Rainer Schoditsch
Geboren 1971, aufgewachsen in Welgersdorf, einem kleinen Ort im Südburgenland, lebt in Wien, arbeitet in Wien und Eisenstadt, Schullaufbahn in Oberschützen, Matura 1989, Studium der Publizistik und Handelswissenschaften in Wien, seit Anfang der 2000er Jahre überwiegend als Fotograf tätig, Schwerpunkt Architektur und architekturverwandte Bereiche.
Werktitel: „Artificial Respiration Buildings“
Die Serie „Artificial Respiration Buildings“ beschäftigt sich mit den Kehrseiten der mehr oder minder glanzvollen, dem Menschen zugewandten Seiten unserer Produktions- und Konsumwelt. Sie zeigt gesichtslose, identitätslose Gebäudehüllen, deren Überleben nur durch künstliche Beatmung mittels zahlloser Klimakompressoren und Lüftungsanlagen gewährleistet werden kann. Ohne diese künstliche Beatmung ist ein Aufenthalt, ein Arbeiten in diesen Gebäuden aufgrund deren Bauweise nicht mehr möglich. Sie führt zu klirrender Kälte in den Wintermonaten und zu unerträglicher Überhitzung in den Sommermonaten.
Den klimatischen wie auch ökonomischen Umständen, begegnete man traditionell – auch oder gerade im Burgenland – mit Hausverstand und dem Wissen über das Bauen, das frühere Generationen den nachfolgenden weitergaben: mit der Verwendung regional verfügbarer Baumaterialien, kurzen Transportwegen, sparsamem Umgang mit den Ressourcen, kenntnisreicher Planung, handwerklichem Können und Reparierbarkeit.
Ein Gebäude zu errichten, dessen Lebensdauer mit 20 oder 30 Jahren begrenzt sein würde, wie es bei den Gebäudehüllen in den Einkaufs- und Gewerbezentren landauf landab der Fall ist, wäre undenkbar gewesen.
Wir nehmen es heute achselzuckend hin. Wir haben uns daran gewöhnt.
Die Errichtung von Gebäudekomplexen zuzulassen, bestehend ausschließlich aus industriell gefertigten Produkten, zu einem guten Teil nur mit großem Aufwand zu entsorgen, Sondermüll der Zukunft, heran gekarrt über hunderte, wenn nicht tausende Kilometer. Irreparable Wegwerf-Gebäude mit eng begrenzter Lebensdauer. Nur unter Aufwendung weiterer Energie für Klimatisierung und Belüftung überhaupt benutzbar.
Sie stehen quer über das Land verteilt, immer an den Rändern unserer Orts- und Stadtzentren, deren Belebung wir uns wünschen und deren zunehmende Verödung wir beklagen.
Die drei großformatigen Fotoarbeiten im Format 100 x 150 cm zeigen isolierte, anonymisierte Ausschnitte ohne Verortung und ohne jeglichen Kontext. Sie stehen damit exemplarisch und in ihrer präzisen und lapidaren Beobachtung für ein Phänomen, gleichwohl Problem unserer Gegenwart, das vor allem zukünftige Generationen zu lösen haben werden.