Römisches Müllendorf
Die Siedlungsspuren im Bereich des Ortskerns von Müllendorf gehören zu einer kleinstädtischen Siedlung aus der römischen Kaiserzeit, bei der es sich möglicherweise um das aus dem Itinerarium Antonini bekannte antike Mutenum handelt. Im Zuge der archäologischen Ausgrabungen der Universität Wien wurden seit 2020 die Ruinen des römischen Vicus freigelegt und Einblicke in die unterschiedlichen Funktionen der nachgewiesenen Gebäude erbracht. An dem NO-SW-orientierten Straßenkörper, der die Untersuchungsfläche annähernd in der Mitte teilt, lagen die für einen Vicus typischen Streifenhäuser, straßenseitig könnten hier Geschäfte untergebracht gewesen sein. An der gegenüberliegenden Straßenseite im Osten wurde eine Taberna freigelegt, die als Laden, Werkstätte oder auch Gasthaus genutzt wurde. Ihre direkte Lage an einer römischen Straße unterstreicht ihre Rolle für Handel und Reiseverkehr.
Der Nachweis verschiedener Herdstellen und Öfen sowie einer Darre in einem Raum der Taberna spricht für eine Nutzung des Gebäudes als Gaststätte. Südlich des Taberna-Baus befand sich ein zweites größeres Gebäude, das als Wohngebäude interpretiert wird. Ein Teil eines Podiumstempels mit Kultplatz konnte im Nordwesten der Parzelle festgestellt werden. Welcher Göttin oder welchem Gott dieses Heiligtum geweiht war, konnte bislang nicht geklärt werden. Die archäologische Untersuchung eines Grundstückes in unmittelbarer Nähe brachten eine Badeanlage zum Vorschein.
Zahlreiche archäologische Fundgegenstände wurden im Rahmen der Grabungskampagnen seit 2020 geborgen und restauriert. Sie werden in absehbarer Zeit dem Burgenländischen Landesmuseum übergeben und können dann auch der Öffentlichkeit präsentiert werden. Von Landesseite ist auch die Präsentation eines originalen Teilbereichs der Siedlung geplant.