadelbüchsen sind typisch für diese Zeit und das kulturelle Umfeld. Die Kerngruppe der damaligen Bevölkerung waren Awaren, deren Herkunft den historischen Quellen und genetischen Daten zufolge in den östlichen Steppengebieten Asiens lag.
Die ältesten Bestattungen in Podersdorf wurden am Beginn des 7. Jahrhunderts, also in frühawarischer Zeit angelegt. Eine Nutzung des Gräberfeldes kann vermutlich bis zum Ende des 8. Jahrhunderts angenommen werden. Als Besonderheit sind fünf Sonderbestattungen in einem sekundär als Grab verwendeten völkerwanderungszeitlichen Grubenhaus zu erwähnen, die am Rand des Gräberfeldareals gefunden wurden. Drei der Toten waren in gestreckter Rückenlage, die übrigen zwei in seitlicher Hockerlage bestattet.
In den kommenden Jahren sollen weitere Teile dieser einzigartigen Siedlungslandschaft am Ostufer des Neusiedler Sees systematisch untersucht werden.