Sigleß
In Sigleß wurden Spuren aus vielen ur- und frühgeschichtlichen Zeitabschnitten festgestellt, größte Aufmerksamkeit erlangte aber ein awarenzeitliches Gräberfeld im Kloaschitzwald, auf nordöstlichem Gemeindegebiet gelegen. Von 2007-2014 wurden jährliche Grabungskampagnen unter der Leitung von Dorothea Talaa durchgeführt, die teils Sensationelles zum Vorschein brachten. Rund 150 Gräber wurden insgesamt entdeckt, der größte Teil entstammt spätawarisch-karolingischer Zeit. Im Laufe der Untersuchungen stellte sich heraus, dass das Areal bereits in der Spätbronzezeit als Friedhof genutzt wurde, wovon ein Urnengrab mit Grabstein zeugt. In der darauffolgenden Hallstattzeit wurden ebenfalls Brandgräber angelegt, aus der Römerzeit stammt ein Grabmonument, bestehend aus Stufenfundament, Basissockel und Grabädikula, in welcher der wohlhabende Verstorbene mit seiner Frau dargestellt war. Ringsum wurden ein weiterer Sockel einer ähnlichen Grabstätte sowie römische Urnengräber lokalisiert, in denen möglicherweise Familienmitglieder die letzte Ruhe fanden.
Highlight des awarischen Hügelgräberfeldes ist die Bestattung eines ungewöhnlich hoch gewachsenen Mannes mit Waffenbeigaben, die als Kriegergrab bezeichnet werden kann. Die bairisch-fränkische Bewaffnung mag für einen Krieger des awarischen Vasallenkhaganates sprechen, das unter fränkischer Oberherrschaft eingerichtet wurde. Der Mann fungierte nach Interpretation der Ausgräberin möglicher Weise als eine Art politisches Aufsichtsorgan über die Awaren.
Spektakuläre Funde aus dem Hügelgräberfeld werden am Gemeindeamt Sigleß in mehreren Vitrinen ausgestellt.