Natur- und Landschaftsschutzgebiet Siegendorfer Pußta und Heide
KG Siegendorf, LGBl. Nr. 31/1970
Aus der ebenen Landschaft am Rande des Wulkabeckens, hin zum Ruster Höhenzug erhebt sich die Geländekante der Siegendorfer Sandpußta. Am Nordrand des nahe gelegenen Oberseewaldes befindet sich die Siegendorfer Heide, ein stark mit Weidesträuchern verwachsenes Gelände. Den Untergrund bilden kalkreiche pannone Sande mit einer reichen Fossilführung. Besonders häufig sind versteinerte Schneckengehäuse, die im feinen Sand leicht zu finden sind. Der Reichtum an Versteinerungen steht einer vielfältigen und seltenen, noch heute lebenden Flora und Fauna gegenüber.
Das bereits früh von seiner natürlichen Waldbedeckung befreite Gebiet ist durch eine über Jahrhunderte währende Beweidung geprägt. Fraß und Betritt der Weidetiere und das trocken-warme Klima der steilen Hänge begünstigten gehölzfreie, von Gräsern dominierte Lebensgemeinschaften. Die steppenähnliche, bereits im Sommer durch die Trockenheit strohig-gelb werdende Vegetation erstrahlt im Frühling und Frühsommer in einer einzigartigen und völlig unerwarteten Blütenpracht. Der etwas fremd anmutende Charakter dieser Landschaft wird von einer artenreichen Fauna und Flora unterstützt, die aus dem Mediterranraum und den kontinentalen Steppengebieten kommend, auf klimatisch günstige Lagen vordringen konnten. Heute beschränkt sich das Vorkommen dieser Vorposten auf zumeist stark geneigte oder unebene Flächen, die einer landwirtschaftlichen Intensivierung trotzten.
An den sonnseitigen Lagen der Siegendorfer Pußta wächst ein Tragant-Furchenschwingel-Trockenrasen. Nur sehr selten, am Rande des Hohlweges, sind noch offene Sandflächen vorhanden. Hier ist die Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium) und der Sand-Wegerich (Plantago arenaria) mit anderen Sandpionieren zu finden. Offene Sandflächen waren einst durch den Betritt des Weideviehs im Gebiet weit verbreitet, heute sind sie lediglich im Bereich von Fahrwegen und Tierbauten anzutreffen und zählen zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen in Österreich. Kreuzblumen-Fiederzwenken-Halbtrockenrasen sind an den nordseitigen Hängen verbreitet.
Eine Vielzahl an Tieren aus dem Mittelmeergebiete und den Steppen Südosteuropas bevölkern die heimischen Trockenstandorte. Unter den Säugetieren gibt es nur wenige Arten, die speziell an Trockenrasen angepaßt sind. Der einzig echte Trockenrasenbewohner ist das Ziesel (Citellus citellus).
Besonders überraschend ist das Vorkommen von Salzböden in einer kleinen Bodenmulde am Fuße der aufsteigenden Geländekante. Die hier ausgebildete binnenländische Salzsumpfwiese zeigt in ihrer Zusammensetzung Einflüsse aus den angrenzenden Pfeifengras-Streuwiesen.
Die Trockenrasen der Siegendorfer Heide befinden sich im Unterschied zu denen der Sandpußta über tiefgründigen und weitgehend kalkfreien Sandböden, die zur Entstehung von bodensauren Erdseggen-Furchenschwingel-Trockenrasen geführt haben. Der dichte Bestand wird von hochwüchsigen Gräsern bestimmt und ist reich an säureliebenden Arten.