Die Volksgruppen des Burgenlandes

Fruchtbares Miteinander als Fundament für gesellschaftlichen Zusammenhalt

Über die Jahrhunderte wurde das heutige Burgenland von seinen Volksgruppen, ihrer Kultur und Sprache entscheidend geprägt. Die ethnische Vielfalt ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Reichtums des Landes. Sie trägt wesentlich zum heutigen Selbstverständnis der Burgenländerinnen und Burgenländer bei. Das vielbeschworene partnerschaftliche, respektvolle Miteinander der Volksgruppen ist im Burgenland nicht nur Lippenbekenntnis, sondern täglich gelebte Realität und zu einem Charakteristikum der burgenländischen Identität geworden. 

Diese Vielfältigkeit und das wertvolle Kulturerbe zu erhalten, ist eines der zentralen Anliegen der Landespolitik. Im Regierungsprogramm ist deshalb die Förderung der Mehrsprachigkeit ebenso wie die Unterstützung der Vereine und Brauchtumspflege festgeschrieben. 

Volksgruppengesetz garantiert besonderen Schutz

Im 16. Jahrhundert im Zuge der Türkenkriege angesiedelt, zählt die kroatische Volksgruppe im Burgenland heute rund 35.000 Menschen; sie ist damit die zahlenmäßig größte anerkannte Volksgruppe in Österreich. Rund 4.500 Personen umfasst die Volksgruppe der Ungarn, und 3.000 bis 3.500 Personen aus der Volksgruppe der Roma sind heute im Burgenland angesiedelt; vor 1938 waren es noch rund 8.000. 

1976 wurden Kroaten und Ungarn, und erst im Jahr 1993 Roma und Sinti als Volksgruppe in Österreich offiziell anerkannt – ein bedeutender Schritt zu deren gesellschaftlicher Akzeptanz. Mit dem Gesetz genießen die Volksgruppen besonderen Schutz im Hinblick auf die Bewahrung ihrer Kultur, Sprache und Identität. 

Lebten auf dem Gebiet des heutigen Burgenlands um die Mitte des 19. Jahrhunderts etwa 8.000 Jüdinnen und Juden, wurden bei der Volkszählung 1934 nur mehr 3.632 jüdische Einwohner*innen gezählt. Heute leben nur mehr wenige jüdische Mitbürger*innen im Burgenland; umso stärker sind nun die Bemühungen, jüdischer Geschichte und Kultur zu größerer Sichtbarkeit zu verhelfen. Mit der vor zwei Jahren eröffneten ehemaligen Synagoge Kobersdorf als Gedenk- und Erinnerungsstätte und dem dort angebotenen Programm aus Führungen, Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen und Symposien sowie der Implementierung des Themas auf schulischer Ebene soll dies gelingen. 

Haus der Volksgruppen Burgenland

Im Sinne des einzigartigen, europaweit beispielhaften gesellschaftlichen Zusammenhalts und im Hinblick auf die Förderung des reichhaltigen kulturellen Erbes der Volksgruppen im Burgenland wurde nun ein weiterer Meilenstein gesetzt: Bis 2025 wird in Oberwart im ehemaligen städtischen Internat ein Haus der Volksgruppen errichtet. Das Haus soll eine öffentlich zugängliche Begegnungsstätte sein, in der die Zusammenarbeit der Volksgruppen vertieft und Schulungen, Workshops und Feste veranstaltet werden sollen. Das Volksgruppenhaus wird den Burgenländisch-Ungarischen Kulturverein, den Kroatischen Kulturverein im Burgenland, das Roma Service, das Mehrsprachige Offene Radio MORA sowie die VHS der Roma und die VHS der Ungarn beheimaten.