Geschichte der Landesbibliothek
Die Burgenländische Landesbibliothek wurde 1922, im Jahr nach der Angliederung des Burgenlandes an die Republik Österreich, gegründet. Ihr erster Standort war die „Villa Tannenblatt“ in Bad Sauerbrunn, dem provisorischen Sitz der Landesverwaltung. Die neu ins Leben gerufene Bibliothek konnte sich auf keinerlei historisch gewachsene Altbestände stützen. Ihr Grundstock bestand aus etwa 1400 Bänden bei denen es sich größtenteils um Dublettenspenden der Österreichischen Nationalbibliothek handelte.
Auf Grund der prekären wirtschaftlichen Situation der damaligen Regierung des jungen Bundeslandes war an eine gezielte Sammeltätigkeit in den Anfangsjahren der Bibliothek nicht zu denken.
Die Bibliothek fungierte zunächst hauptsächlich als Amtsbibliothek der Verwaltungsorgane der Burgenländischen Landesregierung. 1930 erfolgte die Übersiedlung der mit etwa 2700 Bänden noch immer recht bescheidenen Landesbibliothek nach Eisenstadt, welches fünf Jahre davor zur Landeshauptstadt des Burgenlandes erkoren worden war. Erst ab diesem Zeitpunkt konnte die Bibliothek auch als wissenschaftliche Studienbibliothek mit historischem Schwerpunkt etabliert werden.
Als 1938 das Burgenland aufgelöst und auf die „Reichsgaue“ Niederdonau und Steiermark aufgeteilt wurde, bedeutete dies jedoch nicht die Eliminierung der Landesbibliothek. Diese wurde zwar sozusagen still gelegt, ihre mittlerweile 10.000 Bände blieben jedoch als geschlossener Bestand erhalten. So musste die Bibliothek zwar nach einem Brand im Landhaus, dem 483 Bände zum Opfer fielen, in ein leer stehendes Bürgerhaus in der Ruster Straße, das sogenannte „Leinner-Haus“, übersiedeln, konnte jedoch ihren Auftrag, alles Schrifttum, welches über Bezüge zu Wesen, Geschichte und Gestalt des Burgenlandes verfügt, zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sofort wieder wahrnehmen. Ab den Fünfziger Jahren mit großzügigem Budget versehen, entfaltete die Landesbibliothek eine gezieltere Sammeltätigkeit, welche nach und nach – durch das Durchforsten der Angebote einschlägiger Antiquariate – auch die Lücken bezüglich des historischen Buchgutes wenigstens zu einem Gutteil schließen konnte.
In der Zeit von 1945 bis 1970 verdreifachte sich der Bestand der Burgenländischen Landesbibliothek. Die Räumlichkeiten des „Leinner-Hauses“ konnten dem Betrieb einer wissenschaftlichen Bibliothek von knapp 30.000 Bänden nun nicht mehr gerecht werden. Abhilfe schuf ein Zubau zum Landhaus, den die Landesbibliothek und das Landesarchiv mit ihren Mitarbeitern im Jahre 1970 beziehen konnten.
Mehr als verdreifacht hat sich allerdings der Bibliotheksbestand in den Jahren 1970 bis 2003: Mit über 120.000 Bänden ist die Burgenländische Landesbibliothek nun nicht mehr als kleine Bibliothek einzustufen. Einen wichtigen Schritt in Richtung Modernisierung unternahm die Bibliothek 1990 durch die Innovation eines EDV-gestützten Bibliothekssystems.
Das wachsen einer Bibliothek ist grundsätzlich positiv zu bewerten, bringt aber Platzprobleme mit sich.: Die Raumkapazitäten der im Zubau zum Landhaus-Alt vorhandenen Depots erschöpften sich zusehends. Nachdem verschiedene Planvarianten bezüglich Um-, Zu- und Neubauten gewälzt worden waren, fand sich die Lösung in der Sanierung und Adaptierung des seit mehreren Jahren leer-, aber unter Denkmalschutz stehenden Kulturzentrums Mattersburg. Großzügig mit Depots ausgestattet, wurde dieses nun zur neuen Heimstätte der Landesbibliothek. Nach Fertigstellung der Adaptionsbauten Ende Mai 2022 begann die logistisch äußerst herausfordernde Übersiedlung und bereits ab 1. August 20022 konnte die Landesbibliothek ihren Betrieb am neuen Standort aufnehmen, wo sie gemeinsam mit Landesarchiv, Literaturhaus und Volkshochschule das Kulturzentrum Mattersburg neu belebt.