Eröffnung der umfassend restaurierten ehemaligen Synagoge Kobersdorf
Am 26. April 2022 wurde die umfassend restaurierte ehemalige Synagoge Kobersdorf feierlich eröffnet. Das Land Burgenland erwarb das Haus 2019 und begann nach einer fast einjährigen Planungsphase im Herbst 2020 mit der Generalsanierung. Das Haus soll als Kultur-, Wissenschafts- und Bildungszentrum mit einem Schwerpunkt auf jüdische Kultur und Geschichte dienen und künftig Raum für Vorträge, Konzerte und Symposien bieten.
Das Gebäude soll ein sichtbares Zeichen dafür sein, dass das Land Burgenland sich seiner jüdischen Wurzeln, seiner jüdischen Traditionen und seiner Verantwortung für die jüdischen Opfer aus der Zeit des NS-Terrors bewusst ist, das Haus wird daher künftig allen Jüdinnen und Juden aus Österreich, in besonderer Form auch den Überlebenden und den Nachfahren der Shoah, jederzeit offenstehen.
Beim Kauf der Synagoge durch das Land Burgenland im Jahr 2019 war das Gebäude trotz etlicher Investitionen in desolatem Zustand, zunächst war der Umgang damit ungeklärt. Schließlich fiel die Entscheidung, das symbolträchtige Haus nicht nur als Mahnmal zu belassen, sondern es auszubauen. Beschlossen wurde eine umfassende Sanierung, die alle Erfordernisse einer modernen Veranstaltungsstätte erfüllt, die sich aber gleichzeitig möglichst am Original von 1860 orientiert. Die Synagoge kann nun sehr ursprünglich erhalten bleiben, indem ein neu errichtetes Gebäude, durch das die Synagoge auch betreten wird, die nötige Infrastruktur beherbergt.
Seit kurzem hat das Bundesdenkmalamt den gesamten ehemaligen jüdischen Gebäudekomplex - bestehend aus der Synagoge, der benachbarten ehemaligen Gemischtwarenhandlung sowie dem dazugehörigen Wirtschaftsgebäude - unter Ensembleschutz gestellt.
Die Synagoge ist für höchstens 140 Personen behördlich genehmigt. Sie soll für Bildungs-, Kultur- und wissenschaftliche Projekte mit direktem Bezug zur jüdischen Kultur und Geschichte genutzt werden. Die Voraussetzung für jedes Veranstaltungsformat ist ein starker thematischer Bezug zur jüdischen Kultur und Geschichte. Ein dazu eingerichteter Beirat berät das Land bei der Programmierung. Ihm gehören Vertreter von burgenländischen Gedenkinitiativen, Bildungs-, Forschungseinrichtungen, der IKG Wien und Vertreter der jüdischen Glaubensgruppe an. Das Jahresprogramm besteht aus Führungen für Schulen und für Erwachsene, aus wissenschaftlichen Vorträgen und Workshops, einem jährlichen internationalem Symposium, aus Lesungen und jüdischen Musikdarbietungen.
Das Land Burgenland ist für die Organisation und Programmierung verantwortlich und kooperiert dazu mit der IKG Wien, dem Österreichischen Jüdischen Museum, den Burgenländischen Volkshochschulen, der Burgenländischen Forschungsgesellschaft, dem Joseph Haydn Konservatorium, dem Verein Refugius, dem Dokumentationszentrum des Österreichischen Widerstandes, dem Verein Misrachi Wien, der Bildungsdirektion Burgenland, den Kultur-Betrieben Burgenland, dem Verein Erinnern.at, der Pädagogischen Hochschule, dem Heimathaus Kobersdorf und der Gemeinde Kobersdorf.