Filmpräsentation: Lackenbach. Meine Kehillah
 

Filmpräsentation: Lackenbach. Meine Kehillah
 

Für einen fulminanten Saisonstart in der ehemaligen Synagoge Kobersdorf sorgte am 4. April 2024 Norbert Blecha mit seiner neuen Doku-Verfilmung „Lackenbach. Meine Kehillah“.

Mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde Lackenbach rückt der neue Dokumentarfilm der burgenländischen Terra Film des Produzenten Norbert Blecha ein Stück burgenländischer Zeit- und Kulturgeschichte in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Der Dokumentarfilm beschäftigt sich mit dem Schicksal ausgewählter Protagonist:innen, die den Holocaust überlebt haben, weil ihnen die Flucht ins Ausland gelungen ist. Zentral ist dabei die Frage nach der kollektiven Erinnerung an diese einst größte jüdische Gemeinde im Burgenland: Wie erinnern sich die Nachfahren der jüdischen Bewohner:innen an Lackenbach? Und wie erinnern sich die heutigen Bewohner:innen Lackenbachs an die frühere jüdische Gemeinde? Zu Wort kommen Personen aus der jüdischen Comunity. Deren Familien stammen aus Lackenbach, haben hier gelebt und sind von hier vertrieben worden. Einer davon ist David Joseph. Die Mutter des späteren britischen Kronanwaltes gelangte von Lackenbach über Wien in einem Kindertransport nach London. Erst sehr spät hat Joseph die Geschichte seiner Familie hinterfragt. Anlass war ein Foto seiner Lackenbacher Familie, von der er keine Person kannte. Erst allmählich kam dieser Teil der Familiengeschichte wieder zum Vorschein.

Dan Saad, er lebt heute mit seiner Familie in Frankreich, hat mit seinem Buch über die österreichisch-ungarischen Wurzeln seiner Familie einen Anstoß für Blechas Dokumentarfilm über die Jüdische Gemeinde Lackenbach gegeben. 

Jüdische Gemeinde Lackenbach
Lackenbach im Bezirk Oberpullendorf war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts von den Siebengemeinden, die als jüdische Siedlungen seit dem 18. Jahrhundert unter landesherrschaftlichem Schutz standen, jene mit dem größten jüdischen Bevölkerungsanteil unter Esterházyscher Herrschaft im heutigen Burgenland. Diese sieben Gemeinden fielen der Herrschaft des Nationalsozialismus zum Opfer – bereits im November 1938 wurde das Burgenland für „judenfrei“ erklärt.

Nur wenige Wochen nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden die Lackenbacher Juden aus ihren Häusern vertrieben, ihre Geschäfte wurden geplündert. Sie mussten die Ortschaft verlassen und ihr Eigentum zurücklassen. Ein Teil wurde nach Wien zwangsumgesiedelt. Nur wenigen gelang die Emigration nach Palästina, unter ihnen war der letzte Rabbiner aus Lackenbach, Rabbi Unger. Etwa 190 Jüdinnen und Juden, die in Lackenbach geboren worden waren und bis 1938 dort lebten, kamen im Holocaust ums Leben.

Stuntman, Schauspieler und Filmproduzent
Der österreichische Filmproduzent Norbert Blecha wurde 1950 in Wien geboren. In den frühen 1970er Jahren ging er nach Amerika, wo er in Hollywood als Stuntman und als Schauspieler arbeitete. Nach zwölf Jahren kam Blecha wieder zurück nach Österreich und gründete in St. Georgen die Terra Film. Zahlreiche Filmproduktionen im Ausland folgten. Seit 2022 ist St. Georgen wieder das logistische Zentrum der Firma. Seine Familie stammt aus dem Burgenland und er hat seine Unternehmen wieder im ursprünglichen Familienbesitz eingerichtet.