Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im März 1938 änderte sich die Lebenssituation für die 3.600 - 4.000 BewohnerInnen der jüdischen Gemeinden von Kittsee, Frauenkirchen, Eisenstadt, Mattersburg, Lackenbach, Kobersdorf und Deutschkreutz im Norden sowie Rechnitz, Oberwart/Stadtschlaining und Güssing im Südburgenland radikal. Die Vertreibung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung des Burgenlandes erfolgte innerhalb weniger Monate. Zum Zeitpunkt der Novemberprogrome (9./10. November 1938) waren die Juden des Burgenlandes bereits vollständig vertrieben.
1.286 jüdischen BurgenländerInnen gelang bis 31. Dezember 1938 die Ausreise über eine Zwischenstation in Wien. Der Rest geriet in die Mühlen der NS-Vernichtungsmaschinerie. Für das Burgenland nimmt man an, dass ca. 30 % der burgenländischen Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus ermordet wurden.
Beim Bau des so genannten „Südostwalls“ kamen ab Herbst 1944 neben Zivilisten, KZ-Insassen und Zwangsarbeitern auch ungarische Jüdinnen und Juden zum Einsatz. Die Lebensumstände der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter waren derart katastrophal, dass tausende Jüdinnen und Juden aus Entkräftung und infolge von Typhus verstarben. Besonders im Zuge der Evakuierungen der zahlreichen Ostwalllager kam es in burgenländischen Gemeinden - beispielsweise in Deutsch Schützen, Jennersdorf, Neuhaus am Klausenbach, Donnerskirchen und Siegendorf - zu schrecklichen Massakern. Der Mord an ungarischen Juden beim Kreuzstadl in Rechnitz am 24. März 1945, bei dem ca. 180 Personen ermordet und auf freiem Feld verscharrt wurden, beschäftigt seit 1945 Gerichte und Medien gleichermaßen. Seit vielen Jahrzehnte bemüht man sich vergeblich, die Toten von Rechnitz zu finden, um sie in würdiger Form und nach mosaischem Ritus bestatten zu könne. Eine Initiative bestehend aus Bundesdenkmalamt, dem Land Burgenland und dem Verein Refugius wird aber auch in Zukunft die Suche nach dem Massengrab bis zum Auffinden der Toten fortsetzen. Diese Endphasenverbrechen können als der „burgenländische Holocaust“ bezeichnet werden.
Im Jahr 2008 begann das Kulturreferat des Landes Burgenland mit der Erstellung einer wissenschaftlichen Datenbank über die Opfer des Nationalsozialismus. In der Opferdatenbank sind die Lebens- und Todesdaten von 1.183 Jüdinnen und Juden erfasst, die Opfer der Shoah wurden. Die Datenbank vermerkt aber auch die Namen von 353 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern, die im Burgenland in den Jahren 1944 und 1945 verstorben sind. Die diesbezüglichen Daten stammen größtenteils aus den Standesamtsunterlagen von Siegendorf, Deutschkreutz und Neudörfl.
Nähere Infos zum Projekt unter: https://www.burgenland.at/themen/wissenschaft/opferdatenbank/