Geschichte des Landesarchivs
Das Burgenländische Landesarchiv entstand ohne formalen Gründungsakt allmählich in den Jahren nach 1922 und war bis 1938 innerhalb des Amtes der Landesregierung zusammen mit der Landesbibliothek einem Referat zugeordnet, das daneben zahlreiche andere Agenden (z. B. Pressedienst, Fremdenverkehr, Denkmalschutz) wahrzunehmen hatte.
Als Quartier diente den beiden Institutionen zunächst die Villa Tannenblatt (Waldgasse 23) in Sauerbrunn. In den Jahren 1926 bis 1929 wurde nach Plänen des Architekten Rudolf Perthen das Landhaus in Eisenstadt errichtet. Anfang 1930 zogen die ersten Abteilungen des Amtes der Landesregierung aus ihren provisorischen Unterkünften in Sauerbrunn in das neue Regierungsgebäude um. Der feierliche Einzug der Landesregierung am 31. März 1930 bildete den Abschluss der Übersiedlung. Das Landesarchiv wurde im Erdgeschoß des Osttraktes des Landhauses links vom Toreingang untergebracht, die Landesbibliothek rechts davon.
Nach der Auflösung des Burgenlandes mit 15. Oktober 1938 und der Aufteilung auf den Gau Niederdonau (die vier nördlichen Bezirke Neusiedl am See, Eisenstadt, Mattersburg, Oberpullendorf) und den Gau Steiermark (die drei südlichen Bezirke Oberwart, Güssing, Jennersdorf) blieb das Eisenstädter Archiv als Dienststelle weiterhin erhalten und wurde unter der Bezeichnung „Filialarchiv Eisenstadt“ dem Reichsgauarchiv für Niederdonau unterstellt. Sein räumlicher Zuständigkeitsbereich bezog sich allerdings nur auf die vier nördlichen Bezirke des aufgeteilten Landes, während für die drei südlichen Bezirke das Archiv der steiermärkischen Landeshauptmannschaft in Graz bzw. das spätere Reichsgauarchiv Steiermark zuständig war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Wiedererrichtung des Landes als selbstständiges Bundesland mit 1. Oktober 1945 wurden das Landesarchiv und die Landesbibliothek zu einer selbständigen Geschäftsabteilung des Amtes der Landesregierung (Abt. XII/2) zusammengefasst, die als solche bis 4. März 1998 bestand.
Auf Anordnung der sowjetischen Besatzungsmacht musste freilich im August 1945 das Landhaus geräumt werden, das Landesarchiv und die Landesbibliothek bezogen daraufhin ihr Quartier im alten leerstehenden Museumsgebäude im Leinner-Haus (Rusterstraße 12–14) in Eisenstadt. Der Kanzleibetrieb war bis 1953 im Eisenstädter Franziskanerkloster untergebracht.
Das Landhaus in Eisenstadt wurde in mehreren Bauphasen (1962–1971) durch einen Nordtrakt erweitert. Dessen nördlicher Abschluss bildete ein Gebäudeflügel, in dem ab Juni 1970 das Landesarchiv und die Landesbibliothek untergebracht waren.
Im Zuge einer Verwaltungsreform des Amtes der Landesregierung wurde mit Wirkung vom 5. März 1998 die bisher selbstständige Geschäftsabteilung Landesarchiv-Landesbibliothek mit der Kulturabteilung (damals Abteilung XII/1) zur neuen Abteilung „Kultur, Wissenschaft und Archiv“ (Abteilung 7) zusammengefasst; innerhalb dieser Abteilung bildeten die Referate Landesarchiv und Landesbibliothek bis 2016 das Hauptreferat „Landesarchiv und Landesbibliothek“ (Abteilung 7-AB).
Bei einer neuerlichen Verwaltungs- und Organisationsreform wurde mit Wirksamkeit vom 1. Juli 2016 die Abteilung 7 neu strukturiert und erhielt die neue Bezeichnung „Bildung, Kultur und Gesellschaft“. Gemeinsam mit dem Referat Landesbibliothek und dem neu gebildeten Referat Landesmuseen (bisher nachgeordnete Dienststelle) bildet das Referat Landesarchiv seitdem das neue Hauptreferat „Sammlungen des Landes“. Mit der neuen Geschäftseinteilung vom 22. April 2021 wurde die Abteilung 7 in „Bildung, Kultur und Wissenschaft“ umbenannt.
Im Sommer 2022 übersiedelte die Landesbibliothek zur Gänze in das 2019 bis 2022 renovierte und umgebaute Gebäude des Kulturzentrums Mattersburg. Das Landesarchiv ist seit damals auf zwei Standorte aufgeteilt: Im Kulturzentrum Mattersburg befinden sich die Büros der Mitarbeiter*innen, der Lesesaal und fünf Depoträume für das Archivgut, im Landhaus in Eisenstadt ein kleiner Leseraum und die Zentralregistratur des Amtes der Landesregierung sowie ein Teil sonstiger Archivbestände.
[Literatur: Jahresberichte des Burgenländischen Landesarchivs und der Burgenländischen Landesbibliothek, Eisenstadt 1949ff; Karl Semmelweis, 40 Jahre Burgenländische Landesbibliothek, Burgenländische Heimatblätter 24,3, 1962, 97–104; August Ernst, 50 Jahre Burgenländische Landesbibliothek, Burgenländische Heimatblätter 34,2, 1972, 49–66; Felix Tobler, Das Burgenländische Landesarchiv, Unsere Heimat 74, 2003, 116–117]