Konzert: „Es wartet doch so viel auf mich“
 

In Kooperation mit den Musikschulen Oberpullendorf und Deutschkreutz, der Gedenkinitiative shalom.nachbar in Lockenhaus sowie mit dem Franz-Liszt-Gymnasium Oberpullendorf fand am 18. April das bereits zweite Konzert der Veranstaltungsreihe MUSIK.GEDENK.SCHULE – Musikalische Wege des Erinnerns statt.

„Die wesentlichen Ziele sind, junge Musiker:innen in der Region mit Werken und Biographien jüdischer Komponist:innen bekannt zu machen, den Raum in der ehemaligen Synagoge in Kobersdorf mit dieser Musik zum Klingen zu bringen und an vertriebene und ermordete jüdische Menschen aus der Region zu erinnern“ (Ruth Patzelt, Programmheft).

Der Abend war der Erinnerung an Ruth Maier und weitere von den Nationalsozialisten geflohene und ermordete jüdische Jugendliche gewidmet. Ruth Maier wurde im Jahr 1920 in Wien geboren. In ihrer Jugend begann sie Tagebücher zu schreiben. An ihrem 18. Geburtstag wurde sie Zeugin der Gewaltexzesse des Nazi-Mobs während des Novemberpogroms 1938 in Wien: Ruth Maier, die zuvor nur eine lose Beziehung zum Judentum hatte, begann in ihrem Tagebuch eine Auseinandersetzung über ihre Identität. Nach ihrer Flucht aus Wien fand sie im Jänner 1939 Zuflucht in Norwegen. Im November 1942 lieferte die Polizei sie an die Nationalsozialisten aus. Gemeinsam mit Hunderten norwegischen Jüdinnen und Juden von Oslo nach Auschwitz deportiert, wurde sie dort am 1. Dezember 1942 ermordet.

Schüler:innen des Gymnasiums Oberpullendorf setzten sich mit der tragischen Vergangenheit von Ruth Maier auseinander und präsentierten im Rahmen des Konzertabends in der Synagoge ihre Arbeiten.

Zu Besuch war außerdem Rachel Schon, Urenkelin von Emanuel und Valerie Stössel aus Lockenhaus. Im Jahr 1938 gelang ihrer Großmutter Sophie mit 19 Jahren die Flucht nach England. Rachel Schon kam im April 2024 nach Österreich und erzählte in den Schulen der Region die Geschichte ihrer Familie. Beim Erinnerungskonzert in der ehemaligen Synagoge hielt sie eine berührende Ansprache, wobei sie auch über ihren Besuch am Friedhof in Lackenbach berichtete und die Bedeutung der Erinnerungssteine in Mödling für ihre Familie hervorhob. Begleitet wurde sie von ihrer Schwester Imogen und deren Ehemann. Gemeinsam besuchten sie Lockenhaus und das Haus, in dem ihr Urgroßvater Emanuel Stössel geboren wurde.

Die musikalischen Beiträge des Abends wurden von Schüler:innen der beiden Musikschulen des Bezirkes, von Schüler:innen des Gymnasiums Oberpullendorf und Pädagog:innen gestaltet. Unter anderem waren zu hören: Amy Winehouse, Fritz Spiegl (ein junger Burgenländer, der ebenfalls mit einem Kindertransport fliehen konnte), Sholom Secunda und John Zorn.

Die nächste Veranstaltung dieser Reihe - „Violins of Hope“ - findet am 22. Oktober 2024 in der Kobersdorfer Synagoge statt.

Nähere Informationen finden sie unter musikgedenkschule.com oder shalom-lockenhaus.at.