Fronwiesen und Johannesbach 

Verordnung der Burgenländischen Landesregierung vom 5. November 2013, mit der Teile der Katastralgemeinde Leithaprodersdorf zum „Europaschutzgebiet Fronwiesen und Johannesbach“ erklärt werden.

LGBl. 2013-64, Erläuterung, Karte, Standard-Datenbogen
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Naturräumliche Beschreibung

Das im Gemeindegebiet von Leithaprodersdorf liegende, rund 49 ha umfassende „Europaschutzgebiet Frauenwiesen und Johannesbach“ umfasst fünf Teilgebiete:

  1. Johannesbach (ca. 8,5 ha)
  2. Weierwiesen (ca. 8,5 ha)
  3. Odelwiesen (ca. 10 ha)
  4. Fronwiesen (ca. 17 ha)
  5. Verbindungsgräben (ca. 5 ha)

Der Johannesbach entspringt am Fuße des Leithagebirges im östlichen Wiener Becken südlich der Ortschaft Leithaprodersdorf. Von der Quelle fließt der Johannesbach auf einer Strecke von rund 6,5 km Richtung Nordosten und mündet bei der Kotzenmühle südöstlich von Seibersdorf rechtsufrig in die Leitha. Das Einzugsgebiet des Johannesbaches liegt im Bereich der Leithaniederungen, welche dem Naturraum „Feuchte Ebene“ angehören.
Die Weierwiesen grenzen südlich unmittelbar an den Johannesbach an und sind ein traditionelles Mähwiesengebiet, das sich aufgrund der feuchten Standorts-bedingungen für den Ackerbau nicht gut eignet und daher bis heute erhalten geblieben ist. Die unterschiedliche Bewirtschaftung (Intensität des Düngereinsatzes, Mähzeitpunkt) und das Kleinrelief führten zu einer sehr vielfältigen Ausprägung der Wiesentypen. So treten einerseits intensiv genutzte, aufgedüngte und daher artenarme Glatthaferwiesen mit dominierendem Rohrschwingel (Festuca arundinacea), andererseits aber auch sehr artenreiche Halbtrockenrasen mit Aufrechter Trespe (Bromus erectus) auf. Als Besonderheit blieb in einer ausgeprägten Senke, die aus dem einstigen Lauf des Johannesbaches hervorgegangen ist, eine Pfeifengraswiese erhalten. Teile der Mähwiesen wurden in den letzten Jahrzehnten umgebrochen und kurzzeitig als Ackerfläche bewirtschaftet, anschließend jedoch wieder stillgelegt. Diese Grünbrachen beinhalten zum Teil noch das ursprüngliche Artenspektrum, besonders im Bereich feuchter Senken finden sich zahlreiche Seggenarten.
Bei den Odelwiesen handelt es sich um einen Komplex verschiedener Wiesentypen, die großteils noch bewirtschaftet werden. Die Wiesen liegen unmittelbar nördlich des Gemeindegebietes von Loretto und sind rundum von Gräben abgegrenzt.
Die am Nordrand des Leithagebirges, nahe Loretto, gelegenen Frauenwiesen zählen zu den schönsten und botanisch reichhaltigsten Feuchtwiesen im Burgenland. Der geologische Untergrund des etwa 17 ha umfassenden, leicht nach Nordwesten geneigten Gebietes wird von pannonen Tegeln und Sanden aufgebaut. Die Bodenbildung ist wesentlich durch den Einfluss von zu Tage tretenden Hangquellen des nahen Leithagebirges geprägt. In den tieferen, vom Grundwasser beeinflussten Lagen kommt es zur Ausbildung von Hanggleyen, während sich die höher und trockener gelegenen Böden zu Tschernosemen entwickelten. Das ausgedehnte Wiesengebiet wird von mehreren Senken durchzogen, in denen sich Grauweidengebüsche etabliert haben.
Im Südosten des Schutzgebietes befindet sich ein kleines Kopfbinsen-Kalkflachmoor. Hier treten einige für das Burgenland besonders seltene Pflanzenarten auf: Mehl-Primel (Primula farinosa), Fettkraut (Pinguicula vulgaris), Simsenlilie (Tofieldia calyculata), Breitblättriges Wollgras (Eriophorum latifolium), Fieberklee (Menyanthes trifoliata) und Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris).
In den Pfeifengraswiesen findet der Duft-Lauch (Allium suaveolens) sein einziges Vorkommen im Burgenland. Die bestandsbildenden Gräser sind das namengebende Pfeifengras (Molinia caerulea) sowie das Sumpf-Blaugras (Sesleria uliginosa). Zu den charakteristischen und auffallenden Pflanzenarten zählen Orchideen wie Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Fleischfarbenes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata), Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris), Breitblatt-Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) sowie Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe), Pannonische Platterbse (Lathyrus pannonicus), Niedrige Schwarzwurz (Scorzonera humilis), Kriech-Weide (Salix repens subsp. rosmarinifolia) und Trollblume (Trollius europaeus). Bemerkenswert ist weiters der Weiße Germer (Veratrum album), der hier als präalpines Florenelement häufig anzutreffen ist.
Auf den höher gelegenen Teilen der Frauenwiesen kommen Halbtrockenrasen mit dominierender Aufrechte Trespe (Bromus erectus) und dem Furchen-Schwingel (Festuca rupicola) zur Ausbildung. Bemerkenswert ist das Vorkommen des Österreichischen Enzians (Gentianella austriaca) und des Helm-Knabenkrautes (Orchis militaris).
Auf sehr kleinen Flächen beschränkt sich das Vorkommen von Kleinseggen-Beständen, die von der Zweizeiligen Segge (Carex disticha) dominiert werden. Als große Besonderheit ist hier die Buxbaum-Segge (Carex buxbaumii) anzutreffen.
Die wasserführenden Verbindungsgräben zwischen den einzelnen Gebieten dienen als Korridore und Biotopverbund zwischen den einzelnen Teilgebieten.

Schutzinhalte

Entsprechend den unterschiedlichen Standortsbedingungen von lang anhaltender Vernässung nahe den Quellaustritten bis zu frühzeitiger Trockenheit der höher gelegenen Lagen finden sich mehrere Wiesentypen im Gebiet. Die ökologische Reihe läuft von einem Kopfbinsen-Kalkflachmoor und Kleinseggenried des Lebensraumtyps 7230 Kalkreiche Niedermoore über Pfeifengras-Streuwiesen, die dem Typ 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) zugeordnet werden bis zu Halbtrockenrasen, die dem Typ 6210 *Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia) entsprechen. Intensiver genutzte Flächen weisen Glatthafer-Fettwiesen des Lebensraumtyps 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) auf.
Der Johannisbach beherbergt ein individuenstarkes Vorkommen der Gemeinen Bachmuschel (Unio crassus), das die höchsten Individuendichte im Burgenland aufweist, und ein ebenfalls sehr reiches Vorkommen des Bitterlings (Rhodeus sericeus amarus).