Biomonitoring mit Flechten in Österreich
Eine Studie zur Luftgüte im Burgenland
Bewertung der Aufsammlungen der Jahre 2002, 2006, 2008, 2011, 2014 und 2017.
Flechten sind symbiotische Organismen aus Algen (meist Blau - oder Grünalgen) und Pilzen (hauptsächlich Asco- und Basidiomyceten), wobei der Pilz die Versorgung der Flechte mit Wasser und Mineralsalzen übernimmt und die Alge zur Photosynthese befähigt ist. Anders als Pilze, Moose oder Gefäßpflanzen nehmen epiphytische Flechten ihre Nährstoffe nicht aus dem Substrat, auf dem sie wachsen, sondern fast ausschließlich aus der Atmosphäre auf. Diese Lebensform hat eine ausgeprägte Fähigkeit zur Akkumulation von Schwermetallen und Radionukliden zur Folge.
Flechten können diverse, auch toxische, Substanzen akkumulieren. In Ermangelung eines Absorptionssystems, wie das der Wurzeln der höheren Pflanzen, findet die Aufnahme der Schwermetalle aus der Atmosphäre statt. PUCKETT 1976 erörtert die Fähigkeit der Flechten, Stoffe weit über die physiologischen Bedürfnisse hinaus zu speichern. Diese Eigenart lässt sich auf das Fehlen der Cuticula, einer wachsähnlichen Schicht, zurückführen. Auch die Fähigkeit, Schwermetalle im Thallus zurückzuhalten ist eine Eigenschaft, welche Flechten zu idealen Akkumulations - Indikatoren macht.
Aufgrund dieser Faktoren verwendete man Flechten vorerst in stark abgasbelasteter Umgebung (siehe SKYE 1979; SAEKI et al. 1975; GARTY & GALUN 1977 sowie HYNINEN & LODENIUS 1986). Bald darauf erwachte das Interesse für die Hintergrundbelastung in Gebieten fernab menschlicher Beeinflussung (PUCKETT & FINEGAN 1980; PAKARINEN et al. 1978, BARGAGLI 1999). Flächendeckende Untersuchungen mit Flechten als Monitororganismen werden vor allem im Skandinavischen Raum, in Italien, in Nordamerika und in Österreich durchgeführt. In der Schweiz wurde von HEINRICH (1987) ein flächendeckendes Biomonitoring mit den Flechtenarten Pseudevernia furfuracea und Hypogymnia physodes durchgeführt. Die Erstellung von großflächigen Biomonitoring Netzwerken wurde bereits 1986 von der NATIONAL ACADEMY OF SCIENCE (USA) für vorrangig erklärt. Die UN-ECE Richtlinien von 1995 weisen ausdrücklich auf die Notwendigkeit langfristiger Untersuchungen mit Monitororganismen hin.
Biomonitoring-Studie 2002-2017